Manchmal hat man als Technik-Journalist echt ein nervenaufreibendes Leben. Wir schreiben Dienstag, den 4. Oktober 2011 und die ganze Welt wartet auf das iPhone 5. Was wurde nicht alles spekuliert und gemutmaßt. Und am Ende stand ein iPhone 4S auf der Agenda, ausgestattet mit besserer Kamera und einem Sprach-Assistenten, den am Ende des Tages doch keiner intensiv benutzen wird. Gut, dachte ich mir, folge ich eben einer Einladung von HTC, fliege nach London und schaue mir mal an, was es dort so an Smartphone-Innovationen zu sehen gibt.
Zugegeben: ich hatte hohe Erwartungen. Vielleicht nicht ganz so hohe wie bei Apple, aber ich möchte betonen, dass ich damit gerechnet habe, dass HTC der Weltöffentlichkeit ein neues Flaggschiff präsentieren wird, das so ziemlich alles der eigenen Produktpalette in den Schatten stellen wird. Schließlich hatte der aufstrebende Smartphone-Hersteller eine ganze Armada an Journalisten aus ganz Europa in die britische Hauptstadt eingeladen, um das Sensation XL vorzustellen. Was das ist? Nun, ich würde liebend gern schreiben, dass wir uns auf das ultimative Superphone aus dem Hause HTC freuen können, doch das wäre schlicht und ergreifend gelogen.
Ich habe in den zurückliegenden Stunden auf einer großen Launch-Party im Londoner Roundhouse immer mal wieder mit dem Sensation XL rumgespielt und kann zumindest eines sagen: richtig tolles, reaktionsschnelles und großes LCD-Display! Es misst in der diagonalen Abmessung satte 4,7 Zoll und besitzt damit einen der größten Smartphone-Bildschirme, den man aktuell kaufen kann. Für Multimedia-Inhalte ist das ganz zweifelsohne eine richtig tolle Sache. Doch dann kommen wir schon zum großen Aber: man hätte meinen können, dass auch die Auflösung zu überzeugen weiß, doch leider sind es nicht mehr als 800×480 Pixel geworden. Das ist okay, aber sicher kein großer Wurf. Nur mal gerade zur Erinnerung: das iPhone 4S wird 960×640 Pixel liefern können.
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Und wenn man einen Blick auf die weiteren technischen Spezifikationen wirft, stellt man schnell fest, dass HTC zur Produkteinführung im November zwar 619 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) für das neue Telefon vom Verbraucher sehen möchte, aber nicht wirklich viele Argumente liefern kann, die diesen Preis rechtfertigen. Gut, wir können eine 8-Megapixel-Kamera nutzen und es sind die üblichen Extras wie Bluetooth, GPS-Empfänger und HSDPA-Unterstützung mit maximal 14,4 Mbit/s im Downstream an Bord. Doch wenn man genau hinschaut, stellt man schnellt fest, dass das Sensation XL nicht viel mehr als ein „normales“ Smartphone ist, das man irgendwo zwischen Mittel- und Oberklasse ansiedeln muss.
Wie ich zu dieser These komme? Lasst mich einfach, ein paar Beispiele aufzählen:
- Der Prozessor: nur 1,5 Gigahertz Single (!) Core
- HD-Funktion mit maximal 720p – also kein Full HD mit 1.080p
- Der nutzbare Speicher liegt bei knapp 13 Gigabyte und ist nicht erweiterbar
- Trotz riesigem Display wird nur ein 1.600 mAh-Akku mitgeliefert
Ihr fragt, was das Telefon denn sonst noch Besonderes kann? Die Antwort lautet: auf Musik und ein ganz besonderes Klangerlebnis setzen. Denn: im Lieferumfang sind auch spezielle Beats-Kopfhörer inklusive, die das Handy nach dem Einstecken erkennt und mit ihnen ein spezielles Klangprofil aktiviert. Werden Standard-Kopfhörer angeschlossen, bekommt man „nur“ Dolby Surround 5.1-Sound auf die Ohren. Ich hab’s ausprobiert und kann sagen, dass der Beats-Sound wirklich ein Erlebnis ist. Ob das aber den hohen Preis rechtfertigt, wage ich zumindest vorsichtig anzuzweifeln.
Lange Rede, kurzer Sinn: nicht nur vom iPhone 4S war ich im Anschluss an die Präsentation enttäuscht, auch das HTC Sensation XL hat mich heute alles andere als vom Hocker gehauen. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da. Auch Daniel von CNET und Fabi von Androidpit sind da zumindest in weiten Teilen meiner Meinung. In Kürze gibt’s von den beiden übrigens auch einen Podcast dazu, werde ich dann noch nachträglich hier verlinken.
Was bleibt? Man kann ja durchaus auf Musik setzen und man kann auch ordentlich die auf der Buschtrommel poltern, aber dann sollte man auch wirklich etwas zu bieten haben. HTC hat das mit seiner neuesten Smartphone-Vorstellung in meinen Augen nicht wirklich geschafft und das ist schade, denn es wäre eindeutig mehr drin gewesen – wenn man denn wirklich gewollt hätte und sich nicht so sehr hätte treiben lassen. Da kann auch nicht drüber hinwegtrösten, dass Lady Gaga, Martin Solveig und Will.I.am heute auf der offiziellen Launch Party zugegen waren und HTC-Chef Peter Chou mich zum Abschied nachts um kurz vor 2 Uhr per Handschlag verabschiedet hat… Ich bin mir aber sicher: HTC hat schon jetzt die ein oder andere Überraschung im Köcher, bei der wir alle mit der Zunge schnalzen werden.
(Hayo Lücke)