Bald noch teurer oder nicht mehr mit allen Spielen? Skys Bundesliga-Angebot
„Mehr Geld bitte“, sprach der Obsthändler und verkaufte seine Melonen nur noch in Scheiben. „Mehr Geld bitte“ sagt auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) und will die Rechte an der Live-Übertragung der Spiele der Fußballbundesliga künftig scheibchenweise verkaufen. Die Zeit, in der es alles zum günstigen Paketpreis gab, ist damit vorbei. Das hat die „Süddeutsche Zeitung“ erfahren.
Dabei geht es um die Spielzeiten 2013 bis 2016 (oder 2017) und es ist eine Rechnung mit noch vielen Unbekannten. Wenn es denn so kommt, wie die Süddeutsche schreibt, würde es möglich, dass der Bezahlsender Sky die Exklusivrechte für die Live-Übertragungen der Spiele verliert. Wenn Sky dann überhaupt noch besteht, denn erste Marktbeobachter sehen den Konzern von Rupert Murdochs „News Corp“ im Skandal um die britische Zeitung „News of the World“ bereits wanken. Zumindest Murdoch, der Sky in Deutschland jährlich gönnerhaft mit weiteren Multimillionenzuschüssen am Leben hält, könnte zum Rücktritt bewogen werden. Fraglich, was dann aus Sky Deutschland würde und ob nicht ohnehin weitere Pay-TV-Anbieter auf den Plan rücken könnten.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Statt einem Paket künftig drei
Mit der Salami-Taktik will DFL-Chef Christian Seifert künftig offiziell mehr Wettbewerb, wie er zuletzt der „Sport Bild“ sagte. Von mehr Wettbewerb hat die DFL selbst nichts; was Seifert also meint, ist: mehr Geld. Im Vergleich zu den Profiligen in Spanien und England nahm die DFL bei der letzten Rechtevergabe vergleichsweise geringe 412 Millionen Euro pro Jahr ein. 225 Millionen Euro davon zahlt Sky. Die Telekom bekam die Online-Übertragungsrechte für ihr Angebot T-Entertain seinerzeit für 25 Millionen Euro – und wird das Geschäft derart preiswert beim nächsten Mal mit Sicherheit nicht mehr verlassen können.
Bundesligafans wissen, dass es ein Spiel am Freitagabend (20:00 Uhr) gibt, fünf Spiele am Samstagnachmittag (15:30 Uhr) einzeln oder als Konferenz, ein „Top-Spiel“ am Samstagabend (18:30 Uhr), sowie zwei Spiele am Sonntagnachmittag (15:30 Uhr und 17:30 Uhr). Bisher musste Sky nur ein Paket für alle Spiele kaufen. Künftig stückelt die DFL die Rechte dafür in folgende drei Basispakete:
Basispaket A: Die Konferenzschaltung am Samstagnachmittag, das Samstagabendspiel, das Sonntagsspiel um 17:30 Uhr, sowie vier der fünf Spiele am Samstagnachmittag als Einzelübertragung.
Basispaket B: Das nicht ausgewählte Spiel am Samstagnachmittag und das Sonntagsspiel um 15:30 Uhr.
Basispaket C: Das Freitagabendspiel und ein mögliches drittes Sonntagsspiel um 17:30 Uhr, falls mehrere Mannschaften auf Grund von Partien in der Champions- oder Europaleague unter der Woche erst am Sonntag spielen können.
Mehr Geld für die Bundesliga-Vereine
Basispaket A ist natürlich das attraktivste darunter. B und C sind eher als Ergänzung zu verstehen und eröffnen gerade Nischenanbietern die Möglichkeit, einige Spiele live zu übertragen. Möglich wäre es also, dass dann ARD, ZDF oder Privatsender wie RTL und Sport 1 bei Live-Übertragungen auf den Plan träten. Um das ganze noch komplizierter zu machen, gibt es die drei Basispakete nicht nur für das Fernsehen (lineares TV), sondern auch für Web-TV (lineares Internetfernsehen) und IP-TV (Webvideo auf Abruf). Die 2. Bundesliga gibt es dafür weiterhin als Komplettpaket (Basispaket D) für alle drei Vertriebswege.
Was die Zusammenfassung der Spiele angeht, so hat die DFL jeweils ein Modell mit oder ohne Sportschau im Angebot. Statt im Fernsehen könnte dann die Zusammenfassung um 19 Uhr zuerst im Internet (linear) gezeigt werden. Im klassischen Fernsehen – ob in der „ARD Sportschau“ oder woanders – wäre eine Zusammenfassung in dem Falle nicht vor 21:45 Uhr zu sehen. Auf jeden Fall will die DFL mit diesen Paketen mehr Geld einnehmen. Ihr Ziel ist es, den Vereinen höhere Einnahmen aus den Übertragungen zukommen zu lassen, damit sie langfristig gegen die nominell stärkeren Vereine aus England uns Spanien mithalten können.
Höhere Preise für Wirte und Endkunden möglich
Als Bundesliga-Fan sehe ich das ganze mit gemischten Gefühlen. Zum einen würde ich mich darüber freuen, wenn die Liga aufgewertet würde, mein Verein Werder Bremen mehr Geld für Spielertransfer erhielte – und dann vielleicht irgendwann mal wieder erfolgreichen Fußball spielen könnte… Auf der anderen Seite weiß ich natürlich auch, dass Geld nicht auf Bäumen wächst. Wenn die Sender mehr für die Übertragungsrechte investieren müssen, werden sie wohl gar nicht anders können, als die Kosten auf die Kunden umzulegen. Das Bundesliga-Paket auf Sky für rund 30 Euro ist mir ohnehin schon zu teuer. Aber auch die Kneipen, in denen ich gerne Fußball schaue, ächzen unter den Kosten von mehreren tausend Euro im Jahr für eine Kneipenlizenz. Noch höhere Ausgaben werden sich einige davon nicht leisten können.
Allerdings ist auch für mich noch nicht gesagt, dass der Plan der DFL aufgeht, mehr Geld mit den Rechten zu erwirtschaften. Wie gesagt: Rupert Murdoch könnte der ganze Trubel um sein leckgeschlagenes Medienimperium irgendwann zu viel werden. Dass sein Sohn James oder ein anderer möglicher Nachfolger dann Jahr für Jahr mit gleichem Enthusiasmus Skys rote Zahlen mit gigantischen Geldspritzen löschen wollen, halte ich zumindest nicht für selbstverständlich. Vielleicht tritt dann der US-Sportsender ESPN auf den Plan, dem Gerüchten nach schon lange ein Interesse am deutschen Pay-TV-Markt nachgesagt wird. Es wird im Herbst ein spannendes Rennen um die Rechtevergabe geben.
(Jürgen Vielmeier)