Das mobile Web wird die SMS töten. Bis dahin werden noch ein paar Jahre ins Land ziehen, aber das Verschicken einer Kurznachricht mit 160 Zeichen erscheint mittlerweile nahezu sinnlos, wenn man sich anschaut, welche Alternative spezielle Instant-Messenger für Smartphones bieten: Nachrichten können nahezu unbegrenzt lang sein, mit Sprachmemos, Ortsinformationen, Bildern oder Videos versehen werden; sie erscheinen dem Gegenüber im Moment des Abschickens – und sind kostenlos. Der Empfänger sieht, wenn der Adressat etwas eintippt. Der Adressat hingegen wird darüber informiert, wenn der Empfänger die Meldung erhalten und gelesen hat. Wer braucht da noch eine SMS?
WhatsApp hat sich hier in nur wenigen Monaten zur plattformübergreifenden Kult-App gemausert. Die Anwendung imitiert die SMS-Konversation von iPhone und Android und motzt sie mit oben genannten Erweiterungen auf, die vom Instant Messenging her bekannt sind. Die WhatsApp-Macher waren sehr clever, der App eine Adressbuchfunktion zu spendieren, die das eigene Smartphone nach anderen WhatsApp-Teilnehmern durchsucht. So kam es schon mehrfach vor, dass mir Bekannte eine Kurznachricht schickten, von denen ich gar nicht wusste, dass sie WhatsApp benutzen. Es gibt inzwischen massig Konkurrenz: Hayo hat hier kürzlich MySMS vorgestellt, es gibt zusätzlich noch PingChat, GroupMe und etliche weitere. WhatsApp ist in meinem Bekanntenkreis sehr schnell zum Google der SMS-Nachfolger geworden – hat allerdings auch Probleme.
Konkurrenz durch Apple, Microsoft und Facebook
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So fühlte ich mich in den letzten Tagen an unrühmliche ICQ- und Skype-Zeiten erinnert: Der WhatsApp-Server hing, Nachrichten erschienen zwar als Push-Nachricht auf meinem iPhone, nicht aber in der App selbst. Teilweise erschienen Nachrichten erst Stunden später, der Server war gar nicht erreichbar oder man benötigte etliche Sekunden, um sich einzuwählen. Die Probleme treten zeitweise auf, aber in letzter Zeit verstärkt. WhatsApp scheint damit vor den gleichen Schwierigkeiten zu stehen wie ICQ und Skype, als die Anforderungen der eigenen Server mit höherer Nutzerzahl immer weiter stiegen. Das Problem: Um die Nachrichten und Echtzeitinformationen direkt anzuzeigen, lässt WhatsApp die komplette Kommunikation über die eigenen Server laufen. Ein Nadelöhr, an dem es in Stoßzeiten zu massiven Behinderungen kommt.
Ich habe bei WhatsApp nachgefragt, was da los ist. Die Antwort von Cristina Trujillo kam relativ knapp rüber:
Hi, wir hatten ein paar Serverprobleme. Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten. Alles sollte jetzt wieder normal laufen. Bitte starte dein Telefon neu und versuch es noch einmal.
Na gut, machen wir das mal und behalten das künftig im Auge. Ein wenig Konkurrenz droht WhatsApp derweil von anderer Seite: Die Anbieter mobiler Betriebssysteme haben aufgepasst und den Erfolg von WhatsApp registriert. Apple baut nun in die nächste iOS-Version iOS 5 mit iMessage eine vergleichbare App ein. Microsoft hat für das Mango-Update von Windows Phone 7 eine ähnliche Lösung vorgesehen. Was die Hersteller da aber an Lösungen anbieten werden, hat den Nachteil, dass es nur auf ihren eigenen Systemen funktionieren wird, wo kaum ein Kunde alle seine Freunde hat. WhatsApp hingegen ist plattformübergreifend, steht für iOS ebenso zur Verfügung wie für Android, Blackberry OS und Ovi (Nokia). Solange die App also nicht an Kapazitätsproblemen scheitert, braucht sich WhatsApp wenig Sorgen vor einer Konkurrenz zu machen.
Außer vor Facebook. Clever wären die WhatsApp-Macher, wen sie zusätzlich zu den Smartphone-Apps auch noch eine Webversion herausbringen würden, um nicht von Facebook und seinem Nachrichtensystem aufgefressen zu werden. Ich habe bei WhatsApp auch danach gefragt, aber es hieß, zu zukünftigen Planungen könne man leider noch nichts sagen. Nachdem es in den vergangenen Tagen teilweise nur schwer möglich war, über WhatsApp zu kommunizieren, habe ich mit einigen Kontakten die Kommunikation auf Facebook verlagert – und zurück auf die E-Mail.
(Jürgen Vielmeier)