Ich glaube, das Thema Internetsicherheit wird noch eine ganze Weile die Schlagzeilen füllen: Websites lahmzulegen oder Daten auszuspähen ist wieder ganz groß in Mode. Seit gestern betroffen, wie Gulli.com meldet: Unser aller Lieblings-Hassobjekt nach GEZ und GVU: die GEMA. Die Website der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte ist derzeit nicht zu erreichen; Anonymous sollen dahinter stecken. Die Hacktivisten reagieren nach eigenen Angaben in einem „Bekennervideo“ damit auf die angeblich überhöhten Forderungen der GEMA für die Nutzung von Musikvideos auf YouTube.
Mehr noch: Sie sehen die Informationsfreiheit dadurch eingeschränkt, dass man in Deutschland nur noch wenige Musikvideos auf YouTube legal sehen kann. Das sei schlecht für die Künstler, und das hätten selbst einige Plattenfirmen inzwischen erkannt. Mit dem Angriff – vermutlich eine DDoS-Attacke – wolle man erreichen, dass die GEMA ihr Verhalten ändert. Sollte sie das nicht tun, werde man „weitere Maßnahmen ergreifen“. Unterdessen wurden erste Mitglieder der Hackergruppe LulzSec enttarnt.
Die Formulierung „Druck ausüben“ hat eine ganz neue Bedeutung erhalten: Früher waren es Presse und Öffentlichkeit, die das getan haben, heute sind es Hacktivisten. Fraglich ist, ob Anonymous oder wer auch immer dahinter steckt, damit tatsächlich eine schnellere Einigung zwischen YouTube und den Rechteverwertern erreicht. Oft genug ist ja bei den Betroffenen eine Trotzreaktion nach dem Motto „Wir verhandeln nicht mit Hackern“ die Folge. Wir haben versucht, die GEMA um eine Stellungnahme zu bitten, aber die Pressestelle war leider nicht zu erreichen…
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LulzSec enttarnt?
Vorvergangene Woche erst legten Aktivisten (wahrscheinlich Anonymous) die Website der GVU lahm, um damit gegen die Razzia und Schließung der Plattform Kino.to zu protestieren. Anonymous-Mitglieder wurden in Spanien und der Türkei verhaftet, worauf die Aktivisten mit weiteren Angriffen von Websites in diesen Ländern reagierten. Dafür erklärten Anonymous, das in den vergangenen Wochen viel gescholtene Sony ab jetzt in Ruhe zu lassen.
In jüngster Zeit macht die Chaotentruppe von LulzSec Anonymous zunehmend Konkurrenz bei spektakulären Hacks. Zusätzlich schossen die „Edelpiraten“ gegen das /b/-Forum auf 4chan, der Brutstätte von Anonymous, erklärten aber, nichts gegen Anonymous zu haben. [Update: In einer weiteren Stellungnahme, dir mir leider gerade jetzt erst über den Weg gelaufen ist, sprechen LulzSec sogar davon, mit Anonymous jetzt gemeinsame Sache zu machen. Klingt ein wenig wie: gemeinsam in den Knast.]
Am Wochenende erklärte die Gruppe in einem offenen Brief ihre – selbstverständlich rein erhabenen – Absichten: Man wolle medienwirksam auf Sicherheitslücken aufmerksam machen, damit bessere Gesetze für die Internetsicherheit erlassen würden. Im Falle von Spielenetzwerk Sega, das am Wochenende von bislang Unbekannten ebenfalls gehackt wurde, hat LulzSec sogar seine Hilfe für das Unternehmen angeboten.
Problem für die LulzSec: Fünf ihrer Mitglieder wurden am Wochenende offenbar von einer anderen Gruppe namens Web Ninjas enttarnt. Einer der mutmaßlich enttarnten Mitglieder hat bereits zugegeben, zu LulzSec zu gehören. Dürfte jetzt wohl nicht mehr lange dauern, bis die Ermittler zuschlagen. Dann könnte es LulzSec schon bald an den Kragen gehen – und das Web könnte neue Gruppen bilden, die sich dafür rächen und auch wieder verhaftet werden, worauf sich dann neue Gruppen bilden, die …
(Jürgen Vielmeier, Foto: liryon via Flickr)