Sonstiges

Panoramabild der "R(h)einkultur" auf Facebook: Namen der Festivalbesucher öffentlich

Kevin Müller war am Samstag auf dem Festival „R(h)einkultur“ in Bonn beim Auftritt der Band Jupiter Jones. Sandra Trapmann, Kevin Paluschek und Alex Busch auch. Darüber hinaus noch Linda Langner, Thomas Greifenhofer und 25.000 andere. Wer das alles ist? Keine Ahnung. Ich kenne niemanden davon persönlich, kann aber jeden davon auf einem sozialen Panoramabild sehen, das der WDR heute veröffentlicht hat. Eine ganze Menge der Konzertbesucher ist namentlich benannt. Findet man sein eigenes Konterfei in den Menschenmassen, kann man es selbst taggen – oder jemand anderer, der einen kennt.

Ich muss hier mal ganz kurz „Datenschutz“ schreien. Ob das wohl jeder will, der auf der „R(h)einkultur“ zu Besuch war? Dass man damit rechnen muss, auf einer Großveranstaltung fotografiert zu werden und im Internet zu landen, ist eine Sache. Dass der eigene Name daneben steht, ein anderer. Was ist, wenn man – aus welchen Gründen auch immer – zumindest namentlich nicht erkannt werden will?

Ich habe von dem Bild gerade in einem Beitrag auf dem Radiosender 1live gehört und im Web nachgelesen. Der WDR hat sich dazu der Dienste des US-Fotografen Jeffrey Martin bedient, der über 500 Einzelbilder eingefangen und die Bilder am Rechner neu zusammengesetzt hat. Der WDR beschreibt die Arbeitsweise wie folgt:


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Die etwa 500 Aufnahmen des Rheinkultur-Publikums wurden mit einer Profi-Spiegelreflexkamera gemacht, die computergesteuert auf einem Stativ am Bühnenrand rotierte. Aus jedem Blickwinkel fokussierte die Kamera dabei stufenweise.

Weiß bald jeder, wann ich wo war?

Am Computer wurden danach die sich überlappenden Aufnahmen bereinigt. Geisterbilder sollen zwar ausgeschlossen sein, man findet sie aber trotzdem. Technisch gesehen dennoch eine Meisterleistung. Laut WDR wurden alle Besucher beim Eintritt in das Festivalgelände über die Aktion informiert. Wie genau und welche Möglichkeit man hatte, dem zu widersprechen, ist mir nicht ganz klar. Der Veranstalter spricht von 160.000 Besuchern. Man soll im Nachhinein zumindest die Gelegenheit haben, sein Profil löschen zu lassen, schreibt der WDR, also so ähnlich, wie man sein Haus bei Google Streetview verpixeln kann. Außerdem kann man das Taggen seines Profils durch andere via Facebook verbieten.

Ich finde die Bilder brillant – gestochen scharf bis hin zu den Besuchern auf den Rängen. Und doch muss ich leider in die Rolle des Spielverderbers schlüpfen: Gerade in Zusammenhang mit Facebooks kürzlich in Deutschland eingeführter Bilderkennung bekommt das alles einen faden Beigeschmack. Kann ich also in Zukunft an jedem Ort, den ich besuche, getaggt werden? Und wenn ich das nicht möchte, muss ich mich dann immer erst selbst aktiv werden und mich austragen lassen? Dann hätte ich ja viel zu tun. Und welche Wahl hätte ich eigentlich gehabt, dem im Vorfeld zu widersprechen? Hätte ich dann das betreffende Konzert oder das ganze Festival nicht besuchen dürfen? Bedeutet das jetzt, dass ich jedes Mal, wenn ich ein Konzert, Festival oder eine sonstige Veranstaltung besuche, auch Gefahr laufe, danach im Internet wieder aufzutauchen? Stelle ich zu viele Fragen?

Aber im Ernst: Darüber muss man reden – oder findet ihr, dass ich übertreibe? Ich hätte mich zumindest nicht gerne auf einem der Fotos wiedergefunden.

(Jürgen Vielmeier, Bild: WDR/Jeffrey Martin/360cities)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

62 Kommentare

  • Nichts neues, gab es schon des öfteren auch in USA und GB. Hier ist mal wieder eine typische deutsche Angst im Vordergrund. Wen interessiert es ob ich auf einer öffentlichen! Großveranstaltung auf einem Foto sichtbar werde. Jemand, der mich kennt, erkennt mich auch ohne Namensnennung.

  • Ich hatte das im Radio auch gehört. Und so verstanden, dass nur Leute dort als getaggt angezeigt werden, die dem auch aktiv zustimmen. Es taggt dich jemand und du bekommst eine Mail in der du zustimmen musst. Ansonsten passiert nichts.

    Von Verpixeln haben die aber nichts gesagt. Das muss man ja eigentlich auch nicht, da die Leute implizit mit der Teilnahme an dem Event auch der Ablichtung desselben zugestimmt haben.

  • Oh man, das man sich selbst taggen kann ist ja noch ok, aber das ich meine Freunde dort anpinne finde ich nicht gut, denn man sollte ja selbst entscheiden können ob man es machen möchte oder nicht…

    @Niels
    Es geht hier nicht um angst, sondern darum das man jawohl selbst entscheiden sollte ob man namentlich genannt werden möchte oder nicht…!

  • Bevor man selbst aktiv geworden ist, ist es doch meist schon zu spät. Das wird so offensichtlich ignoriert.

    Und wie soll man noch vernünftig (Not)Lügen können, wenn man per Netzwerk unter Dauerüberwachung steht.

  • @Nils: Es geht weniger darum, dass man auf dem Bild sichtbar bist, als darum, dass man mit der Veranstaltung in Verbindung gebracht wird.

    Willst du dich vor deinen Kollegen wegen deines sonderbaren Musikgeschmacks rechtfertigen müssen? Oder deiner Frau erklären, dass du doch nicht Angeln warst..

  • @Max: Mag sein. Aber entweder ich stehe zu einem bestimmten Geschmack oder ich lasse es halt. Und für Leute, die ihre Partner anlügen oder anlügen müssen, finde ich es eigentlich nur gut, dass es solche Tools gibt.

    Zumal diese Veranstaltung ja nun nicht gerade das Treffen der Hells Angels war.

  • @Nils: Das was du da so schön verteidigst die sogenannte „Ich hab nichts gemacht, also auch nichts zu verbergen“-Mentalität. Du darfst gerne der Meinung sein. Ich möchte aber nicht, dass alle Leute sehen, was ich so in meiner Freizeit mache, weil ich mit deren Intoleranz rechnen muss.

    Deine Ansicht würde unter anderem bedeuten, dass Leute, die so schon gemobbt werden, keinen Zufluchtsort mehr haben und sich geradezu verstecken müssen. Es gibt noch andere drastische Beispiele, doch alle laufen darauf hinaus, dass man etwas öffentlich machen können soll, ohne danach noch getrackt werden zu können. Privatsphäre ist icht nur in den eigenen vier Wänden, sie beinhaltet das Recht etwas anonym zu unternehmen (auch in der Öffentlichkeit) , egal aus welchem Grund.

  • Als nächstes läuft Googles 3D Erkennung über das Bild und schon sind auch die im Netz zu finden, die sich bislang aus genau den Gründen aus den „sozialen“ Netzwerken herausgehalten haben.
    Die Doppelmoral einiger ist schon interessant. Wer von den Kritikern hier ist bei FB?

    @schroeder:
    >>Es taggt dich jemand und du bekommst eine Mail in der du zustimmen musst. Ansonsten passiert nichts. <<

    Wenn ich dich tagge und meine Mailadresse angebe? Dieser "Schutz" ist ein schlechter Witz.
    Und ob die Besucher mit einer solchen Technik rechnen konnten, weil am Eingang ein "Sie könnten fotografiert werden" Schild hing, wage ich zu bezweifeln.

  • Zumindest im konkreten Fall kann man sich nur selbst so markieren, dass es öffentlich wird. Wenn man jemand anderen aus der Facebook Freundesliste markiert, so wird derjenige erst gefragt, ob er mit einer Veröffentlichung einverstanden ist. Diesen Sachverhalt hätte man in einem objektiven Artikel zumindest erwähnen müssen.

  • Ach alles halb so wild, ich hab da immer Googles dont be evil im Sinn. Was schon dabei ist doch ne witzige Idee. Also Hut aus Alufolie wieder absetzen und weitermachen.

  • Ist eigentlich solche Fotos zu Veröffentlichen ohne Einverständnis der Abgebildeten nicht Illegal ? (Recht am eigenen Bild). Oder reicht da schon eine AGB auf der Eintrittskarte?
    Ich könnte mir gut Vorstellen wenn im Gegenzug jemand ein unautorisiertes HD Panorama Bild von den aufgetretenen Künstlern ins Netz stellt , eine Abmahnung bekommt.
    Die Aufregung über das öffentliche Taggen kommt sicher etwas zu Spät . in kurzer Zeit werden das sicher einige Internetdienste oder gar Google/Bing automatisch Übernehmen ohne entsprechende Gesetze dagegen!

  • @Anonymous:

    > „Wenn ich dich tagge und meine Mailadresse angebe?“

    Du kannst meine Mailadresse nicht angeben – dazu müsstest Du mein Facebook Konto hacken und dort Deine Mailadresse eintragen.

    > „Dieser „Schutz“ ist ein schlechter Witz.“

    Vielleicht doch nicht.

  • @Melebert:
    > Ich möchte aber nicht, dass alle Leute sehen, was ich so in meiner
    >Freizeit mache, weil ich mit deren Intoleranz rechnen muss.

    Genau diese Haltung ist in meinen Augen ziemlich unsinnig. Um es mal so auszudrücken: auf diesem Festival waren 160.000 Besucher. Wenn du dort also etwas „gemacht“ hast, dann wird es zumindest einigen von diesen aufgefallen sein. Wenn du deine Aussage nun nur auf deine Freunde beziehst, dann ist die Chance bei der großen Zuschauerzahl dennoch relativ groß, dass dich einer von diesen oder zumindest jemand, der jemanden kennt usw. dort gesehen hat.

    Dass nun eine Verknüpfung mit dem Namen durch Facebook durch den Veranstalter ermöglicht wird, macht diese „Erkennbarkeit“ deiner Anwesenheit/Tat/was auch immer zwar in der Tat leichter. An der Sache, dass du dich hier im öffentlichen Raum bewegst, ändert dies aber zunächst einmal nichts. Anders würde ich es sehen, wenn Du auf diesem Foto automatisch vertaggt würdest und nichts dagegen machen könntest. So ist es ja aber nicht.

  • Es ist wirklich wunderbar zu sehen, in welch halsbrecherischer Geschwindigkeit wir in eine Farce des Mittelalters (geistig gesehen) stürzen und gleichzeitig das Gefühl haben, selbst immer wissender und auf-/abgeklärter zu werden. Das ist das Problem mit der Ontologie á la „Wissen heißt wissen wo’s steht“ – man weiß es eben nicht, sondern hat nur das Gefühl (Qualium), dass es so sein muss. Macht doch einfach mal den Versuch, jede Nennung Eures Namens und sonstiger Daten aus dem Netz zu kriegen – nur um zu zeigen, dass Ihr das könnt. Wenn Ihr das geschafft habt, DANN braucht Ihr Euch keine Sorgen mehr machen. Für jeden anderen Fall ist es einfach logisch und insgesamt erfolgreicher anzunehmen, dass Sorgen durchaus berechtigt sind.

  • jaja
    und in 2 Wochen haben dann alle vertaggten ne Abmahnung im Briefkasten weil sie entgegen den AGB auf der Eintrittskarte Bild und Ton Aufnahmen gemacht haben… (ah @basic war mit der gleichen Vermutung schneller;)
    Fotos von öffentlichen Veranstaltungen sind völlig in Ordnung, auch in solcher Auflösung, aber die namentliche Vertaggung geht echt zu weit!
    Und das ist keine „German-Angst“ oder Panikmache ala Streetview (dort werden Autokennzeichen und Klingelschilder ja auch nicht lesbar abgebildet)

  • @Nils:
    160.000 auf einem Event sind nicht alle. Alle sind auch die, die nicht da waren. Hinzu kommt, dass die 160.000 auf dem Event dort eher gleichgesinnte sind und ihren Spaß haben wollen und nicht herum schauen, wer da nun alles da ist und sich die Gesichter merken. Intoleranz ist von den Leuten zu erwarten, die nicht auf dem Event waren, nicht von den Teilnehmern.

    Du darfst von mir aus alle deine Besuche bei jedem Event öffentlich machen und für die Generationen nach uns konservieren. Ich ziehe es vor derlei Events auch anonym besuchen zu dürfen und diese Anonymität sollte auch im Nachhinein bewahrt werden: Sicher bewahrt werden. Es wurden schon genug Gründe genannt, warum man dies möchte. Eine wichtige dürfte sein: Meine Vorlieben gehören mir. Sie sind zu schnell gegen mich ausnutzbar, wenn ich evtl. unbequem werde. Genau das will ich aber auch bleiben. Ich will meine Meinung, auch wenn diese unbequem ist, vertreten können, ohne durch meine Vorlieben in irgend einer Weise erpressbar zu werden. Kontrolle und darauf aufbauende Repression gab es schon zu viel in Deutschland,als dass man diesen Punkt ausblenden sollte und ich ihn ausblenden könnte.

  • Also ich war da, während der Aufnahme, und es wurde deutlich gesagt wann diese gemacht wird,und das sich leute die nicht verewigt sein wollen bitte während der zeit wegdrehen sollen, damit man ihr gesicht nicht sieht. wer dann noch von freunden verlinkt wird sollte über ebendiese nochmal nachdenken. aber nette panikmache

  • Am besten sollte Facebook sich in die deutschen Mautstationen einklinken und die Gesichtserkennung aktivieren – dann kann jeder direkt sehen, wer mit wem gerade wo unterwegs ist. Ist doch eine herrliche Anwendung. Am besten sollte das dann auch gleich mit einer Pflicht für alle Bundesbürger verknüpft werden, sich in Facebook mit einem realen Foto einzutragen, ansonsten darf man dann auch keine Autobahn mehr benutzen. So stelle ich mir das in Zukunft vor. Ist doch genial, oder 😉

  • oh mein gott…. also das is echt mal das letzte. da fällt mir nichts mehr zu ein denn das ist mit sicherheit nicht vom Nutzer gewünscht. Ich möchte nicht das jeder weiß wo ich mich am WE so rumtreibe. OK bei dieser Veranstaltung ist das ja noch halbwechs ok. Aber was erwarted uns da noch alles in zukunft.

  • Es gibt unterschiedliche Gründ warum jemand nicht auf einem hochauflösenden Foto bei einem Festival abgelichtet und veröffentlicht werden will. Offensichtlich hatte man nicht die Wahl sich umzudrehen oder wurde sonst irgendwie darauf aufmerksam gemacht, dass man jetzt festgehalten wird. Das lässt einem die Option, die Veranstaltung zu verlassen oder das Bild zu erdulden. Tolle Wahlmöglichkeit !

  • Das Foto ist toll! Der WDR hatte ja schon zum Stillleben Ruhr 2010 eine Art StreetView vom damaligen Event gemacht. Auch ohne Wissen der anwesenden Besucher. Aber ohne „Vertaggung“. Jetzt können wir davon ausgehen, dass der WDR mit Gebührengeldern weiter seinem „journalistischen Auftrag“ nachkommt und Panoramabilder von Events in NRW schießt. Hm, wie find ich das?

  • Ich finde es toll, und wer seinen namen nicht sehen will muss ja nicht zu stimmen. Also kann ja jeder selbst entscheiden ob er seinen namen veröffentlichen will ! Wird ja keiner gezwungen !

  • Rein von der fotographischen Seite ist das Extraklasse gemacht. Das muss man ja auch mal sagen. 🙂
    Und vom Datenschutzaspekt wurde ja wenigstens Bescheid gesagt, so wie Tim schreibt. Trotzdem ist das wie üblich: Fällt die Barriere erstmal ist Nichts mehr aufzuhalten.
    Facebook mit seinen für Deutschland inkompatiblen Datenschutzbestimmungen nutzt auch jeder 2te Einwohner. (Mich eingeschlossen)
    Dies wird nicht das Letzte Foto dieser Art sein. Und wir können uns so langsam daran gewühnen, daß wir uns in Zukunft doch mal einen Chip einpflanzen lassen müssen. 🙂

  • Dass deine Fresse da abgebildet ist, kannst du aber nicht verhindern ! Sobald ich die Möglichkeit habe, einen Schwarzbalken über die Augen zu legen, sprich mich unkenntlich zu machen, darf der Veranstalter das meinetwegen machen. Dafür besteht aber keine rechtliche Grundlage, wenn ich das richtig verstanden habe und freiwillig macht das kein Produzent von Panoramabildern ! Die einzige Möglichkeit ist ein öffentliches Dagegenstellen und Beschweren, anders wird so etwas nicht vom Netz genommen. So ein Festival ist dann nur der Anfang des Öffentlichmachens. Mir läuft es bei sowas kalt den Rücken runter…

    http://www.fantag.eu/

    Rest my case

  • Lieber Jürgen Vielmeier,

    schade, dass Du nicht versucht hast, vor Veröffentlichung Deines Beitrags Kontakt mit mir aufzunehmen. Ich hätte Dich gerne mit offensichtlich fehlenden Infos versorgt. Hätte zum Beispiel erzählt, auf welcher juristischen Grundlage sich dieses Projekt bewegt und welche über die gesetzlichen Datenschutzbestimmungen hinaus gehenden Maßnahmen der WDR getroffen hat.

    Du schreibst: „Man soll im Nachhinein zumindest die Gelegenheit haben, sein Profil löschen zu lassen, schreibt der WDR, also so ähnlich, wie man sein Haus bei Google Streetview verpixeln kann. Außerdem kann man das Taggen seines Profils durch andere via Facebook verbieten.“

    Wie bereits einige User in den Kommentaren hier angemerkt haben, ist das nicht richtig:

    1. Wer möchte, kann sich per Mail an den WDR wenden. Allerdings NICHT um „um die Löschung seines Profils“, sondern um die Anonymisierung seines Gesichts zu bitten (Mailadresse im Hilfebereich der Projektseite). Diesen Wunsch prüft der WDR (um Missbrauch zu vermeiden) und kommt ihm dann zeitnah nach. Ein Rechtsanspruch auf eine solche Anonymisierung besteht nicht (genau wie bei der Google Streetview).

    2. Das „Taggen seines Profils“ muss man nicht verbieten lassen – es ist von vornherein überhaupt nicht möglich, dass jemand durch Freunde im WDR-Panorama getagged und dieses dann veröffentlicht wird.

    Wenn Du einen Freund im Foto erkennst und markierst, wird nur dieser Freund per Facebook-Posting darüber informiert. Und nur wenn er möchte, kann er dann per Deep-Link zur Stelle im Panorama zoomen und sich selbst taggen.

    Ich bin gespannt, ob es beim nächsten Fernsehkameraschwenk in das ekstatische, verschwitzte, betrunkene Rock am Ring-Publikum auch solch einen Sturm im Basic Thinking-Wasserglas geben wird. Oder beim Saisonstart der Fussballbundesliga, wenn der Fernsehsender Sky die kuttentragenden Fans mal wieder in pausenfüllender Großaufnahme zeigt.

    Viele Grüße,

    Stefan (der am Rheinkulturpanorama-Projekt beteiligt war)

  • Ich denk mal, das Hauptproblem ist nicht das „taggen“ der einzelnen Fotos. Vielmehr wird damit ja ein Fakt digitalisiert. Und die daraus entstehende Datenbank kann dann automatisch durchsucht werden.
    „Google people“, der neue Namenssuchservice. Man tippt einen Namen ein und anhand der getaggten Bilder bekommt man eine komplette Liste, wer wann wo war. Und gleich noch eine Aufstellung der Personen direkt neben einem – wenn sich da Namen wiederholen, könnte das doch Rückschlüsse auf eine neue Freundin zulassen, oder?

  • Phaidros, nach ein paar Monaten sollten sie die neue Freundin aber eh offiziell Ihre Freundin sein lassen, oder wollen Sie Ihre Freundin geheim halten?

  • @Stefan

    Das mit der Veröffentlichung dieser Bilder, die juristischen Grundlage „sauber“ ist, Bezweifle ich.
    Dieses ist mit Google Streetview nicht Vergleichbar , hier geht es um das „Recht am eigenen Bild“ und nicht um Panorama Freiheit.

    § 22 KunstUrhG
    „Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden.“

    Ausnahme für „Personen der Zeitgeschichte“ , was hier wohl nicht Zutrifft.
    Auch der WDR weiß sicher das er keine Unautorisierten Fotos der Künstler ins Netz stellen darf , ohne eine Abmahnung oder Klage zu Riskieren , das Publikum wird aber dieses Recht nicht Eingestanden?

  • Ich bin 29. Und verstehe nicht welchen Vorteil es hat das andere Leuten einem beim Rheinkulturfestival taggen?

  • Finde das gar nicht gut. Klar ist das rechtlich alles auf sicheren Füßen, aber trotzdem muss es doch wohl möglich sein darüber zu diskutieren ob wir das wollen.

    Panoramabildern von Veranstaltungen sollten mMn angekündigt werden. Uhrzeit und Ort, damit jeder, der nicht drauf möchte auch nicht drauf ist.

    Klar hab ich nichts zu verbergen und ein Bild von mir im Internet tut nicht weh, weil mein Name nicht dran steht. Natürlich… 😉 Es sollte doch inzwischen den meisten klar geworden sein, dass man auf Bildern und Videos automatisch identifiziert werden kann. Das mag aktuell noch nicht zu 99% funktionieren, aber daran wird gearbeitet.

    Es ist also nicht nötig, dass der Name dran steht, auch wenn es hilft zu lernen. Was hindert google, fb und die anderen Techgrößen daran, die Gesichtserkennung auf alles im Internet anzuwenden?

    Bisher nur wir selbst. Es gäbe wohl einen großen Aufschrei. Deswegen auch noch keine App von Google und Fb fürs Smartphone, damit man im Cafe schon mal die Beute checken kann. 😉 Aber mit den ganzen taggen werden wir eingelullt und irgendwann ist halt nicht mehr eine kritische Masse gegen Gesichtserkennung überall.

    Für Selbstdarsteller und verliebte ist das ganze Fototagging natürlich eine super Sache. Coole Streams können erstellt werden, wann man wo mit wem unterwegs war, und hey, jetzt sogar mit Panoramabild vom Konzert. Beim nächsten Konzert bestimmt wieder!

    Man man, zum Glück war ich nicht da…

  • @Stefan (#31):

    danke für deinen Kommentar mit der Klärung zum Thema R(h)einkultur. Da habe ich möglicherweise einige Informationen, die ihr als Beteiligte hattet, nicht erhalten. Was du schreibst, wundert mich allerdings ebenso:

    „schade, dass Du nicht versucht hast, vor Veröffentlichung Deines Beitrags Kontakt mit mir aufzunehmen.“

    Woher ich hätte wissen sollen, wer du bist, dass du an dem Projekt beteiligt bist und wie ich dich hätte erreichen können ohne einen Kontakt zu haben – das musst du mir mal erklären. Auf der betreffenden Website (http://www.wdr.de/themen/kultur/musik02/panoramafoto/info.jhtml) stand deine Adresse jedenfalls nicht, und die Anonymisierung der Kontakte wird wie folgt beschrieben:

    „Hinweis zum Datenschutz: Alle Besucher der Rheinkultur wurden beim Betreten des Festivalgeländes über die Foto-Aktion informiert. Mit dem Start der Seite am Montag (04.07.11) hat jeder, der auf dem Bild zu sehen ist, die Möglichkeit, sich anonymisieren zu lassen. Die Aktion berücksichtigt die in Deutschland geltenden Datenschutzbestimmungen.“

    Kein Wort von dem, was du in deinem Kommentar schreibst, also etwa, dass man das Taggen des eigenen Profils durch Freunde erst bestätigen müsste. Das wäre ja in Ordnung. An den „Informationen, die mir offensichtlich fehlen“, ist der WDR also beteiligt.

    „Wer möchte, kann sich per Mail an den WDR wenden.“

    Das ist eine nachträgliche Anonymisierung, oder? Ich muss also erst einmal wissen, dass das Bild online ist, mich dann darauf finden und dann erst kann ich es mit fremder Hilfe löschen lassen, worauf aber kein Rechtsanspruch besteht. Das klingt – toll. Und das ist doch das Problem, das ich im Text beschrieben habe.

    Grüße
    Jürgen

  • Das eigentlich Schlimme daran ist das die Rechte des Einzelnen im Internet immer mehr zu Gunsten des Kommerz Geopfert werden.
    Gesichtserkennungen und Taggen greifen Tief in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen ein und selbst ÖR Anstalten wie der WDR behandeln das als Kavaliersdelikt.
    Die nachträgliche Autonomisierung seines Gesichts auf „Antrag“ ist dabei doch der größte Witz! Jeder weiß das wenn ein Photo erst einmal im Internet ist, es auch dort bleibt natürlich auch ohne Verpixelung , zudem viele gar nicht wissen das diese Fotos von ihnen im Netz stehen.
    Gesetzliche Grundlagen werden auf die lange Bank geschoben, da sie nicht Gewollt und zukünftigen Kommerz behindern könnten.
    So werden wohl Urheberrechte und Persönlichkeitsrechte zukünftig nur noch für V.I.P und der Wirtschaft gelten.
    Aber wehe der Bürger läd eine mp3 aus zweifelhafter Quelle herunter oder ein Blogger veröffentlicht ein Foto ohne Genehmigung.

  • Mich wundert, dass es um die Marke R(h)einkultur noch keinen Stress gibt. Jedenfalls hatte ich vor zig Jahren mal ein Shirt, dessen Label diesen Namen trug.

    Topic:
    Wenn das weiter so geht und man befürchten muss an jeder Ecke fotografiert und gegen seinen Willen online gestellt zu werden (ob getaggt oder nicht), sollte man langsam über den Erwerb einer Guy-Fawkes Maske nachdenken…

  • Was regt Ihr Euch alle so auf? Wir leben in einer Demokratie. Ihr wart doch wählen oder? Ihr habt es nun mal alle so gewollt. Selber schuld.

  • @Jürgen (#39):

    Was ich meinte, ist: Ich hätte bei einem Basic Thinking-Artikel etwas mehr Recherche erwartet, als unsere Projektseite im Web durchzulesen.
    Ich hätte erwartet, dass Du versuchst, mit denjenigen Kontakt aufzunehmen, die für das Projekt verantwortlich sind. (Der WDR hat für solche Anfragen eine Pressestelle, die mich oder andere Beteiligte als Ansprechpartner vermittelt hätte oder die Dir direkt Antworten auf Deine Fragen gegeben hätten)
    Denjenigen, die in einem journalistischen Beitrag kritisiert werden, vor Veröffentlichung eine Möglichkeit zur Stellungnahme einzuräumen, gehört nicht nur zum guten Ton in unserem Geschäft. Auf solch eine Recherche zu verzichten ist m.E. handwerklich genau so unprofessionell, als wenn der Maurer auf Wasserwage und Lot verzichtet würde. Klar steht die Mauer dann in kürzerer Zeit. Bricht aber auch eher zusammen. LG, Stefan

  • Noch ein Nachtrag zum eigentlichen Inhalt des Beitrags und des Panorama-Projekts: Abseits von der durchaus berechtigten Sorge, dass die Weiterentwicklung der Software und Technik im Netz auch Gefahren für die Privatsphäre eines jeden Einzelnen birgt: Es handelt sich beim Rheinkultur-Panorama vom Grundprinzip her um ein riesiges Foto. Wie dies presserechtlich einzuordnen ist und warum eine Veröffentlichung vermutlich selbst ohne entsprechende Hinweise an den Eingängen und anderswo in Ordnung gewesen wäre, wurde an anderer Stelle bereits erklärt. Alternativ zu diesem Riesenfoto hätten wir auch diverse „Publikums-Szenen“ in Form einer großformatigen 08/15-Bildergalerie zusammenstellen können. Darüber hätte sich niemand beschwert. Mithilfe der Markier-Funktion bietet sich dem geneigten Rheinkultur-Fan aber im Riesenfoto eine viel angenehmere Möglichkeit, sich mit seinen Freunden über das Ereignis auszutauschen. Niemand muss das tun, es ist nur eine Option. Und noch einmal, weil es der ein oder andere offenbar falsch verstanden hat: Es sind nur Markierungen unter dem Namen des eigenen Facebook-Profils erlaubt. Das Taggen von Personen aus der Freundesliste ist nicht möglich. Viele Grüße, Stefan
    PS: Natürlich beinhaltet das Projekt KEINE automatische Gesichtserkennung.

  • @44 Stefan

    Irgendwie will eure „Firma“ nicht Begreifen das die dauerhafte Veröffentlichen dieses HD Panoramabildes, welches extra zum Zwecke der Abbildung der Konzertbesucher Angefertigt wurde und keine zufälligen Aufnahmen sind, deren Persönlichkeitsrechte Verletzt ? zumindest aber Grob Missachtet.
    Vielleicht sollte auch einmal der WDR die einschlägigen Gesetze richtig Lesen?
    Die Kritik von Jürgen ist völlig Gerechtfertigt. Es ist richtig das mal jemand Aufsteht und über solche Missstände schreibt, sonnst wird die ständige Überwachung im öffentlichen Raum bald Schlimmer als in der DDR !

  • Ich kann Wurstpelle nur bedingt recht geben, klar Demokratie und so…aber ich mein wie oft wird das Volk wirklich gefragt? Und wie oft richten sich dann die Politiker dann auch danach?

  • Hmm, ein schelm, wer böses dabei denkt, dass es jetzt zwei stefans gibt, die kommentieren. Der letzte kommentar stammt nicht von mir, ich klinke mich aus der diskussion aus.

  • Das Projekt benötigt keine Gesichtserkennung, diese Aufgabe erledigen bald Crawler im Netz, die automatisch alles taggen was ihnen vor die Flinte kommt.
    Und da es genügend Idioten (sorry) gibt, die auf FB o.ä. Personen taggen, die dort gar nicht angemeldet sind, wird man ohne sein Zutun trotzdem irgendwann im Netz zu finden sein.

    Mann, wie mir dieser Selbstdarstellungszwang dieser Netz-Exhibizies auf die Nerven geht.

  • Man entwickelt sich so aber schon schnell zum gläsernen Menschen. ich erinner da mal schnell an den Personalausweiß welcher ja mitlerweile auch Biometrische Daten haben soll.
    Was sollen Konzerne alles von uns noch haben? RFID ist auch so nen Tema… Datenschutz und Privatsphere sind hier in Deutschland mittlerweile Fremdwörter geworden. Das da auch noch so viele mitmachen finde ich sehr schade. Ich habe mich mitlerweile dazu entschieden Facebook nicht mehr zu nutzen auch wenn es schwer fällt denn mit vielen kann man ja mitlerweile kaum noch anders in Kontackt treten

  • Hui, sehr lustig… der Autor dieses Beitrags echauffiert sich über die Veröffentlichung von Namen und Bildern, nennt aber selbst etliche Namen und illustriert das auch noch mit einem eingezoomten Screenshot.

    Es ist ja nicht so, als ob die Diskussion über Gigapixel-Aufnahmen von Menschenmassen in Kombination mit dem taggen der Personen nicht irgendwie berechtigt wäre, aber wenn man sich schon zu gewissen Moralvorstellungen aufschwingt, sollte man selbst vielleicht danach handeln.

    Gab es nicht mal (Frankfurter Rundschau glaube ich) einen Zeitungsartikel über Hausbewohner, die sich gegen Google Streetview wehren wollten, und sich dann für den Artikel vor dem Haus fotografieren liessen? Ging irgendwie in die gleiche Richtung…

  • hehe Carl das ist mal eine Interessante betrachtungsweise. So hatte ich noch nicht darüber nachgedacht. damit hast du vollkommen recht. Hinzu kommt ja auch noch das es eine recht gute PR für Facebook ist wenn hier darüber geredet wird. Dies wird die betrachterzahl des bildes sicherlich in die höhe schnellen lassen

  • Alle Personen mit Tags haben ein Profil bei Facebook, und jeder kann dort seine Privatsphäre entsprechend einstellen. Wozu dann die ganz Diskussion wenn alle getaggten Personen mit der Veröffentlichung im Vorfeld bereits einverstanden waren?

  • Hier wird ja einiges zusammengeschmissen was man evtl. trennen sollte …

    Dass das Datenschutztechnisch die eine Sache ist mag ja sein.
    Persönlichkeitsrechtlich ist das ne ganz andere Sache. Ob da nun mit Facebook eine Markierung stattfinden kann oder nicht. Dass das Bild überhaupt veröffentlicht wird, ist ein Problem. Irgendwer hatte hier rechtambild.de mal verlinkt. Da hab ich noch was gefunden:

    http://www.rechtambild.de/2011/07/wdr-gigapixel-foto-in-den-rheinauen/

  • Ich glaube die Namen tauchen nicht ohne Zustimmung auf der Seite auf, allerdings gibt es auch Personen die nicht im Internet veröffentlicht werden. Der Chef macht Recherchen, sieht sie auf dem Festival, obwohl sie an dem Tag hätten arbeiten sollen… nicht so prickelnd 🙂
    Allerdings ist mir das auch passiert und fand mein Foto auf einer meines Erachtens nach nicht seriösen Seite wieder und war darüber nicht sehr erfreut.
    Ich finde damit sollte man nicht spaßen.

  • Als Datenschützer verschiedener Unternehmen halt ich das Projekt für juristisch nicht nur bedenklich, sondern grundlegend nicht haltbar:

    a) Es gab, auch wenn am Eingang darauf hingewiesen wurde, keine echte Freiwilligkeit der Zustimmung.
    b) Der WDR als Besizter der Daten, kann einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Bild nicht Garantieren, da die Server zur Verarbeitung nicht innerhalb des europäischen Rechtsraumes liegen und der WDR keinen Zugriff auf diese hat. Oder kann garantiert werden, dass selbest nach Widerspruch des Tagging die eigentlichen Daten gelöscht werden? Das würde ich gern mal sehen.

    Allein diese Gründe sollten ausreichen, gegen das Verfahren vorzugehen.

    Wer gerne als Teilnehmer ein solchen Veranstaltung öffentlich sichtbar sein möchte, für den wäre ein anderes Verfahren denkbar:

    Auf dem Gelände wird eine Areal ausgewiesen, auf welchem zu festgelegten Uhrzeiten solche Aufnahmen gemacht werden. Gruppenbild mit Dame. Wer das möchte kann dann ganz frei entscheiden dort hin zu gehen.

  • @Anonymous (#57): Du schreibst “ Der WDR als Besizter der Daten, kann einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Bild nicht Garantieren, da die Server zur Verarbeitung nicht innerhalb des europäischen Rechtsraumes liegen und der WDR keinen Zugriff auf diese hat. “

    Das Panorama-Bild selbst sowie alle dazugehörigen Markierungs-Daten liegen auf europäischen Servern. Zugriff darauf hat außer dem WDR (und dem beauftragten Dienstleister) niemand.

    Die Debatte zum Thema find ich ja eigentlich sinnvoll – wenn Diskutanten sie nicht ständig mit falschen Details befeuern würden.

    LG,

    Stefan

  • Europäische Server können auch in Russland stehen…

    Gelten deutsche Datenschutzgesetze für alle Server in Europa?

  • Hallo Stefan,
    das Russland nicht zur EU gehört, sollte den meisten Menschen bewusst sein.Immerhin hast du von europäischen Servern gesprochen und nicht von Servern die in der EU stehen, daher mein Beispiel. Trotzdem danke für den Link!
    Gruß Thomas

  • eine Debatte dazu ist nicht nur sinvoll sondern verdammt notwendig. Denn viele Menschen gehen viel zu leichtsinnig mit ihren und den Daten anderer um.
    So erlebt man immer wieder ungehäure dinge wenn man sich mal mit ein paar Freunden über ihren umgang mit Persönlichen Daten unterhällt.

    Es bedarf hier in Deutschland noch einer enormen Aufklärung zu diesem Tema, das sollte hier niemand aus den augen lassen.