Update unten: Das Ende der Versionsnummer ist noch nicht beschlossene Sache.
Man muss Google nicht dafür lieben, dass der Web- und Softwarekonzern bei seinem Browser Chrome mit alten Traditionen bricht und alle paar Wochen eine neue Version herausbringt. Aktuell müssten wir bei der Version 13 sein, aber die Übersicht habe ich da längst verloren. Da ich ihn (noch) nicht als Standardbrowser nutze, ist mir das zum Glück relativ egal. Immerhin: Google sagt, um welche Nummer es sich handelt. Was ich allerdings lächerlich finde, ist das Nummernchaos, das Mozilla mit dem Firefox neuerdings heraufbeschwört.
Nachdem man jahrelang an der Version 4 herumgebastelt hat, hat man sich entschlossen, dass es künftig schneller gehen solle: Selbst kleinere Versionssprünge erhalten eine volle Versionsnummer. Nummer 5 kam ohne wesentliche Neuerungen einige Wochen nach dem 4er heraus, Version 6 soll offiziell heute (!) erscheinen. Geht es euch da wie mir, dass ihr das nur so nebenbei erfahren habt? Ich hab gerade festgestellt, dass auf meinem Arbeitsrechner noch die Version 4.0 installiert ist. Nun hat sich Mozilla etwa mäßig Geniales ausgedacht: Die Versionsnummer soll dem Endnutzer nicht mehr ersichtlich sein. Dass das im Chaos enden wird und man dabei den eigenen Ast ansägt, auf dem man sitzt, hat man dabei offenbar nicht bedacht.
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„Firefox ist auf dem neuesten Stand“ statt „Version 5.1“
Denn der Release eines Browsers wird von Techjournalisten und Bloggern in einer Weise begleitet, in der Nummern ein wichtiger Wegweiser sind. Es gibt schon vor dem Final Release stabile und sehr interessante Beta-Versionen, Release Candidats, Builds oder einfach nur Hinweise und Screenshots, über die es sich zu schreiben lohnt. Wer sich für Software interessiert, der will halt wissen, was gespielt wird und was die Zukunft bringt. Und dann gibt es natürlich noch Meldungen wie die vom Wochenende, als Golem.de berichtete, der fertige Firefox 6 sei bereits auf den Servern von Mozilla zu finden. Heise ergänzt die gleiche Meldung mit einem Ausblick auf die Version 8.
Künftig soll für den Benutzer aber nicht mehr ersichtlich sein, welche Versionsnummer er gerade verwendet. Die Version wird nicht mehr in der „Über Firefox“-Seite im Browser-Menü selbst angezeigt und auch nicht mehr auf der Downloadseite. Statt dessen soll laut Mozilla-Sprecher Asa Dotzler eine Nachricht erscheinen, die etwa lautet: „Firefox hat vor 20 Minuten zum letzten Mal nach Updates gesucht. Sie verwenden die neueste Version.“
[Update, 15:10 Uhr] Ich erhielt gerade einen Anruf von Benedict Rehbein von der Agentur Pioneer PR, die in Deutschland für die PR-Arbeit Mozillas zuständig ist. Demnach ist das Ende der Versionsnummer eine Idee von Dotzler, aber noch keines Falls beschlossene Sache: „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte mir Rehbein. Es entscheide sich im Entwicklerteam, bevor die Beta der kommenden oder übernächsten Version (Firefox 7 oder 8) in den Nightly-Channel geht, dem ersten Entwicklungszyklus einer neuen Version. [/Update]
Schon die ersten Kommentare unter Dotzlers Hinweis im Bugzilla-Forum sind vernichtend: „‚Hilfe -> Über‘ ist der Platz für Versionsnummern in so ziemlich jedem Programm mit einem Menü seit Jahrzehnten. Das ist, wo sie hingehören und wo die Leute nach ihnen suchen. Und es gibt keinen wirklichen Vorteil, wenn man sie entfernt“, schreibt ein Entwickler. Ein anderer pflichtet ihm bei: „Ich sehe keinen Vorteil darin, die Versionsnummer zu entfernen, nur Verwirrung und einen Aufschrei in der Community.“
Mozilla schießt sich ein Eigentor
Selbst wenn man als Otto-Normal-Nutzer nicht zwingend eine Versionsnummer braucht, um im Web zu surfen, gibt es doch genügend Gründe, die dafür sprechen. Etwa, wenn eine dringende Sicherheitslücke auftaucht und man einfach nur sicher gehen möchte, dass man sie geschlossen hat. Es gibt genug Beispiele in der Vergangenheit, dass Auto-Updates nicht gut funktioniert haben. Was, wenn man vergleichen möchte, ob man die gleichen Probleme hat wie ein Kollege mit seinem Browser, der vielleicht schon eine Unterversion weiter oder weiter zurück ist? Was ist mit Web-Entwicklern, die verschiedene Versionen zum Testen brauchen?
Und nicht zuletzt schneidet Mozilla sich meines Erachtens damit ins eigene Fleisch. Der Start des Firefox 4 im März war ein großer Erfolg auch dank eines breiten Medienechos. Wie will man neue Versionen künftig noch erfolgreich vermarkten, wenn alle paar Wochen eine neue erscheint und Nutzer das allenfalls am Rande erfahren? Nicht nur, dass jede Versionsnummer kaum noch bahnbrechende Veränderungen mit sich bringt. Es wird den Nutzern schlicht egal sein. Schlagzeilen wie „Firefox 17 ab heute erhältlich“ werden niemanden mehr interessieren, man weiß ja gar nicht mehr, ob man gerade bei 15 oder 16 ist. Erste Anzeichen dafür sehe ich an mir selbst zumindest schon jetzt: Die finale Version des Firefox 6 soll heute offiziell erscheinen – und es interessiert mich nicht die Bohne.
(Jürgen Vielmeier, Cartoon: Mozilla)