Ihr hattet es vielleicht am Sonntag schon bei Facebook gelesen: wir sind am Wochenende nach Istanbul gereist, um uns über Neuheiten vom Smartphonemarkt zu informieren. Genauer gesagt, informieren zu lassen. Denn konkret sind wir einer Einladung von HTC gefolgt. Schon im Vorfeld hatte ich mich gefragt, warum es ausgerechnet drei Flugstunden gen Südosten gehen sollte und darüber spekuliert, dass es vielleicht ein neues HTC-Handy geben wird, das einen Namen wie Bosporus tragen wird. Doch es sollte ganz anders kommen.
Zusammen mit round about 20 anderen deutschen Blogger und Journalisten wurde in Istanbul das HTC Evo 3D vorgestellt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um ein Smartphone, das mit ganz spezieller Kamera- und Display-Technik ausgestattet ist, um 3D-Inhalte darstellen zu können. Das Besondere dabei: eine spezielle Brille, wie man sie zum Beispiel aus dem Kino oder ggf. von Zuhause vom 3D-Fernseher kennt, braucht man beim neuen HTC-Handy nicht. Nebenbei erwähnt, tritt es übrigens in direkte Konkurrenz zum LG Optimus 3D (P920).
Bevor wir uns mit der 3D-Technik genauer befassen, lasst uns einen kurzen Blick auf die technischen Details werfen. Gefunkt wird rund um den Erdball in klassischen GSM-Netzen (Quadband), ergänzend dazu können aber auch UMTS-Netze genutzt werden. Das mobilen Internet steht auf Basis von HSPA+ mit bis zu 14,4 Mbit/s im Downstream zur Verfügung – aber nur bei entsprechend ausgebauten Mobilfunknetzen, klar. Ergänzend dazu ist eine WLAN-Schnittstelle nutzbar, die auch den schnellen N-Standard unterstützt.
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Antrieb mit Dual Core Prozessor
Herzstück des Telefons ist ein Qualcomm Dual Core Prozessor, getaktet mit 1,2 Gigahertz. Als Betriebssystem kommt Android in der Version 2.3.4 zum Einsatz. Darüber wurde die angepasste HTC Sense-Oberfläche in Version 3.0 gelegt. Herausgestellt wird von HTC auch der Akku mit 1730 mAh. Allerdings bin ich noch skeptisch, ob er auch tatsächlich so stark ist, wie es der Hersteller zu verkaufen versucht. Denn bisher hat mich noch kein einziger Smartphone-Akku auch nur annähernd überzeugt – und ich durfte schon einige der neuesten Telefone in den Händen halten. Wenn ich mir nun überlege, dass das Evo 3D auch 3D-Inhalte anzeigt… weniger Strom verbraucht das nicht – sagt HTC übrigens auch selbst.
Wer 3D-Inhalte anschauen möchte, kann dies auf dem 4,3 Zoll großen Super-LCD-Touchscreen tun. Der ist erfreulich reaktionsschnell und erlaubt eine zügige, flüssige Navigation durch das Android-Menü. Zwar haben wir uns keinen 3D-Film aus Hollywood anschauen können, sehr wohl aber spezielle 3D-Games. Die sind, wie soll ich sagen, kein Hit, aber sicherlich ein netter Spaß für zwischendurch. Vielleicht sehen das Game-Freaks – zu denen ich mich sicherlich nicht zähle – aber auch ganz anders. Jubelarien zu Spielen dürft ihr von mir als Anti-Gamer aber auch nicht erwarten.
Deutlich interessanter finde ich da schon eher die verbaute Kameratechnik. Auf der Rückseite des Smartphones sind nämlich gleich zwei Digicams verbaut, die jeweils mit einer Auflösung von bis zu 5 Megapixeln arbeiten. Über einen seitlich angebrachten Schieberegler hat man als Nutzer die Möglichkeit, auszuwählen, ob Fotos und Videos im klassischen 2D- oder eben im 3D-Modus aufgenommen werden. Wer sich für 2D entscheidet, darf auf Wunsch Videos in HD-Qualität (720p) drehen.
3D-Modus: Ansichtssache!
Und im 3D-Modus? Nun, rein technisch hat mich das HTC-Telefon zwar nicht vom Hocker gehauen, aber durchaus beeindruckt. Wer selbst ein 3D-Video aufnimmt und es anschließend auf dem Display betrachtet, kann Bewegtbilder aus einer völlig neuen, ungewohnten Perspektive bestaunen – dritte Dimension eben. Das Video hat eine beeindruckende Tiefe: Dinge, die direkt vor dem Handy auf dem Tisch stehen oder Personen, die im Hintergrund durch das Bild laufen, rücken fast greifbar in den Vorder- bzw. weit entfernt in den Hintergrund. Kein Zweifel: das ist richtig interessant und ein Erlebnis.
Und trotzdem sage ich: wenn ich Videos mit meinem Handy aufnehme, würde ich das wohl nur in Ausnahmefällen in 3D tun. Warum? Nun, da wäre einerseits der Aspekt, dass ich es als ziemlich anstrengend empfinde, 3D-Videos anzusehen. Auch wenn die Augenbelastung beim HTC Evo 3D weniger stark ausfällt als mit einer Shutter-Brille vorm Fernseher sind mir HD-Videos dann doch lieber. Immer wieder habe ich auch von den Kollegen in Istanbul gehört, dass Kopfschmerzen bei der Betrachtung von 3D-Inhalten keine Seltenheit sind.
Was ich aber noch etwas wichtiger finde: 3D-Videos wirken (ob mit oder ohne Brille) unscharf und machen mir daher in der Regel nur sehr wenig Spaß und Freude. Bei der auf Smartphones eingesetzten Displaytechnik kommt dann noch hinzu, dass der Bildschirm aus einem ganz speziellen Winkel betrachtet werden muss, um die 3D-Effekte überhaupt sehen zu können. Das kann mit der Zeit nervig sein.
Fazit: ein komplett ausgestattetes Smartphone mit 3D-Spielerei
Grundsätzlich gilt: Das HTC Evo 3D ist ein nettes 3D-Spielzeug, das aber auch als rundum solide ausgestattetes Smartphone punkten kann. Nachteil: der ganze technische Kram kostet – und zwar nicht wenig. HTC rechnet nach eigenen Angaben damit, dass ungefähr das Preis-Niveau des HTC Sensation erreicht bzw. sogar etwas übertroffen wird. Wir dürfen uns also darauf einstellen, dass das neue 3D-Handy im freien Handel ungefähr 500 bis 550 Euro kostet. Zunächst wird es aber ohnehin für vier Wochen exklusiv bei Vodafone zu haben sein. Ab wann? Voraussichtlich Anfang August.
Übrigens: in Sachen Verarbeitung machte das Gerät einen richtig guten Eindruck. Wer keine Lust hat ein Plastik-Smartphone wie das Galaxy S II von Samsung durch die Gegend zu tragen, findet im Evo 3D eine interessante Alternative. Allerdings hat das Auswirkungen auf das Gewicht. Ein Telefon für die Hemdtasche ist der wuchtige Brummer aus dem Hause LG HTC ganz sicher nicht.
Wer Videos vom 126x65x12 Millimeter großen Handy auf einen Fernseher übertragen möchte, kann das übrigens nur über einen separat erhältlichen HDMI-Adapter tun. Kostenpunkt: circa 25 Euro. Etwas enttäuschend ist der verfügbare, interne Speicher von nur 1 Gigabyte. Flankiert wird er allerdings von einer 8 Gigabyte großen microSD-Karte, die im Lieferumfang bereits enthalten sein wird. Und jetzt ihr: 3D? Ja oder Nein?
(Hayo Lücke)