Ich bin heute mal früher nach Hause gefahren, um Apples neues Betriebssystem zu installieren. Mac OS X Lion. Endlich. Endlich? Nach ein paar Stunden mit dem neuen System bin ich erst einmal wenig elektrisiert. Die Vorfreude wich einem „Man wird sich dran gewöhnen müssen“. Apple hat bei Mac OS X Lion vor allem die Benutzeroberfläche verändert. Einverstanden bin ich mit Mission Control, der Symbiose aus Spaces und Exposé. Die Übersicht zeigt geöffnete Programme und die verschiedenen Desktops schön übersichtlich an, auf denen man sie ablegen kann. Allerdings kommt mir dann das Dashboard etwas überflüssig vor, dass eine Tafel mit Mini-Programmen wie Taschenrechner, Wetter und Notizzettel auf Knopfdruck in Vollbilddarstellung anzeigt, bei Lion diesmal ohne transparenten Hintergrund.
Immer wieder lachen muss ich über das Launchpad, das Apple mit einem Raketensymbol bewirbt. Klickt man darauf, zeigt der Lion alle installierten Apps in Riesensymbolen auf einem eigenen Desktop an. Das ist derart retro, dass es nicht nur fast an Windows 95 erinnert. Im Launchpad tauchen dafür so häufig genutzte Apps wie der Adobe Flash Player, Microsoft Silverlight oder der Adobe Help Viewer auf. Das Launchpad flog damit als drittes aus meinem Dock, den Apple beim Update eigenhändig erweitert hat. Gleich nach FaceTime, das meine Apple-ID nicht akzeptierte und mir ohne iPhone 4 ohnehin nichts nützt. Der Mac App Store, den es bereits als Update für den Lion-Vorgänger Snow Leopards gab, versagte bei mir selbst bei der Suche nach iTunes.
Gefühlt deutlich langsamer als Snow Leopard
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Die neue Version 10.4 des Musikprogramms musste ich deswegen von Apples Website herunterladen, weil der Mac App Store sie nicht fand und iTunes 10.3.1 Stein und Bein schwor, die aktuellste Version zu sein. Was mir beim Start von Lion als erstes auffiel: Die haben die Scrollrichtung umgekehrt. Bewegungen nach unten mit der Maus oder dem Touchpad bewegen die Inhalte in Browser, Mail oder Dokumenten jetzt nach oben. Apple scheint das modern zu finden, ich habe diese Funktion, die sich an Gestensteuerungen orientiert, in den Systemeinstellungen gleich wieder ausgeschaltet.
Ganz rechts in der oberen Menüleiste steht nun dauerhaft mein Vor- und Zuname. Für Narzissten mag das nett sein, aber – vielen Dank – ich weiß, wie ich heiße. Schön finde ich das aufgeräumtere Anmeldefenster beim Hochfahren. Schade hingegen, dass der Lion das Plus an Geschwindigkeit wieder ausgeglichen hat, das der Snow Leopard gegenüber dem Leopard heraus holte. Lion, so mein subjektiver Eindruck, fährt deutlich langsamer hoch, braucht länger, um Anwendungen zu öffnen und zu schließen und ruckelt beim Scrollen mehr als sein Vorgänger. Probleme scheint es außerdem mit dem Ruhezustand zu geben. Solange ich, wie zu Hause, einen Zweitmonitor über HDMI an mein zugegebenermaßen bald vier Jahre altes MacBook angeschlossen habe, legt sich das MacBook beim Zuklappen nicht mehr schlafen.
Mail ist arg gewöhnungsbedürftig
Gespannt bin ich dafür auf AirDrop, die Möglichkeit, Dateien mit anderen Macs in der Umgebung auszutauschen. Schade allerdings, dass man das nicht auch mit weiter entfernten Rechnern über das Internet kann. Die neue Version von Mail ist der Mail-App des iPads nachempfunden und mit ihrer Teaser-Ansicht gewöhnungsbedürftig, sprich: nicht unbedingt übersichtlich. Ich will ihr aber eine Chance geben. Gut gefällt mir auch die Funktion Fullscreen Apps, die bestimmte Anwendungen auf dem ganzen Bildschirm anzeigt und dabei auch Dock und die obere Menüleiste ausblendet.
Über die Zahl der Kinderkrankheiten bin ich überrascht, an alles andere wird man sich schon irgendwie gewöhnen. Einige der neuen Funktionen gefallen mir, etwa die Neuanordnung der Ordner in Apples Filemanager „Finder“, das automatische Speichern „Auto Save“, zum Beispiel für Dokumente; die Vollbildansicht der Vorschau oder Versions, die Anzeige früherer Speicherungen einer Datei. Mit die neuen Recovery-Funktion – ich muss hier mal sarkastisch werden – schließt Apple ein Stück weit zu Windows auf. Lion hinterlässt bei mir nicht gerade einen euphorischen ersten Eindruck, aber es könnte eine Liebe auf den zweiten Blick werden. Von einem Zusammenwachsen mit iOS sehe ich bislang allerdings wenig, und vielleicht ist das auch ganz gut so.
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Apple)