Tja, was soll ich sagen: Windows 8 wird es schwer haben. Zumindest dann, wenn Microsoft seine bisherige Vermarktungsstrategie beibehält und das fertige Endprodukt im Großen und Ganzen wieder zu Preisen oberhalb der 100-Euro-Grenze offeriert. Aber selbst günstigere Konditionen werden vermutlich nicht viel daran ändern, dass ein massenhafter Umstieg von Windows 7 aller Wahrscheinlichkeit nach kaum stattfinden dürfte. Allein der umsatzträchtige Unternehmenssektor ist auf Jahre wieder gesättigt. Und bereits Windows 7 floss nur äußerst zäh auf die Festplatten dieser Welt. Eine mögliche Ausnahme wäre wohl ein Upgrade nach Apple-Vorbild, das sich ohne viel Aufhebens vielleicht per Windows Update installieren lässt und kaum 30 Euro kostet.
Denn mehr ausgeben für ein OS, dessen Vorgängerversion dann gerade einmal drei Jahre alt ist? Kommt jedenfalls für mich nicht in Frage. Ich glaube, die goldenen Zeiten der teuer verkauften PC-Betriebssysteme sind mit Windows 7 endgültig zuende gegangen. Nicht umsonst ist auch Microsoft in diesem Bereich bereits auf der Suche nach langfristigen neuen Lösungen wie einem allumfassenden Ökosystem oder kurzfristigen zusätzlichen Einnahmequellen, wie dem bereits letztes Jahr geleakten Windows App Store, der in der kommenden Variante mit an Bord sein soll. Ob das reicht, darf aber ebenso bezweifelt werden. Denn die besten Jahre des klassischen Heim-PCs sind wohl – trotz aller Nostalgie – ebenfalls vorüber. Ein Ende des PC-Booms ist laut Gartner längst abzusehen. Und für das Brot-und-Butter-Computing auf bereits vorhandenen Heim-Notebooks und Workstations reicht auch Windows 7, abgesehen von Mac OS X und der ein oder anderen Linux-Variante wie Ubuntu, die nach 20 Jahren (Happy Birthday, Linux!) mittlerweile auch ohne Nerdbrille oder acht Semester Informatik bedienbar ist. Bleiben für Windows 8 also noch die Tablets, deren Absatz sich trotz aller Unkenrufe weiter steigern dürfte.
Aber was nützt das schon? Da Windows 8 frühestens nächstes Jahr auf den Markt kommen soll, droht Microsoft auch hier das gleiche Schicksal zu ereilen, wie mit Windows Phone 7: Gutes OS, freundliche Kritiken, aber einfach zu spät für den anvisierten Wachstumsmarkt. Auch wenn es vielleicht so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit ist, dass das Linux-Basierte Android in der Mobilfunkwelt den Platz von Windows im PC-Zeitalter einnimmt, Windows Phone 7 wiederum sogar unter den Verbreitungszahlen von PC-Linux stehenbleibt. Aber abseits hitziger Debatten von Fanboys und Propaganda-Ideologen aller Lager soll ein OS für die meisten Nutzer ohnehin einfach nur mit ihrer bisherigen Software funktionieren – und das „lautlos“, intuitiv und vor allem in möglichst gewohnter Weise. Man denke nur an die neu eingeführte Ribbon-Oberfläche von Office 2007, die eher für genervte als freudige Gesichter sorgte. Oder Jürgens Kritik am neuen Mac OS X Lion und der veränderten Scroll-Richtung.
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Andere Details dürften hingegen abseits technikaffiner Nutzerkreise eher für Achselzucken sorgen. Insofern befürchte ich, dass auch die nun von Microsoft-Manager Steven Sinofsky in einem Blog-Beitrag präsentierten Änderungen im Dateimanagement die Erfolgschancen von Windows 8 kaum erhöhen werden, obwohl diese im Vergleich zu allen vorherigen Windows-Versionen mit Sicherheit einen Fortschritt bedeuten. Abgesehen davon, dass ich mich niemals so recht mit dem Windows Explorer anfreunden konnte, scheint Microsoft nun auch selbst festgestellt zu haben, dass Kopieren, Verschieben, Umbenennen und Löschen unter Windows noch ausbaufähig ist. Nutzer-Studien hätten Sinofsky zufolge nun bestätigt, dass einige Abläufe unter Windows 7 ziemlich konfus und verwirrend seien. Leider ist damit nicht das aus meiner Sicht weiterhin recht umständliche Markieren mehrerer, nicht zusammenhängender, Dateien oder die fehlende Zwei-Fenster-Optik gemeint. Hierfür wird auch künftig eine Dritt-Software wie etwa FreeCommander notwendig sein.
Beseitigen wollen die Microsoft-Entwickler mit Windows 8 aber zumindest schon einmal das unnötige Aufpoppen einzelner Fenster für jeden gestarteten Kopiervorgang – vielmehr sollen alle Informationen künftig in einer einzigen Oberfläche zusammengefasst werden. Und noch besser: Kopier- und Verschiebevorgänge sollen sich sogar zwischendrin pausieren lassen – etwa um bestimmten Dateien einen Vorrang einzuräumen. Ich frage mich gerade, warum das bisher eigentlich noch nicht Standard ist. Darüber hinaus informiert eine neue Statistik-Anzeige über Transfer-Rate, den aktuellen Trend der Geschwindigkeit und das voraussichtliche Ende des Vorganges. Letzteres genau vorherzusagen, ist Sinofsky zufolge übrigens nahezu unmöglich. Aus diesem Grund werde die Zeitanzeige immer ein wenig zwischen verschiedenen Werten springen.
Hier ein wenig mehr Präzision einzuführen, lohne nicht. Vielmehr habe man sich dem Problem der sogenannten Datei-Kollision gewidmet und Verbesserungen implementiert. So wird es unter Windows 8 eine neue Dialogbox für den Fall geben, dass ein Nutzer bewusst oder unbewusst zwei Dateien mit identischen Namen an den gleichen Ort kopieren oder bewegen will. Statt dem bisherigen Fragen- und Fenster-Exzess lassen sich Konflikte künftig durch einmaliges Anhaken der entsprechenden Dateien in einem einzigen Fenster auflösen.
Darüber hinaus sollen im nächsten Windows viele nervige Bestätigungen wegfallen, die von den meisten Nutzern ohnehin nur hastig weggeklickt werden – etwa beim Löschen von Dateien oder dem Zusammenfügen zuvor getrennter Verzeichnisse. Dennoch wird Windows 8 wohl viel mehr sein müssen, als ein hier und da verbessertes Facelift des Vorgängers, um die breite Masse zu begeistern. Oder sind es doch die kleinen Dinge, die am Ende den ganz großen Erfolg ausmachen? Wie seht ihr das? Falls ihr nicht ohnehin eher Linux oder Mac OS X bevorzugt: Würdet ihr auf Windows 8 umsteigen und wenn ja, zu welchen Bedingungen?
(Christian Wolf; Bilder: Microsoft)