Manchmal stößt man im Netz auf Dinge, bei denen der erste Gedanke sagt „Völliger Quatsch!“ – um Sekunden später ersetzt zu werden durch ein relativierendes „Naja, obwohl…vielleicht ja doch.“ Damit meine ich aber nicht irgendwelche kruden Verschwörungstheorien, die immer wieder steif und fest dieses oder jenes behaupten, sondern Kuriositäten wie solche Bastelanleitungen nach MacGyver-Art: „Wie man sich aus einer Bierdose einen WLAN-Verstärker baut.“
Kann das wirklich funktionieren? Ich wollte es genauer wissen. Wahrscheinlich werden die unzähligen Experten unter euch nun bereits ihren Kommentar tippen und schreiben, sie hätten die Antwort schon vorher gekannt. Aber das muss ich dann eben in Kauf nehmen. Antennentechnik und damit zusammenhängende Fachgebiete sind jedenfalls für mich weitgehend unbekanntes Terrain. Auch habe ich ja nichts zu verlieren, außer vielleicht ein paar Cent Pfand.
Nun ist an mir zwar nicht gerade ein Jean Pütz verloren gegangen, aber derlei Simpelkonstruktionen traue ich mir dann doch noch zu. Außerdem – Bier? Kein Problem, gibt es ja überall. Leider liegt der Schwerpunkt hier offensichtlich auf Dose. Und die sind in Deutschland ja mittlerweile eher selten anzutreffen. Irgendwo in einer düsteren Ecke des örtlichen Getränkemarktes wurde ich dann aber doch noch fündig. Die „Operation WiFi-Booster“ konnte also beginnen.
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Zunächst versuchte ich, wie in der Anleitung beschrieben, mit einem Teppichmesser den Boden der Dose abzutrennen, ohne das gleiche mit meinen Fingern zu machen. Entweder bestehen diese hierzulande aber aus dickerem Blech oder die Klinge war zu stumpf – jedenfalls funktionierte das schon einmal nicht. Eine Schere half mir aus der Patsche, hatte jedoch zur Folge, das der Rand am Ende wie ein Sägeblatt aussah. Als nächstes war der obere Teil des Blech-Zylinders dran – bis auf ein kleines Stück neben der Mundöffnung. Noch etwas Aufbiegen und fertig war der Dosenschirm, dessen scharfe Kanten allerdings äußerste Konzentration bei jeder Handbewegung verlangen. Allein deshalb ist die Do-it-Yourself-Variante eigentlich unbrauchbar.
Und wie sieht es mit der versprochenen Funktionalität aus? Immerhin soll der Verstärker unter sonst schlechten Empfangsbedingungen im Durchschnitt zwei Striche auf der WLAN-Skala herausholen. Tja, was soll ich sagen. Ihr ahnt es wohl schon: Ich habe wirklich lange herumprobiert, habe mit Smartphone und Wifi Analyzer die Signalstärke mehrfach gemessen und bin mit dem Notebook durch die Wohnung gerannt. Das Ergebnis war dennoch immer gleich Null. Im Gegenteil: Ich hatte sogar den Eindruck, dass der Empfang teilweise schlechter war als zuvor.
Der WLAN-Verstärker aus der Bierdose ist also – zumindest in meinem Fall – ein echter Flop. Aber ist das Projekt tatsächlich auch nur eine weitere Urban Legend oder habe ich irgendetwas falsch gemacht? Schließlich wurde der Beitrag bei wikiHow Hunderte Male mit „+1“ bewertet, retweetet und auf Facebook empfohlen. Was meint ihr?
(Christian Wolf)
Von welcher Marke war denn die Bierdose? Könnte die Qualität des Bieres auf die Empfangsqualität Einfluss haben?
;D
Sommerloch?
Geht wahrscheinlich nur mit Light beer der Marke „Below Zero“ 😉
Ich dneke mal dass man einige Grundkenntnisse braucht wie sich die elektromagnetischen Wellen verhalten und über eine solche Konstruktion auch sinnvoll „gebündelt“ werden.
Von daher sicher anwendbar, aber praktisch von keinem hohen Nutzen da auch zu devisil…
jo Devisil wird es sein 😀
Also ich hab mal mit meinem Freund darüber gequatscht. Der is IT-Systemelektroniker und hat damals bei der Telekom gelernt, dort haben sie auch viel mit Richtfunk und so gemacht. Er meinte nur, vom Prinzip kann man das schon mit ner Dose machen, aber die ausführung bedarf da schon sehr sehr genauen Berechnungen und die Ausführung muss auch gescheit sein. Einfach einen Versuchsaufbau aus dem netz mit einer ähnlichen Dose zu versuchen wird warscheinlich scheitern. Aber wenn die richtigen Verhälltnisse geschaffen wurden sollte man auch damit eine gute richtfunk verbindung hinbekommen.
@ André: Sommer?! Wovon sprichst du 😉 ?
> Schließlich wurde der Beitrag bei wikiHow Hunderte Male mit “+1″ bewertet
Da sieht man mal wieder, was Crowd-Leistungen auf diesem Niveau wert sind. Wahrscheinlich hat denen die schöne Vorstellung, dass das gehen könnte bereits gereicht. Selbst der obligatorische „Cool“ Kommentar unter einem Artikel oder Video braucht da ja mehr Engagement als ein +1-Button-Klick.
Hey!
Vielen Dank für den witzigen Artikel! Musste wirklich lachen als ich das gesehen habe! Werde mich über weitere skurrile Experimente freuen!
Jung, hast du das auch in die richtige richtung gedreht? Auf dem Bild sieht das eher nach einer Abschirmung aus. Außerdem würde ich den Spiegel noch etwas aufbiegen…
Aber von der Sache her sollte das funktionieren.
Offensichtlich hast du in Physik Klasse 7 – Optik nicht gut aufgepasst.
Dann hättest du nämlich bemerkt, dass dein Aufbau erheblich von der Vorlage abweicht und somit nicht funktionieren kann.
1. Ist deine Antenne überhaupt nicht in der Mitte und somit können die Strahlen nicht gebündelt werden.
vgl hier:
http://www.wsv.de/fvt/fachinformationen/lf_technik/optikinfo/lichtbuendelung/bild_04.png
2. Die Signalstärke wird natürlich nur in Richtung des offenen Hohlspiegels größer sein.
An allen anderen Orten ist das Signal logischerweise schwächer.
daher heißt das Prinzip Richtfunk
Das bringt also nur was wenn man in einer bestimmten Richtung mehr Signalstärke haben will.
Bierdose ja weis nicht.. aber im Prinzip gehts wohl. Hab sowas ähnliches gebaut aus Pappe 40×30 cm mit ca. 3cm leicht abgewinkeltem Rand.
Innen mit Alufolie ausgeklebt. Die Antenne im Zentrum davor positioniert (ca 5cm entfernt). Kann natürlich Zufall sein. Hat mir aber den gewünschten Effekt gebracht und das Wlan auf die ganze Wohnung erweitert
.
Ich weiß, dass es funktioniert, wenn man mit Alufolie einen Schirm baut. Hätte gedacht, dass das mit einer Bierdose das gleiche Prinzip ist – offensichtlich nicht. Aber die Idee war einen Versuch wert.
@#11 Felix
ACK
Das ganze sollte wie eine Parabolantenne aufgebaut sein. Der Spiegel reflektiert dabei die Wellen und bündelt sie durch seine gebogene Form auf dem Detektor (der Rundstahler deines Routers! (Die Antenne! ;-)), der sich im Brennpunkt der gespiegelten Wellen befinden sollte. Allerdings müsste man das schon berechnen, und die Dose sollte nicht verbeult sein weil die Funkwellen sonst in alle Richtungen reflektiert werden, nur nicht in die des Detektors. Mannometer! 😀
PS: Vielleicht solltest du das hier kurz überfliegen. 😉 http://de.wikipedia.org/wiki/Parabolantenne
PPS: Du hast damit natürlich nur in eine Richtung besseren Empfang!
Wahrscheinlich hast du einfach die falsche Biermarke gewählt. 😀
Die Biermarke ist sicherlich relevant 🙂
Toll jetzt will ich es auch wissen.
Wird es auch eventuell mit Alufolie funktionieren?
Danke für den amüsanten Beitrag.
Vielleicht hat es auch etwas mit der Dosenwandstärke zu tun!? Die Amis z.B. haben doch Dosen aus dünnerem Metal. Woher kommt denn die Anleitung?
Das is doch alles schnickschnack hier… Physik hin oder her, um so etwas zu schaffen benötigt man einfach die Aura eines MacGuyvers oder die Unantastbarkeit eines Chuck Norris.
Also schafft euch verdammt nochmal n Vokuhila an oder probiert sowar gar nicht erst 😉
heise: Die 0-Euro-Antenne – WLAN-Antenne aus Abfällen selbst bauen (26.09.08):
http://www.heise.de/netze/artikel/Die-0-Euro-Antenne-223704.html
heise: WLAN-Richtfunk mit Hausmitteln (21.12.2007):
http://www.heise.de/netze/artikel/WLAN-Richtfunk-mit-Hausmitteln-221433.html
heise: Wellenfänger, Selbstbau (29.03.07):
http://www.heise.de/netze/artikel/Wellenfaenger-221705.html
Pro-Linux: FabFi: Open-Source-WLAN aus Resten mit großer Reichweite – Mit FabFi bauen Gemeinden in Afghanistan und Kenia aus herkömmlichen Baumaterialien WLAN-Netze, die sich über eine Fläche von mehreren Quadratkilometern erstrecken können. (07.07.2011):
http://www.pro-linux.de/news/1/17238/fabfi-open-source-wlan-aus-resten-mit-grosser-reichweite.html
golem.de: FabFi-Projekt: Pflanzenölbehälter funken in Afghanistan (07.07.2011):
http://www.golem.de/1107/84784.html
Pringles Yagi Antenne:
http://www.ping.de/aktiv/wavelan/wavelan_antennenbau_yagi.html und
http://www.netscum.com/~clapp/wireless.html
Zeit.de: Aus alten Zäunen ein offenes Internet bauen – Aus Blech, Drähten und Holz entsteht in Afghanistan ein WLAN. Die kabellose Internetverbindung soll zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Und zum Frieden. (30.03.2010):
http://www.zeit.de/digital/mobil/2010-03/fablab-wlan-bagrami
FabFi Project: http://fabfi.fabfolk.com/
FabLab Wiki: http://wiki.fablab.af/index.php/Main_Page
Wikipedia: FabLab: https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/FabLab
Danke das du es probiert & darüber berichtet hast!
Viele Grüße
Leider fehlt mir für ein physikalisches Urteil der Sachverstand.
Ich weiß lediglich von größeren Radioantennen (m Gegensatz zu diesem Versuch nur zum Empfang), die im Falle von Dipolantennen bei bestimmten Längen gute Empfangswerte erzielen. Diese Antennenlängen sind dann Bruchteile der jeweiligen Wellenlänge, welche sich wiederum aus der zu empfangenden Frequenz bestimmen lässt.
Soviel zur Antenne, ich habe jedoch keine Ahnung, wie man die Wirkung eines Parabolspiegels berechnet und ob Alu dafür geeignet ist.
Danke für den Testversuch und die Berichterstattung darüber! Ich hätte nicht gedacht das es funktioniert und so war es dann auch.
Fast genauso einfach, aber funktioniert:
http://www.heise.de/netze/artikel/Die-0-Euro-Antenne-223704.html
Schon vor vielen Jahren gab es eine Anleitung, wie man sich aus etwas Kupferdraht und zwei Pringles-Dosen eine Richtfunkverbindung bauen kann, mit der man eine WLAN-Strecke von 500 Meteren und mehr überwinden konnte.
Meines wissens gibt es da sogar eine Art jährliche „Pringles-Olympiade“, bei der es darum geht, wie sehr man die Leistung/Strecke so erhöhen kann.
http://www.cc-community.net/pringles-dose-richtfunk-antennen-bauen-t1990.html
Der hier hat eine Pringlesdosenverbindung über 6,4 km(!) erreicht:
http://www.wlan-skynet.de/docs/richtfunk/reichweite.shtml
Warum soll das mit einer Bierdose nicht klappen – wenn man das technisch richtig durchführt?
Schließlich ist – wenn man es sich mal richtig überlegt – eine handelsübliche Satellitenschüssel auch eine ziemlich albern anmutende Angelegenheit… die aber funktioniert.
Finde das auch interessant, allerdings wird man dadurch einiges an Qualität der Verbindung einbüßen müssen. Schließlich ist es sehr einfach gehaltenes Material, wodurch Verluste vorbestimmt sind. Aber so ist es eine nette Spielerei 🙂
Vielen Dank für den tollen Bericht und die vielen Kommentare. Also wir fanden die Idee auch toll. Wir sind in ein Supermarkt und haben alle vorrätigen Bierbüchsen gekauft. Wobei man schon sagen muss früher war die Auswahl größer. Dann setzten wir uns ins Büro und begannen damit die Bierbüchsen zu leeren. Als wir also soweit waren das wir mit dem Test beginnen hätten können. Hatten wir alle mächtig einen sitzen. Wir namen dann lieber wieder Abstand von der Versuchsreihe. Weil wie Du ja geschrieben hast das die Dosen nach der Bearbeitung sehr scharfkantig waren. Aber ein Versuch war es doch wert und der Abend war sehr lustig. Danke 🙂
Ich finde den Beitrag pfiffig und interessant! Das mit der Pr….s Chips Dose hat widerrum bei mir gut funktioniert:
http://www.ping.de/aktiv/wavelan/wavelan_antennenbau_yagi.html
Cheers
@ Felix:
„Offensichtlich hast du in Physik Klasse 7 – Optik nicht gut aufgepasst.
Dann hättest du nämlich bemerkt, dass dein Aufbau erheblich von der Vorlage abweicht und somit nicht funktionieren kann.“
Ganz sicher? Schau mal bei Wikihow – ich seh da jetzt keinen großen Unterschied.
“ 1. Ist deine Antenne überhaupt nicht in der Mitte und somit können die Strahlen nicht gebündelt werden.
vgl hier:
http://www.wsv.de/fvt/fachinfo…..ild_04.png“
Danke für deinen Link, ich hatte die Antenne auch mehr in der Mitte. Gab keinen großen Unterschied. Ein wenig verrutscht das Teil in der Praxis halt dann doch – trotz Klebepunkten (Auf dem Bild schon wieder entfernt). Der Router ist ja nicht ganz eben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so viel ausmachen soll. Wenn ja, dann danke für die Info.
„2. Die Signalstärke wird natürlich nur in Richtung des offenen Hohlspiegels größer sein.
An allen anderen Orten ist das Signal logischerweise schwächer.
daher heißt das Prinzip Richtfunk“
Glaub ich dir sofort. Gleichzeitig habe ich ja geschrieben, dass ich davon keine Ahnung habe. Und bei Wikihow wird nichts dergleichen erwähnt. Dort ist von einer generellen Verbesserung die Rede.
Nachtrag: Im Übrigen ergaben sich auch in Richtung des Spiegels keine messbaren Änderungen, das nur der Vollständigkeit halber.
Da ich keine Biertrinkerin bin, müßte ich auf einen anderen Werbeartikel zurückgreifen, auf Cola zum Beispiel… Aber im Ernst: Ich möchte in meiner Wohnung doch nicht leere Dosen aufstellen. Gibt es da nicht eine elegantere Löusng?
Ich habe auch schon ein paar solcher Booster/Selbstbau Reichweitenverstärker Getestet – Alles Käse
[…] WLAN-Antenne verbessern mit dem Bierbüchsen-Reflektor geschrieben von Sysmek am 20 August, 2011 Heute habe ich mal ein wenig mit dem Bierbüchsen-Reflektor für WLAN-Antennen gespielt. Dabei ist der Reflektor ganz einfach herzustellen. Wir brauchen eigentlich nur eine Getränkedose (0,33l reicht) und eine Schere. Wie der Antennenreflektor zu bauen ist könnt Ihr auf den Bildern sehen. In meinem Test mit einem D-Link WLAN-Stick konnte ich immerhin ein Gewinn von etwa 4db erreichen. Das ist nicht sonderlich viel und wird von den meisten WLAN-Anzeigen kaum registriert. Ich habe daher die Messung mit dem inSSIDer 2 durchgeführt. Mein WLAN arbeitet im 2,4 GHz-Band. Für eine exakte Messung muss die automatische Sendeleistungsregelung des Routers deaktiviert werden. Trotzdem sind die 4db-Gewinn kaum in der “natürlichen” Schwankung zu erkennen. Aber immerhin habe ich mehr Erfolg gehabt als Basic Thinking. […]
Naja das war ja zu erwarten, aber denkt auch daran, dass es auf ne Bierdose 25cent pfand gibt 😀 Da verschenkt man gute Taler, besser es findet jemand ne Lösung mit nem Trinktütchen oder sowas 🙂
Haha, wenn das mal nicht ein Versuch wert war. Ich habs neulich mit Alufolie ausprobiert, das habe ich mal irgendwo im Netz gefunden und musste es gleich versuchen. Hat leider null geklappt…Auf ne Bierdose muss man auch erstmal kommen…
Hilft wohl alles nichts, da muss man wohl in die Tasche gehen, wenn man seinen WLAN Router auftunen will. Hab die Seite hier entdeckt http://www.wlanverstaerker.com/hilfe/wifi-verstaerker/ und mich da ein bisschen schlau gemacht (nachdem das mit der Alufolie nicht hingehauen hat).
Für einen Verstärker konnt ich mich aber immer noch nicht entscheiden…Vielleicht sollt ichs vorher mit ner Cola-Dose versuchen 😉