Er war’s wohl nicht: Der junge Mann, den Scotland Yard gestern in der englischen Grafschaft Essex festgenommen hat, hatte nur einen der Server gehostet, den die Crackertruppe LulzSec für ihren IRC-Chat verwendet. Sagt zumindest LulzSec, und die Gruppe rächte sich dafür, indem die Identität zweier „Spitzel“ ins Netz stellte, die den 19-Jährigen ans Messer geliefert haben sollen. Die „Spione“ hätten selbst ordentlich etwas auf dem Kerbholz, schreiben LulzSec im öffentlichen Statement auf Pastebin mit dem Gruß „Hi FBI & andere Strafverfolgungs-Clowns“ und der Aufforderung: „Jagt sie!“
Die Gruppe Web Ninjas macht sich seit dem vergangenen Wochenende daran, LulzSec zu enttarnen und nennt einen Anonymous-Aktivisten namens Sabu den Kopf der Truppe. Dieser schreibt auf Twitter, die Web Ninjas hätten nichts zur Festnahme beigetragen. Das seien alleine die beiden Spitzel gewesen, die man jetzt enttarnt hat. Auch eine Gruppe (oder ein Einzelner?) namens Teampoison hat LulzSec den Kampf angesagt, berichtet Golem. Teampoison und die Web Ninjas sollen die Website des mutmaßlichen LulzSec-Mitglieds Joepie vorübergehend gekapert haben. Der Niederländer, der im echten Leben Webentwickler ist, erklärt aber genauso wie LulzSec, dass er nicht Teil der Gruppe sei.
FBI legt unbeteiligte Websites lahm
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Unterdessen hat das FBI bei der Beschlagnahmung eines Servers im Zuge der Emittlungen gegen LulzSec einen Kollateralschaden verursacht. Mitten in der Nacht suchten FBI-Beamte das Rechenzentrum des Schweizer Hosters DigitalOne in Reston im US-Bundesstaat Virginia auf. Obwohl Digital One den Beamten nach Unternehmensangaben genaue Informationen darüber gegeben hatte, wo sich der von ihnen gesuchte Server befände, nahmen die Offiziellen offenbar ganze Server-Racks mit. In Folge dessen waren die Website des Hosters ebenso offline wie die einiger Webdienste wie Curbed Network und Pinboard. Die beliebte Fotocommunity Instagram läuft nach Ausfall eines seiner bei Digital One gehosteten Servers deutlich langsamer als sonst. DigitalOne-Chef Sergej Ostroumow ist jetzt sauer auf das FBI und nannte deren Arbeit gegenüber der „New York Times“ „unprofessionell“.
Jüngste Opfer von LulzSec sind unterdessen möglicherweise die Websites der brasilianischen Regierung und der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff geworden. Beide sind seit Stunden nicht erreichbar. Zuständig dafür könnte ein LulzSec-Ableger aus Brasilien sein, wie LulzSec es andeuten. Aber wer weiß das schon mit Sicherheit, mal abgesehen vom Grund, der dahinter stecken könnte. Die Botschaft vom Sonntag, LulzSec wolle künftig mit Anonymous künftig gemeinsame Sache machen, erhielt auch die Ankündigung, man wolle in nächster Zeit vor allem Regierungswebsites lahmlegen. Das Gerücht, man habe alle Daten des britischen Zensus ausspioniert, hat LulzSec allerdings dementiert.
Man fragt sich, wer hier den größeren Zirkus veranstaltet: LulzSec, das FBI oder die anderen LulzSec-Jäger. Langsam kommt man sich vor, als hätte man es hier samt und sonders mit einem spätpubertärem Kindergarten zu tun. Nimmt einer dem anderen ein Spielzeug weg, wird sofort zugeschlagen und eine zweifelhaft politische Botschaft hinterher geschickt. Das bietet langsam genug Stoff für eine Kinokomödie, die im Laufe der Handlung an Fahrt verliert: Langsam nicht mehr lustig.
(Jürgen Vielmeier, Bild: NMA.TV)