Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber für mich ist Websuche halt so ein Ding, das einfach da ist, weil es sein muss und welches in etwa so aufregend ist, wie das Thema Anti-Viren-Software. Google und Microsoft sehen das anders und duellieren sich mit immer neuen Features. Und darüber bin ich dankbar, aber auch nicht mehr besonders enthusiastisch. Wenn Google, wie gestern, eine neue Suchoffensive ankündigt, dann nicke ich kurz anerkennend und widme mich dann wieder dem vergleichsweise unterhaltsamen Fernsehprogramm.
Warum auch nicht. Spracheingabe? Ein toller Beitrag zur Barrierefreiheit, aber ich hatte noch nie Verlangen danach, sie zu benutzen. Nicht in Telefon-Hotlines, nicht auf dem Smartphone und deswegen ganz bestimmt auch nicht auf dem Rechner. Instant Pages? Die Ladezeit wird verbessert, indem Google den ersten Suchtreffer bereits im Hintergrund vorlädt. Aber auch nur den. Mal wieder eine bessere Bildersuche? Gab’s doch neulich erst.
Moment, wie war das noch gleich mit der Bildersuche? „Search by Image“ nennt Google das. Man sucht nicht nach Bildern, sondern benutzt ein Bild, um damit zu suchen. Google will damit herausfinden, was darauf zu sehen ist. Das ist – genial.
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Erkennt keine Gesichter, aber Gegenstände sehr gut
Denn das geht in Richtung Bilderkennung. Und das Thema hat in den vergangenen Jahren endlich den Durchbruch geschafft. Apples iPhoto kann inzwischen etwa Bilder Personen zuordnen, wenn es sie darauf erkannt hat. Was Facebook mit der automatisch aktivierten Gesichtserkennung tut, ist dafür eher zweifelhaft. Aber immerhin: die Technik ist hier ganz schön weit gekommen. Google bindet Search by Image so ein, dass in der Suchleiste der Bildersuche künftig ein Kamerasymbol erscheint. Klickt man darauf, kann man Bilder entweder mit Drag and Drop daraufziehen, von der eigenen Festplatte hochladen oder den Link eines Bildes dort einbinden. Google will dann herausfinden, was auf dem Bild zu sehen ist. Losgehen soll es nach und nach in den kommenden Tagen. Bei mir erscheint das Kamerasymbol bislang nur sporadisch.
Bevor ihr jetzt in der U-Bahn den attraktiven Passagier fotografiert, der euch gegenüber sitzt, lasst euch gesagt sein, dass „Search by Image“ mit Personen nicht gut funktioniert. In unserem Minitest etwa erkannte die Bildersuche Sarah Palin nicht, deren Foto ich auf Spiegel Online gefunden habe. Google fand aber heraus, auf welchen Nachrichtenwebsites das gleiche Agenturbild noch zu sehen ist. Suche ich mit meinem eigenen Konterfei, schlägt Google mir als „optische ähnliche Bilder“ hauptsächlich Profilfotos von Asiaten vor.
Besser ist „Search by Image“ mit Gegenständen. Häuser wurden als Häuser erkannt, für Speisen schlug Google farblich ähnlich aussehende Gerichte vor. Der Algorithmus scheint sich vor allem an Farben zu orientieren. Wo das Haus steht, nach dem wir gesucht haben, fand Google nicht heraus. Das ist dann wohl noch Zukunftsmusik. Aber wenn ihr morgen früh auf einem belebten Platz aufwacht, nicht wisst wo ihr seid, aber im Hintergrund eine beeindruckende Kirche seht, dann wird Google euch sagen können, ob es vielleicht der Kölner Dom ist.
(Jürgen Vielmeier)