Als Deutscher muss man sich langsam schämen. Topqualität, Innovationen, Forschung und Entwicklung – das mag in vielen Branchen gelten. Die deutsche Webszene ist trotz einiger Positivbeispiele aber leider kein Aushängeschild dafür. Und es wird schlimmer, bevor es besser wird: Der private Unterkunftsmarkt Wimdu hat gestern eine Finanzierungsrunde in Höhe von 90 Millionen US-Dollar abgeschlossen, meldet Techcrunch. Kapitalgeber sind Kinnevik aus Schweden und Rocket Internet aus Berlin.
Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich darüber, dass sich auch in Europa inzwischen eine potente Investorenszene gebildet hat und junge Unternehmen mit viel Geld gefördert werden. Aber ich kann nicht darauf stolz sein, dass ein Unternehmen so viel Geld für eine Idee bekommt, die es augenscheinlich schon gab. Und auch nicht darüber, dass Wimdu dem Nebenbuhler Airbnb, der früher da war, derart gleicht.
Wenn zwei sich streiten, guckt der dritte in die Röhre
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Das Rennen um die Privatunterkünfte weltweit ist jetzt auf jeden Fall eröffnet und Wimdu ist finanziell damit fast so gut ausgestattet wie Airbnb, das in einer Finanzierungsrunde kürzlich mit 108 Millionen Dollar nur unwesentlich mehr bekam. Airbnb hat den Braten offenbar gerochen und kürzlich ein Büro in Hamburg eröffnet, sowie den wesentlich kleineren deutschen Wettbewerber Accoleo gekauft. Außerdem beschwerte sich der US-Unterkunftsmarkt über die Drückermentalität von Konkurrenten, ohne dabei Wimdu namentlich zu nennen.
Einen Unterschied zu früher gibt es diesmal schon. Ziel der Samwer-Brüder, die an Wimdu beteiligt sind, war es bislang sehr oft, einen Klon gewinnbringend an das Original zu verkaufen. Als Beispiele seien hier Alando (an eBay) und CityDeal (an Groupon) genannt. Bei dieser derart hohen Finanzierung wird ein Verkauf aber gar nicht notwendig sein: Wimdu hat damit genug Kapital, um als Nebenbuhler von Airbnb weltweit erfolgreich zu sein. Und wenn zwei sich streiten – ärgert sich der Dritte. 9flats ist ist ein privater Unterkunftsmarkt aus Berlin, der ebenfalls nach Airbnb entstand. Falls der nicht auch eine Finanzierungsrunde in ähnlicher Höhe abschließt, dürfte er gegen die Marktmacht der anderen nicht mehr ankommen.
Gutes Timing übrigens: Drüben auf Deutsche-Startups.de bewirbt Veronika Hüsing Oded Shenkars Buch „Copycats – Gut kopiert ist besser als teuer erfunden“. Anders als man auf den ersten Blick vermuten könnte, weist Shenkar dabei aber auf die Möglichkeit hin, eine Idee durch eine Copycat zu verbessern; simples plagiieren lehnt er ab. Andere tun es nicht.
(Jürgen Vielmeier)