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Heute keine News-Recherche – ein Experiment

Es ist an der Zeit, mal etwas auszuprobieren: Kann man als Techblogger auf dem Laufenden bleiben, wenn man sich aktiv vom Nachrichtenstrom abkoppelt? An jedem Arbeitstag überwache ich zahlreiche Nachrichtenquellen: RSS, Twitter, Mails, Websites. Vieles kommt auch über Facebook und Google Plus. An die 1.000 Nachrichten überfliege ich täglich auf diese Weise. Das dürfte reichen, um über rund 95 Prozent der Dinge informiert zu sein, die für dieses Blog wichtig sind, auch wenn das nicht bedeutet, dass ich über alle schreibe oder immer der Schnellste bin. Das eine oder andere spannende Thema geht sicher auch mir einmal durch die Lappen. Aber was wirklich, wirklich wichtig ist, das erfahre ich auch – früher oder später – über einen der Kanäle.

Nun gibt es ja jenen inzwischen legendären Satz, der im Wesentlichen besagt, dass man sich den ganzen Aufwand im Grunde sparen kann: „If the news is that important, it will find me.“ Zu deutsch: Wenn die Nachricht wirklich so wichtig ist, dann wird sie mich finden. Die Nachricht mich und nicht ich die Nachricht. Über diesen Ausspruch eines leider unbekannten Zitatgebers schrieb zuerst Brian Stelter von der „New York Times“ im März 2008. Er meinte damit politische Botschaften und bezog sich auf den damals laufenden Wahlkampf für die US-Präsidentschaft und die sozialen Medien, die im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielten. Gilt das auch für Techblogger? Ich will es ausprobieren.

Keine aktive Recherche in üblichen Nachrichtenquellen

Das ganze ist ein kleines Experiment. Ich will es heute durchführen und morgen fortsetzen, wenn ein Tag für ein solches Experiment zu wenig ist. Sollte die Mehrheit von euch in den Kommentaren der Meinung sein, dass zwei Tage dafür nicht ausreichen, ließe es sich auch noch weiter ausdehnen. Das ganze ist durchaus ein kleines Risiko für unser Blog, denn unsere Leserzahlen sind natürlich davon abhängig, dass wir täglich spannende, möglichst aktuelle Meldungen bringen. Ich schreibe derzeit fast alle Meldungen auf Basic Thinking. Wenn ich hier in Hürth bei Köln im Büro bin, vertritt mich niemand. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass mir ein wichtiges Thema durch die Lappen geht. Doch wenn die Theorie des unbekannten Studenten stimmt, dürfte mir das eigentlich nicht passieren.

Im Detail wird das so aussehen, dass ich meinen RSS-Kanal mit seinen derzeit 88 Abonnements heute unbearbeitet lasse. Ich habe heute Vormittag noch die nicht gelesenen Feeds des Wochenendes aufgearbeitet, gegen 10 Uhr allerdings Schluss gemacht. Was ich ebenfalls in dieser Zeit nicht verfolgen werde, ist der Twitter-Kanal von Basic Thinking, auf dem viele Nachrichten erscheinen. Ich werde ganz einfach nicht aktiv nach Nachrichten suchen. Nicht in denen von Nachrichtenmagazinen, nicht in internationalen oder deutschen Techblogs und auch keinen Blick darauf werfen, was unsere geschätzten Mitstreiter so schreiben.

Was ich hingegen lesen werde, sind Mails, Facebook-Nachrichten und meinen privaten Twitter-Account. Dort sind keine Newsquellen enthalten, allerdings einige Multiplikatoren, die Nachrichten aufgreifen. Zusätzlich teile ich ja ein Büro mit den Jungs von Onlinekosten.de; den täglichen Flurfunk empfange ich also natürlich auch. Es gab aber keine explizite Bitte von mir an die Kollegen, mich mit Nachrichten zu versorgen. Wie das Ganze ausgehen wird, werden wir sehen. Ich werde heute Abend oder morgen (je nachdem, wie lange das Experiment mir sinnvoll erscheint) ein Resümee ziehen. In der Zwischenzeit werde ich natürlich weitere Beiträge schreiben. Zum einen habe ich noch ein paar Themen in der Pipeline. Zum anderen werden mich meine sozialen Kanäle ja mit Nachrichten versorgen – wenn sie wirklich wichtig sind. Wir werden sehen.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

26 Kommentare

  • Finde das Vorhaben sehr interessant, bin aber der Meinung das zwei Tage bei weitem nicht reichen! Mindestens zwei Wochen würde ich persönlich veranschlagen.

    Und ja, wenn eine Nachricht wirklich wichtig ist wird sie zu einem kommen. Doch was man dabei bedenken sollte ist die Tatsache, dass dies eine Weile dauern könnte! Ich spreche da aus Erfahrung 🙂

  • Ich bin auch sehr gespannt, was dieses „Experiment“ an neuer Erkenntnis schaffen wird bzw. entsprechend das Zitat belegen wird oder auch nicht 😉

  • Hi, ich war selbst gerade ne Woche total offline – kein Mobile, kein Internet, kein Telefon – nur ich, 3 Kumpels und 4 Mädchen, die sich unserer Gruppe angeschlossen haben. Also gar nichts mitbekommen. Und trotzdem: Das Google+ online gegangen ist, habe ich mitbekommen. Jemand am Strand hatte nen Laptop offen und beim Vorbeigehen hatte er gerade die Seite offen. Ich hin und gefragt was das sei, weil es mich einfach angezogen hat. Die Website hab ich in den Tagen dann 5 oder 6 mal bei Urlaubern gesehen.
    Die kleinen Informationen gehen an einem vorüber aber die größeren Nachrichten bekommt man irgendwie immer.
    Wäre interessant was dir – in deiner gewohnten sozialen Umgebung, lediglich keine Newsfeeds – so alles entgeht. Denke aber auch, dass ein Zeitraum von 1-2 Wochen besser wäre.

  • Eine wichtige Nachricht wird dich schon so oder so erreichen. Da ich vor 13 Jahren meinen Fernseher und Radio abgeschafft habe, kann eich das nu bestätigen, den das war damals mein Verdacht und er hat sich bestätigt. Dinge wie der 11. September sind dann trotz perönlicher Irrelevanz noch bis zu mir durch gedrungen, aber es hielt sich starkk in Grenzen.
    Du allerdings lebst von Nachrichten. Für Dich dürfte es etwas schwierig werden, denn für Dich ist auch die persönlich vollkommen unwichtige Nachricht eine wirtschaftlich wichtige.

  • Hi,

    ich habe auch das Problem, dass mein Google Reader nur noch 1000+ anzeigt. Auch wenn ich täglich versuche 2-3 Stunden zu lesen, aber es ist einfach zu viel. Ein intelligenter Filter währe hier hilfreich. rivva.de geht ja in die richtige Richtung, aber es reicht noch lange nicht. Ich schätze mal eine gute Software könnte mir 1-2 Stunden lesen ersparen. Aber so etwas habe ich leider noch nicht. Dein Experiment finde ich nicht so spannend. Ist halt wie Urlaub. Das dicke Ende kommt, wenn man aus dem Urlaub zurück ist und dann alles nachholen muss. Unter dem Gesichtspunkt ist Urlaub IMHO leider eher eher eine Strafe.

  • ich muss sagen seitdem jürgen. v angeheuert wurde ist das blog ganz schön aufgewertet worden. viel besser als vorher!!

  • Ich denke auch, dass wirklich interessante Neuigkeiten zu einem durchdringen.
    Denn mal ehrlich, 90% der News (hier und von anderen Quellen) hat man am nächsten Tag doch schon wieder vergessen.

  • Nicht machbar… schon gar nicht in 2 Tagen. Wenn der ganze Blog darauf ausgerichtet wäre und sich der Jürgen klonen würde, dann ja… vielleicht… Aber seien wir mal ehrlich, die wirklich interessanten News sind nicht diese, die man überall findet, denn z.B. über Google +1 hat jeder berichtet und das kommt dann auch irgendwann zu einem auch wem man es nicht will.

  • Wie es aussieht, ziehe ich das zumindest bis morgen durch. Bislang scheint aber heute noch nichts Spannendes passiert zu sein. Oder… Oder?!? 🙂

    @Michael: Die Ansicht teile ich. 😉 Als ich im Mai mal eine Woche Urlaub hatte, wurde Google Music vorgestellt. Als ich wiederkam, war es natürlich zu spät, darüber zu schreiben, aber ich musste ja zumindest WISSEN, dass es passiert ist. Von daher kommt man ums Lesen nicht herum.

    @Jens: Habe ich auch schon mal überlegt. Kommt dann als nächstes. 🙂

    @Guido @Willi: Stimmt schon. Als Blog über Social Media und Co. muss man nicht zwingend der erste, darf aber auch nicht der letzte sein, der davon erfährt. Außerdem geht es auch darum, mal ein paar Themen aufzuspüren, über die eben nicht jeder schreibt. Aber vielleicht gibt es einem mal ein bisschen Ruhe, um über alternative Themen nachzudenken.

    @Spamsau: Danke, danke, danke. 🙂 Schade, dass es nur Spam ist. Ist es?

  • Ich denke 2 Tage sind kein größeres Problem. Wenn du wie gesagt die Multiplikatoren noch hast ist das völlig ausreichend für diesen Zeitraum. Ich wünsche dir viel Glück bei deinem vorhaben.

    Grüße Timo

  • Ich bin ebenfalls auf den Ausgang gespannt. Wenn ich morgens nicht zum RSS-News-lesen komme, genügt mir des öfteren aber der Rundfunk.

    @Michael (#7): Das Problem, alles lesen zu müssen, hatte mich auch eine ganze Zeit lang geplagt bis es irgendwann so weit war, den Menüpünkt „Mark all as read“ benutzt hatte. Damit hatte ich zwar keine News gelesen, aber immerhin war das „(1000+)“ weg.
    Was ich damit sagen will: Versuch‘ gar nicht alles, zu lesen. Setz‘ dir ein verbindliches Zeitlimit – z.B. 30 bis 60min – und gut is‘.

    Ansonsten stimme ich dem Tenor hier zu: Alle weiteren wichtigen News, die du am RSS-Reader nicht zu lesen packst, erreichen dich über die einschlägigen Social-Media- (und Rundfunk-)Kanäle.

    Greetz, Alex

  • nein jürgen ganz im ernst. das blog ist jetzt viel vielseitiger und beleuchtet auch andere dinge als immer nur iphone, twitter, facebook und ipad. das ganze zudem noch sehr gut recherchiert, ausforumliert sowie flüssig zu lesen. top!!!

  • Im Grunde schüttet man sich mit viel mehr Informationen zu als man benötigt. Zumindest geht es mir auch bei meinen RSS-Feeds so. Ab einer gewissen Anzahl von Feeds hat man viele Nachrichten in der Regel auch doppelt, da viele „das gleiche“ schreiben. Und vieles ist einfach irrelevant. Die wirklich „wichtigen“ Infos würde ich auf maximal 5 Prozent beziffern, wenn nicht noch weniger. Aber will man wirklich nur das wichtigste wissen? Zeit ist Geld, klar. Aber ist es nicht auch ein Stück weit „Unterhaltung“ auch unnützes zu lesen (und damit „unbezahlbar“)? Wie so oft, liegt die Wahrheit wohl auch hier mal wieder ziemlich genau in der goldenen Mitte… 😉

  • Dieses Experiment finde ich ganz interessant. Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich neuerdings die interessantesten Sachen eh über Twitter mitbekommen. Ich halte es seit einiger Zeit so, dass ich RSS Feeds (430 bei mir) erst Abends lese. Vieles was mir dort dann unterkommt, wird fix übersprungen, da ich es ganz einfach schon im Laufe des Tages mehrfach gelesen habe. Hinzu kommt, dass man die wirklich geilen und heißen Infos oft viel Früher auf Twitter bekommt (Facebook nutze ich so gut wie gar nicht). Ich werde also über kurz oder lang in meinem RSS-Reader ordentlich ausmisten und viele Techblogs und Newsseiten rauswerfen. In der Regel reicht es hier eh, Engadget, Techcrunch und co auf dem Schirm zu haben. Denn oft stammen die News auf den deutschen Techblogs von dort.

  • 1000 Nachrichten pro Tag? Respekt!
    Ich selbst nutze google-news gar nicht, alle wichtigen News erreichen mich über twitter oder facebook.

  • Und wie bist du damit klargekommen? So eine „Informationsdiät“ führt doch sicher zu einem Jojo-Effekt, wie auch bei anderen Diäten bekannt 😉

  • Ich hoffe, Sie machte viel nützliche Schlüsse aus Ihrem interessantes Experiment. Viel Glück in Ihrem Blog. Ich werde es mittlerweile häufig besuchen.