Kürzlich musste ich wieder an diese Szene aus dem Film „Pirates of Silicon Valley“ denken. Der junge Steve Jobs spaltet die Belegschaft seines jungen Vorzeigeunternehmens namens Apple, indem er dort zwei Teams bildet und sie gegeneinander antreten lässt: das Apple-Team gegen das Macintosh-Team. Es kommt zu Streitigkeiten, Schlägereien, das Thema polarisiert die Mitarbeiter wie Kunden und Beobachter der IT-Szene. Es endet damit, dass Jobs wenige Monate später seine eigene Firma verlassen muss.
Heute, gut 25 Jahre später, polarisiert Apple immer noch und gar mehr denn je. Man muss sich nur die Kommentare unter den Beiträgen durchlesen, die wir in den vergangenen Tagen über Apple und das neue iPhone 4S verfasst haben. Ich hab mir eine Zeitlang einen Spaß daraus gemacht, Apple abwechselnd zu loben und zu kritisieren, wofür ich regelmäßig entweder als „Fanboi“ oder „Apple-Hasser“ bezeichnet werde. Inzwischen lache ich nicht mehr, denn die Leute scheinen das ernst zu meinen, und etwas anderes als Schwarz und Weiß scheint es bei dem Thema für viele nicht zu geben.
Reizthema
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Es gibt immer ein Reizthema, an dem sich die Geister scheiden. Früher war es „Mac oder PC“, heute hat sich das reduziert auf „Apple oder nicht Apple“. Kein anderes Thema polarisiert so stark wie dieses. Und es scheint vielen nicht mehr um die Wahrheit oder das Abwägen von Argumenten zu gehen. Es geht aus irgend einem Grund um Gut, Böse und nichts dazwischen, wobei ich Apple auf beiden Seiten vertreten sehe.
Ein alter Bekannter lauerte mir vor ein paar Wochen auf einer Party auf. (Er hat studiert, einen sehr guten Abschluss gemacht, mehrere Jahre Berufserfahrung und verdient sehr gut.) Er kam auf mich zu, grinste und sagte mir, mein (leicht kritischer) Beitrag über Apples neues Betriebssystem Lion neulich sei ja Mist gewesen. Aha, antwortete ich, und wieso? Weil er vor ein paar Jahren auf Apple umgestiegen und das die beste Entscheidung seines Lebens gewesen sei. Was das damit zu tun habe, dass der Lion auf meinem Mac nur leidlich funktioniere, fragte ich zurück. Ich hätte da bestimmt etwas falsch gemacht, sagte er. Bei ihm funktioniere alles super.
Wenn es um Apple geht, zählen Argumente manchmal nicht mehr. Es scheint um mehr zu gehen als einfache Probleme. Es geht um das große Ganze.
Unter all den Trauerbekundungen um und Nachrufen auf Steve Jobs, fand ich in einer als seriös geltenden Zeitung auch eine Vergleich zwischen Jobs und Mahatma Gandhi. Irgendwann hört es für mich dann doch auf. Sicher, beide haben die Massen bewegt. Aber der eine hat mit gewaltlosem Widerstand um die Freiheit seines Landes gekämpft und dafür mit seinem Leben bezahlt. Der andere war ein gerissener Geschäftsmann, der vor wenigen Monaten noch die Suizide in den chinesischen iPhone-Fabriken gegen die Freitod-Statistik der USA aufgerechnet und gemeint hat, das seien ja gar nicht so viele.
Der neue „Spiegel“ hat diesmal Steve Jobs als Titelthema („Der Mann, der die Zukunft erfand“) und ich wette schon jetzt, dass er sich besser verkaufen wird als alle vier Ausgaben vorher. Ich würde gerne einmal appellieren, bei dem Thema die Kirche im Dorf zu lassen, mal sachlich zu argumentieren. Aber das scheint völlig aus der Mode gekommen zu sein. Komische Zeiten, in denen wir leben.
(Jürgen Vielmeier, Logo: Apple)