Urteilsspruch mit großer Wirkung: Der Europäische Gerichtshof hat heute für Fußball-Liveübertragungen die nationale Vermarktung von Fernsehrechten gekippt. Die obersten Richter gaben damit der britischen Kneipenbesitzerin Karen Murphy Recht, die sich einen weitaus günstigen griechischen Dekoder besorgt hatte, um die Spiele der Premier League in ihrem Pub zu übertragen. Dadurch spart sie im Jahr umgerechnet 6.000 Euro gegenüber den Kosten, die mit einem Abo von Sky fällig würden.
Rechte-Inhaber wie die DFL Sports Enterprises dürfen ferner die Vermarktung im Ausland nicht mehr exklusiv an einen Anbieter vergeben. Das Urteil kann nicht angefochten werden und gilt europaweit, also auch für Deutschland. Der Bezahlsender Sky könnte also bald Konkurrenz aus dem Ausland bekommen. Die Sky-Aktie verlor nach Bekanntgabe des Urteils prompt zehn Prozent ihres Wertes. Dabei wurden mit dem Urteil langfristig gesehen gerade Pay-TV-Sender gestärkt.
Britische Preise für griechische Sender
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Die DFL und ihre Vertriebstochter DFL Sports Enterprises haben bereits angekündigt, dass sie das Urteil erwartet und dafür Vorbereitungen getroffen haben. Das dürfte heißen, dass ausländische Sender mit Rechten an der Live-Übertragung der Bundesliga in ihrem Land nicht ohne Weiteres mal eben schnell ihr Programm in Deutschland ausstrahlen können. Und bei der nächsten Ausschreibung würde eh alles anders.
Denn Bernhard Hübner von der „Financial Times Deutschland“ warnt davor, dass die Preise europaweit am Ende gar noch steigen könnten: Das Urteil wird zur Folge haben, dass die Rechte europaweit nur noch im Paket vergeben werden, die sich nur noch große Medienanstalten überhaupt leisten können. Große Senderketten wie Sky, das zu Rupert Murdochs Medienimperium News Corp gehört. Hübner schreibt:
Das EuGH wollte mit seinem Urteil durchsetzen, dass eine britische Wirtin Pay-TV zu griechischen Preisen abonnieren darf. Am Ende könnten die Richter bewirkt haben, dass die Griechen, ebenso wie der Rest Europas, in Zukunft für ihre gewohnten Fußballspiele britische Preise zahlen müssen.
Und damit könnte Sky am Ende derjenige sein, der zuletzt lacht. Denn mit seiner Marktmacht könnte der Bezahlsender bei künftigen Ausschreibungen europaweit kleinere Anbieter ausstechen und die Bundesliga dort erst recht exklusiv anbieten. Sieger des Urteils sind europaweit gesehen also große Senderketten.
Bühne frei für Eurosport und ESPN?
Andere Anbieter könnten künftig in Deutschland aber sehr wohl auf den Plan treten und Sky Konkurrenz machen. Kurzfristig sogar Eurosport, das der französischen TF1-Gruppe gehört. Der Sender strahlt ausgewählte Bundesliga-Spiele live in einigen ausländischen Programm-Schienen aus. Technisch und organisatorisch wohl kein großes Problem, ein kleines Team aufzubauen, um die Spiele auch im deutschen Programm zu übertragen. Ob der Sender in der Praxis aber so weit gehen wird, ist eher fraglich.
Eine weitere Senderkette mit möglichem Interesse könnte der US-amerikanische Fernsehsender ESPN sein, der die Bundesliga bereits live in Großbritannien ausstrahlt. Ein wahrscheinliches Szenario: Dass wir in Deutschland ab 2013 zwei oder drei große Senderketten haben werden, die um die Bundesligarechte mitbieten werden. Eine Exklusivvermarktung ist dann nicht mehr möglich. Voraussichtlich wird Bundesliga live dann hierzulande für die Zuschauer billiger. Und die DFL kann den Vereinen am Ende trotzdem die gleichen Summen oder gar mehr ausschütten als bisher, weil sie das Geld künftig von mehreren Anbietern erhält.
Eine der Verliererinnen ist ironischerweise Karen Murphy selbst. Weil die Richter außerdem entschieden, dass die Spiele selbst zwar nicht dem Urheberrecht unterliegen, wohl aber Hymne und Logo der Premier League, darf sie ohne Erlaubnis der Liga künftig keine Spiele mehr in ihrer Kneipe zeigen – auch nicht mit einem griechischen Dekoder.
(Jürgen Vielmeier)