Ein Tag Berlin, respektive IFA und man ist mittendrin im Technikleben. Gestern noch keine Lust mehr auf Technik, aber einmal vor Ort, macht es Spaß, sich den Strom der Besucher und Presseleute anzuschauen. Wohl nirgendwo sonst lernt man auch solch interessante Menschen kennen. Wie Foto-Journalisten, die akribisch in einem dunklen Raum den hellsten Ort suchen, um ein augenfreundliches Foto von einem Tablet, Smartphone oder Laptop zu schießen. Oder Blogger, die bis auf den Mikrometer genau die Dicke des neuesten Tablets im Kopf haben und vor den Offiziellen eines Herstellers darüber fachsimpeln können, warum ihre Unternehmensleitung diese und keine andere Entscheidung getroffen hat.
Und dann gibt es immer wieder auch Ereignisse wie diese: Samsung hatte für die Veröffentlichung der Nachrichten über das Galaxy Note eine Sperrfrist bis gestern früh 11 Uhr gesetzt. Aber ein Online-Magazin* hielt sich nicht daran. Laut Samsung war es das erste Mal in drei Jahren, dass das passiert ist. Die Konzernleitung in Korea hat getobt, der verantwortlichen PR-Agentur die Schuld gegeben und alle Infos über das Note vorerst abgezogen. Nur durch gutes Zureden einer Kollegin durfte es den Journalisten am Abend überhaupt wieder gezeigt werden. Die PR-Agentur will das Online-Magazin jetzt zu keinen Events mehr einladen und auch keine Werbung mehr dort schalten, weil es Sensationsgier hinter der frühen Veröffentlichung vermutet. Eine harte Entscheidung, zumal das Online-Magazin einen technischen Fehler als Grund angibt.
Kann mal passieren, finde ich – wenn es denn wirklich nicht gewollt war. Und doch verdeutlicht es, unter welchem Druck die ganze Technikwelt inzwischen steht. Jeder Hersteller muss den anderen voraus sein, Geheimnisse dürfen nicht bekannt werden. Samsung steht nach einer einstweiligen Verfügung durch Apple in Deutschland derzeit besonders unter Druck. Als Samsung bei einem Bloggertreffen gestern Abend das Galaxy Tab 7.7 vorstellte, pappte an jedem Gerät ein Hinweisschild mit der Aufschrift „In Deutschland derzeit nicht verfügbar“. Samsung muss genau darauf achten, den Auflagen des Gerichts Folge zu leisten, egal wie lächerlich die Klage uns erscheinen mag. Und die Technikreporter? Müssen, wollen die ersten sein.
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HTC hat für die Veröffentlichung seiner beiden neuen Windows-Phone-Smartphones Radar und Titan eine Sperrfrist bis gestern Abend 20:30 Uhr verhängt. Morgens bei einem Bloggerfrühstück durften die Geräte deswegen nicht gefilmt werden. Nachmittags sickerte der Name der Geräte dann aber doch im Pressematerial der Telekom durch und erste Blogs schrieben über die so gewonnenen Infos. Als die Sperrfrist um 20:30 Uhr endete, fand ich alleine in meinem RSS-Reader nur Minuten später gleich zehn Einschätzungen zu den beiden neuen Handys aus verschiedenen Blogs und Technikmagazinen. Es ist ein Wettrennen geworden. Und es scheint immer schlimmer zu werden, weil alle über das gleiche schreiben.
Vielleicht aber gewinnt man hier auch nur den Eindruck in der in sich geschlossenen Technikwelt IFA. Viele fähige Leute, die sich mit Gadgets auskennen, wollen auch darüber schreiben und immer die ersten sein, die das tun. Ob das die Lösung ist? Was gestern da draußen in der weiten Welt passierte, lief deswegen hier nur am Rande. Wikileaks hat selbst ein Leck und Informanten damit in Lebensgefahr gebracht? Davon erfuhr ich erst am späten Nachmittag und fand dann keine Zeit mehr, das Thema zu recherchieren. Technik, Gadgets, IFA und Berlin sind eine Welt für sich. Und ein bisschen mehr Gelassenheit täte allen mal ganz gut.
* Der Name des Magazins ist mir bekannt, aber ich finde, der tut hier nichts zur Sache.
(Jürgen Vielmeier)