Wer rumheult, kriegt eins drauf. Ich seh sie schon, die Kommentare, die da lauten: „Wie blöd bist du denn? Bei mir funktioniert alles super.“ Es muss trotzdem sein, denn es nervt mich: Wir schreiben das Jahr 2011 und ich kann mir unterwegs fast jedes Lied auf mein Smartphone laden. Ich kann herausfinden, wo ich bin, mir sagen lassen, wo ich als nächstes hin und was ich da machen soll. Nur eins kann ich nicht, weder mit dem Smartphone, noch über das Festnetz: problemlos telefonieren.
Ich komme gerade aus einer Telefonkonferenz wieder. Meine Gesprächspartner wurden mir über ein Handy zugeschaltet, das auf Lautsprecher geschaltet war. Verstanden habe ich vielleicht 70 Prozent, in den meisten Fällen wenigstens den Anfang eines Satzes: „Unsere Kernziele sind es… werden wir im nächsten Jahr… Und das sag ich Ihnen jetzt als Erstes…“ Ziemlich gut für ein Exklusiv-Interview. Ich selbst war über ein IP-Telefon in unserem Telefonsystem verbunden. Das ist üblicherweise selbst nicht ganz unschuldig. Stellt ein Kollege ein Gespräch zu mir durch, höre ich den Gesprächspartner im Regelfall gar nicht mehr. Oder das Gespräch verschwindet. Dem Hersteller ist das Problem angeblich unbekannt.
Das Telefonieren bitte nicht vergessen
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In meinem raren Privatleben ist es nicht viel besser. Ich habe ein iPhone 3GS, mit dem ich größtenteils zufrieden bin. Ich kann damit meistens wunderbar unterwegs ins Internet gehen, wenn ich gerade in der Innenstadt bin, oder Kurznachrichten verschicken. Nur eins hat damit eigentlich noch nie reibungslos funktioniert: Telefonieren. Entweder hört mich der Gesprächspartner verzögert, sehr leise oder gar nicht. Eine Bekannte beklagte sich neulich, ich sei ja eigentlich ganz sympathisch, aber ich würde einfach zu leise reden. Was sie nicht mitbekam: dass ich fast ins Mikro brüllen musste, weil mein iPhone es bei eingeschaltetem Lautsprecher aus irgend einem Grund herunterpegelt.
Es geht ja sehr oft gut, das will ich gar nicht verschweigen. Aber bei rund einem Drittel meiner Gespräche (beim Smartphone häufiger) funktioniert irgend etwas nicht so, wie es soll. Das Telefon an sich ist mittlerweile seit 135 Jahren im Einsatz. Ganz problemlos war die Geschichte nie. Aber in den vergangenen Jahren scheinen mit IP-Telefonen und Handys Herausforderungen entstanden zu sein, mit denen die bestehende Infrastruktur nicht fertig wird. Und damit scheint das Telefonieren heute – so mein subjektiver Eindruck – schlechter zu funktionieren als noch vor 15 Jahren.
Wenn ihr also noch schnellere Netze aufschaltet, liebe Telekoms und Vodafones, und wenn ihr noch leichtere und größere Smartphones entwickelt, liebe Samsungs und HTCs dieser Welt, dann denkt doch bitte daran, die Basics nicht zu vergessen: das Telefonieren. Denn egal, was ihr über kristallklare Gesprächsqualität und reibungloses Umschalten zwischen den Netzen erzählt: Man kann noch immer nicht problemlos telefonieren. Auch im Jahre 2011 nicht. Es mag euch mittlerweile altmodisch erscheinen, aber man braucht es noch oft genug. Also bitte: vergesst das Telefonieren nicht!
(Jürgen Vielmeier, Foto: TraceMeek via Flickr)