Da erfuhr ich gestern Abend, dass Facebook meine Freunde künftig automatisch sortieren will, und ich dachte prompt: na und? Haben die nicht jede Woche was Neues in der Art? Neulich war es noch die unsägliche Chat-Leiste, bei der man nun gar nicht mehr erkennen kann, wer von seinen Freunden gerade online ist. Raffiniert… Seit es Google Plus gibt, kann man Facebook aber eine gewisse Emsigkeit zumindest nicht mehr absprechen und man wird das Gefühl nicht los, dass das Gesichtsbuch schreit: „Ich bin auch noch da! Vergesst mich nicht!“ Das war im Frühjahr noch anders, als sich sogar Würmer durchs Netzwerk bohrten, weil Facebook einige Funktionen wie die Besucherliste des eigenen Profils eben nicht eingeführt hat.
Aber ich muss zugeben: Die Smart Lists, die ab heute starten sollen, haben mein Interesse geweckt: Facebook will unsere Freunde künftig in Gruppen einsortieren, damit wir das nicht mehr zu tun brauchen: Mitschüler, Familie, Kollegen, Bewohner der gleichen Stadt. Eine Möglichkeit, die sicher nicht zufällig an die Circles aus Google Plus erinnert, auch wenn Facebooks Software-Chef Mike Schroepfer gegenüber der dpa die Inspiration durch Google Plus bestreitet. Das Einsortieren von Hand in die einzelnen Gruppen wie bei Google Plus entfällt bei den Smart Lists. Und doch kann man sie später natürlich noch anpassen und vervollständigen. Das ist in der Tat einen Schritt weiter gedacht.
Keine Weltrevolution
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Beginnen will Facebook mit der Einführung der verbesserten Listen heute. In den nächsten Tagen sollen sie in der Webversion allen und für mobile Apps in den kommenden Wochen zur Verfügung stehen. Wie das Ganze funktioniert? Die Profilinformationen der Freunde werden verglichen. Ob man etwa an der gleichen Schule oder Uni war, wer mit einem verwandt ist oder wer die gleichen Interessen hat. Dafür ist nicht gerade ein besonders ausgeklügelter Algorithmus notwendig. Und wie immer an dieser Stelle muss jetzt die Frage gestellt werden: „Wie kann ich das wieder abschalten?“ Auch hier scheint Facebook aus den negativen Erfahrungen mit dem neuen Nachrichtensystem und der Chatleiste gelernt zu haben: Smart Lists kann man nach Belieben ein- oder ausschalten. Standardmäßig sind sie ausgeschaltet.
Weitere Listen, die es geben wird: Enge Freunde, Bekannte und – jetzt kommt’s: eine Sperrliste. Wenn der Chef also unbedingt mit euch „befreundet“ sein wollte, ihr aber trotzdem auf Facebook über ihn herziehen wollt, dann könnt ihr ihn auf diese Ausschlussliste packen. Diese drei Gruppen muss man allerdings selbst anlegen, hier macht Facebook keine Vorschläge. Die neuen Listen sollen außerdem bei der Limitierung des eigenen Profils behilflich sein. Bereits früher angelegte Listen bleiben erhalten.
Ich gebe zu, dass die neuen Listen mein Geschwätz vom vergangenen Freitag ein Stück weit konterkarieren: In diesem Falle hat Facebook wohl erkannt, dass man auf Google Plus reagieren und umdenken muss. In diesem Sinne ist das positives Konkurrenzdenken. Hier wurde keiner verklagt. Man hat sich ausgehend von einem Wettbewerber überlegt, was man selbst besser machen kann. Schon alleine dafür war es gut, dass Google Plus auf den Plan getreten ist. Mir gefällt, in welche Richtung das geht.
(Jürgen Vielmeier, Screenshot: Facebook)