Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber eines der Dinge, die mich schon immer genervt haben, sind ellenlange Internetadressen, die ich bei erstmaligem Aufruf vollständig in die Eingabezeile meines Browsers tippen muss. Natürlich vertausche ich dann auch gern einmal ein paar Buchstaben und lande meistens auf irgendeiner eben für diese Fälle angelegten Platzhalterseite, die aus der temporären Grobmotorik meiner Finger sogleich Kapital schlagen will. Natürlich könnte ich im Zweifel generell den Umweg über Google nehmen. Wirklich bequem ist jedoch auch das nicht. Wenigstens ist es dabei aber bislang noch so, dass die Domainendung in der Regel höchstens vier Buchstaben ausmacht.
Wie wir spätestens seit Ende Juni wissen, wird das innerhalb der kommenden Jahre vorbei sein. Durch den in Singapur gefassten Beschluss der Domainverwaltungsorganisation ICANN, neue generische Top Level Domains (TLDs) auf den Weg zu bringen, können unter bestimmten Umständen theoretisch selbst die kantigsten Wortungetüme zur Domainendung erklärt werden – die entsprechenden finanziellen Mittel vorausgesetzt.
Gerade bin ich dabei über die Website der im September stattfindenden „Munich Conference on new TLDs 2011“, newdomains.org, gestolpert, auf der ein aktueller Überblick zu den bereits eingereichten TLD-Vorschlägen zu finden ist. Die meisten begnügen sich zwar weiterhin mit maximal sechs Zeichen. Andere lassen sich in ihrer Kreativität hingegen offenbar leider nur ungern beschneiden. Für einen faulen Tipper wie mich sind irgendwas.saarland, diesdas.bordeaux oder tralala.melbourne nicht nur im direkten Längenvergleich zu saarland.de, bordeaux.fr oder melbourne.au fragwürdig. Sie bieten aus meiner Sicht auch keinen wirklichen Mehrwert.
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Natürlich sind Eigennamen eben Eigennamen und werden daher meist ausgeschrieben. Ob das aber in jedem Fall sinnvoll tatsächlich ist, möchte ich bezweifeln. Wirklich übel wird es allerdings bei Sachbeschreibungen. Mein Negativ-Favorit ist hier derzeit .versicherung. Man stelle sich vor: Würde sich etwa der ehemalige Arbeitgeber des berühmten Herrn Kaiser für diese Endung entscheiden, hätten wir zwar eine URL, die auf den ersten Blick wesentlich mehr Aussagekraft hat, als das klassische .de-Pendant, jedoch mit insgesamt 31 Zeichen mit Sicherheit alles andere als eingabefreundlich wäre.
Nun ist dieser Fall aber glücklicherweise recht hypothetisch, da Herr Kaiser ja mittlerweile im Ruhezustand ist und auch sein Ex-Arbeitgeber den städtischen Doppelnamen längst abgelegt hat. Zudem werden die bisherigen .de/.com/.org-Adressen ja nicht verschwinden, sondern wahrscheinlich als Umleitungspfade weiterhin zum Ziel führen. Dennoch stelle ich mir analog zu Jürgen immer mehr die Frage, welchen Vorteil die neuen TLDs eigentlich für den Internetnutzer haben sollen.
Der ICANN und den Registrierungsanwärtern spülen sie viele Millionen in die Kassen. Für Unternehmen können sie ein nettes Marketing-Tool auf Werbeplakaten und Visitenkarten sein. Städten und Bundesländern dienen sie als eitler Nachweis für die eigene Wichtigkeit. Domain-Glücksrittern und Resellern versprechen sie goldene Geschäfte. Aber was bringt mir eigentlich das bereits absehbare TLD-Chaos – außer womöglich noch mehr Tipperei? Oder habe ich da was übersehen?
(Christian Wolf)