[Update, 20.7.11:] Die Twick.it-Macher haben auf die Kritikpunkte und Anmerkungen hier im Blog reagiert und weitere Änderungen vorgenommen, die sie in einem Blogpost dokumentiert haben. Oh, und ich bin vertwickt.it worden. Danke! [/Update]
Seit ein paar Monaten stehe ich in Kontakt mit Sean Kollak und Markus Möller. Die beiden Twick.it-Gründer versuchen seit gut anderthalb Jahren, ihre offene Plattform, auf der jedermann Dinge in 140 Zeichen erklären kann, bekannter zu machen. Der rechte Durchbruch ist ihnen allerdings noch nicht geglückt, sie selbst sprechen gar von einem Scheitern. Auf den geglückten Start folgte ein Verharren auf nicht zufriedenstellendem Niveau. Jetzt haben die beiden Gründer der Community neue soziale Tools in die Hand gegeben. „Twick.it – Phase 2“ nennt Kollak die neuen Funktionen.
Die bestehen aus einem Radar, der über neue Beiträge informiert, einer öffentliche Diskussionsseite namens „Quasselecke“ und einem persönlichen Nachrichtensystem, das Twitter nachempfunden ist. Dass soziale Funktionen bislang gefehlt haben, sieht Kollak als Hauptproblem dafür, dass Twick.it den Durchbruch noch nicht geschafft hat. Das schreibt er auch in einem selbstkritischen Blogeintrag: „Der Grund für unser Scheitern ist (…), dass es ohne Kanäle für die zwischenmenschliche Kommunikation nicht gelungen ist, ein Community-Gefühl entstehen zu lassen.“ Aber ist das wirklich das Hauptproblem?
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Bei der Programmierung alles richtig gemacht
Twick.it startete im November 2009. Gleich im ersten Monat seit dem Start posteten die Mitglieder mehr als 4.000 Erklärungen. Ein großer Erfolg. Heute sind es etwas mehr als 15.000 Erklärungen, deutlich mehr, aber zum Selbstläufer wie seinerzeit Wikipedia ist Twick.it damit nicht geworden. Etwas mehr als 1.200 Nutzer verzeichnet die Community heute. Ich sprach vorhin mit Sean Kollak und fragte ihn ein wenig über das Projekt aus. Die Plattform verzichtet bislang komplett auf Werbung auf Sponsoring. „Wir hatten Angst, das Vertrauen der Community zu verspielen“, sagt Kollak. So ist Twick.it ein Nebenbei-Projekt der beiden Gründer geblieben, die ihren Lebensunterhalt mit etwas anderem verdienen müssen.
Was die Programmierung angeht, haben Kollak und Möller alles richtig gemacht. Wer das bezweifelt, dem wird spätestens beim Blick auf die „Spielwiese“ die Kinnlade herunterfallen. Twick.it gibt es als Chrome-Plugin, als Lexikon für den Mac, als Mashup mit Wikipedia, als App für Android und in wenigen Tagen auch für iOS, als Weltkarte, als Podcast, als Augmented-Reality-Layer und etliches mehr. Twick.it selbst hat offene Schnittstellen. Jeder kann sich die Beiträge auf seiner eigenen Seite einbauen. Es gibt das Projekt auf Deutsch und Englisch.
Qualitätsinhalte für Google Instant
Und doch fehlt die kritische Masse, was sich an der Auswahl der Begriffen zeigt. „Gabel“ etwa kennt Twick.it nicht, dafür aber den 1,6 Hektar großen Gabelweiher in Espelkamp. Einen neuen Eintrag anzulegen, wäre kein großer Akt im Vergleich zum Verfassen eines Wikipedia-Beitrags. Aber wer macht sich die Mühe und warum? Kollak zieht deswegen ein kämpferisches Fazit: „Das Mitmachweb wird immer schwieriger. Die Leute legen lieber eine Gruppe bei Facebook an, weil sie da den Mehrwert schneller sehen. Wir machen aber trotzdem weiter!“
Woran liegt es, dass die Nutzer den Mehrwert nicht erkennen? Vielleicht daran, dass man kurz angerissene Erklärungen auch bei Google findet, die unter anderem von Wikipedia stammen. Dank Google Instant muss man dafür nicht einmal mehr Enter drücken. Twick.it-Erklärungen sind genauer und eher auf den Punkt als Wikipedia-Einträge. Aber wer macht sich die Arbeit, sie anzulegen? Und wer sucht Twick.it auf, wenn man etwas schlechtere Ergebnisse auch bei Google findet, wo man sich als Nutzer schon auskennt? Die Zukunft ist zweifelhaft für Twick.it, aber vielleicht ist es noch nicht zu spät für Qualitätsinhalte in 140 Zeichen. Ich finde, das Projekt hat es verdient, noch ganz groß rauszukommen!
Sean Kollak stellt die neuen Twick.it-Funktionen hier in einem Screencast vor:
(Jürgen Vielmeier)