Ob von der sozialen Müdigkeit befallen oder nicht, es nützt ja nichts: Social Networks bereichern den Alltag. Vor einem Jahr noch war der Markt der weltweit operierenden Netze sehr überschaubar. Auf der Business-Seite gab es LinkedIn und es gab Twitter als Kurznachrichtendienst. Für den Freundeskreis war der einzige ernst zu nehmende Player für den Weltmarkt Facebook. Inzwischen gibt es einige gut gemeinte neue Ansätze und Versuche, während andere wohl zum Scheitern verurteilt sind. In unserer Top 10 schätzen wir die Chancen der wichtigsten Netze, Projekte und Ansätze für euch ein.
Platz 1: Facebook
Der Marktführer in der westlichen Welt bleibt mit seinen gut 700 Millionen Mitgliedern der Krösus und auch weiterhin das Portal mit den besten Chancen bei der Vermarktung. Allerdings: die hohe Marktkapitalisierung durch zahlreiche Investoren und der Erfolg von Google Plus haben das Gesichtsbuch ganz schön ins Schwitzen gebracht. Facebook wird sich ändern müssen, um an der Spitze zu bleiben, und das bedeutet langfristig: eine leichter bedienbare Oberfläche. Und ein besserer Schutz der Privatsphäre.
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Platz 2: LinkedIn
Gestern stellte ich auf Twitter kurz die Frage, welches Social Network eigentlich das richtige sei, um all meine Geschäftskontakte zu pflegen. Eindeutige Antworten erhielt ich nicht. Denn so richtig eignet sich keines dafür – außer LinkedIn. Es ist das einzige Netzwerk für das Geschäftsleben weltweit. Hier muss ich keine privaten Dinge mit irgendwem teilen, hier liegt der Fokus ganz klar auf Qualifikationen, Jobs und Lebensläufen. Hierüber wird man sich in der Zukunft vielleicht am ehesten um einen Job bewerben. Der einzige Nachteil: Das vermaledeite Benachrichtungssystem, das einen einmal eingeladenen Kontakt immer wieder mit neuen Aufforderungen belästigt, dem Netz beizutreten. Warum nur, LinkedIn? Diese aggressive Akquise habt ihr doch eigentlich gar nicht mehr nötig.
Platz 3: Google Plus (G+)
Google Plus hat für Aufbruchstimmung gesorgt. Das schnellst wachsende Social Network aller Zeiten hat gezeigt, dass es durchaus noch einen gewichtigen Player neben Facebook geben kann. Die Oberfläche ähnelt Facebook, doch unter der Haube ist vieles einfacher und besser gelöst. Die Größe von Facebook wird G+ so schnell nicht erreichen können, aber anders als frühere Social-Versuche wie Buzz und Wave hat G+ den Anfangshype überlebt. Und Facebook einen großen Schrecken eingejagt.
Platz 4: Twitter
Für Twitter gibt es nach wie vor keine direkte Konkurrenz. Kein anderes Netzwerk kann besser Stimmungen wiedergeben und Überblicke zu einem Thema in Echtzeit liefern. Twitter ist die Stimme des Volkes. Allerdings geht es zumindest mir so, dass Twitter bei all den anderen sozialen Netzen, die man täglich besuchen soll, mittlerweile das ist, was ich am häufigsten meide. Zu wenig Interaktion mit anderen, zu viel Rauschen. Aber vielleicht geht das ja nur mir so.
Platz 5: StumbleUpon
StumbleUpon ist das, was noch von Social Bookmarking übrig ist: ein Netzwerk, in dem Webnutzer Kuriositäten finden und mit anderen tauschen können. 15 Millionen Mitglieder hat der Dienst, der von der Integration mit Facebook profitiert. Schön finde ich die Galerie zum Stöbern, in der man Bilder und Videos per Knopfdruck mögen oder hassen kann. Allerdings: Ich nutze das selten und die wenigen Bekannten, die ich dort habe, schienen sich das ein paar Tage angeguckt zu haben und dann nie wieder gekommen zu sein.
Platz 6: Xing
Xing ist mittlerweile zu einer Institution in Deutschland geworden. Hier vernetze ich mich mit meinen deutschen Geschäftskontakten, hier gibt es Diskussionsrunden über praktisch alles, hier habe ich bereits einige Aufträge erhalten, als ich noch Freiberufler war. In den letzten Monaten hat Xing einiges einstecken müssen. Das neue Design kam nicht gut an, viele Bekannte haben ihre Premiummitgliedschaft gekündigt – aber trotz allem ist Xing profitabel. Was mir aber Sorgen bereitet: Die modernen Startups aus Deutschland – seien es Wooga, Soundcloud oder WahWah.fm – wissen, dass sie langfristig nur auf dem Weltmarkt eine Chance haben. Xing scheint das Thema globale Expansion nach Misserfolgen in der Vergangenheit zu den Akten gelegt zu haben. Meines Erachtens ein großer Fehler. Denn noch ist der Name jenseits des großen Teiches bekannt und andersprachige Lokalisierungen sind vorhanden. Neue Features und eine englischsprachige Offensive allerdings fehlen. Konkurrent LinkedIn macht dadurch das Rennen und könnte Xing auf absehbare Zeit zum StudiVZ der Business-Netze degradieren.
Platz 7: Subjot
Subjot ist eine Art Mischung aus Facebook und Twitter. Man kann beliebige Themen von Freunden abonnieren, muss also nicht alles lesen, was sie schreiben, sondern nur Ausgewähltes. Wenn mich also Freund C.s Meinung zu Musik interessiert, er vom Kochen aber keine Ahnung hat, wähle ich nur seinen Musik-Channel aus. Die Filterung nimmt indes schon der Absender vor. Es ist ein etwas gewöhnungsbedürftiges Prinzip, aber es ist schön gemacht – setzt allerdings auf Facebook und Twitter auf und ist deswegen davon nicht unabhängig.
Platz 8: Heello
Mehr aus Trotz denn aus Verstand hat Twitpic-Gründer Noah Everet Heello gegründet, ein neues Social Network, das nicht nur zufällig an Twitter erinnert. Seitdem der Zwitscherdienst einen eigenen Bilderdienst auf Basis des Twitpic-Nebenbuhlers Photobucket gestartet hat, ist Twitpic nahezu ausgebootet. Deswegen fuhr Everet die Retourkutsche und gründete Heello. Das Netzwerk bindet Bilder etwas hübscher ein als Twitter – das war es dann aber auch schon mit den Unterschieden. Es ist ein Kurznachrichtendienst mit Followerprinzip und Meldungen („Pings“) von 140 Zeichen Länge. An den Erfolg von Twitter dürfte Everets Projekt schon aufgrund der Gleichheit niemals heranragen.
Platz 9: Diaspora
Es ist ein bisschen traurig: Da wollen ein paar Jungs eine Art Open-Source-Version von Facebook starten, bei dem die Daten den Nutzern gehören, und sie schaffen es dann trotzdem nicht, aus dem Schatten des Großen Bruders heraus zu treten. Obwohl man Diaspora heute schon besichtigen kann: Das im vergangenen Herbst gestartete Projekt ist noch immer in der Alpha-Phase – und wer soll jetzt noch beitreten? Mit Google Plus ist die technisch reifere Alternative längst auf dem Markt.
Platz 10: Anybeat
Dmitry Shapiro kündigte im Frühling eine „saubere“ Facebook-Alternative unter dem Namen Altly an. Die Daten sollten nicht dem Anbieter gehören, sondern den Nutzern, argumentierte er. Ein damals wohl klingender Ansatz, der aber in der Zwischenzeit von Google Plus hinreichend umgesetzt wurde. Altly, das seit dieser Woche Anybeat heißt (aber noch nicht einmal gestartet ist), wird folglich nicht mehr wirklich gebraucht. Ein Indikator dafür sind die gerade einmal 30 (!) Follower, die Anybeats Twitter-Account bislang besitzt. Der Facebook-Rivale kommt zu spät.
War es das? Nein, noch lange nicht. Erst gestern und heute habe ich mit einigen Entwicklern gesprochen, die Ansätze für ein eigenes Social Network haben. Genug kluge Köpfe da draußen haben erkannt, dass man mit sozialen Netzen Geld verdienen kann und dass der Marktführer Facebook Schwächen hat, die man für sich ausnutzen kann. Google hat mit dem Start von G+ gezeigt, dass es durchaus Platz für weitere Kandidaten gibt. Wenn wir diese Liste in einem Jahr neu auflegen, dürfte sie kaum noch wiederzuerkennen sein. Was meint ihr?
(Jürgen Vielmeier, Bilder/Screenshots: Anbieter)