Die neueste Folge der beliebten Serie „Wer verklagt wen“ endet mit einer faustdicken Überraschung. Dachten viele Zuschauer noch, dass Nokia seinen ehemals besten Freund Apple betrogen und nach Strich und Faden ausgenommen hatte, stellte sich heute heraus, dass das Gegenteil der Fall ist: Apple hat von Nokia gestohlen und wird nun eine Entschädigung zahlen. Das tröstliche Ende: Beide sind wieder Freunde. Und mehr noch: Beide haben das Kriegsbeil zehn Meter tief begraben und Frieden geschlossen.
Die Kontrahenten verzichten auf weitere Patentklagen gegeneinander vor der US-Handelsaufsicht United States International Trade Commission. Das schreibt Nokia in einer Pressemeldung. Apple betonte in einer Stellungnahme gegenüber dem Blog „All Things D“, dass man sich bei einigen gegenseitigen Patenten nicht länger vor Gericht behaken wolle. Die aktuellen Patente beträfen aber nicht „den Großteil der Innovationen, die das iPhone einzigartig machen“.
Worum ging es eigentlich dann? Um eine Klage, die Nokia bereits im Jahr 2009 gegen Apple angestrengt hatte. Das iPhone verletzte nach Ansicht der Finnen in jedem Modell zehn Nokia-Patente. Darunter: kabellose Datenübertragung, Sprachcodierung, Sicherheits- und Verschlüsselungstechniken. Also eher Dinge, die die Maschinerie betreffen, keine Äußerlichkeiten. Immerhin, und das ist überraschend: Die Vorwürfe scheinen berechtigt gewesen zu sein. So einigte man sich jetzt außergerichtlich: Apple wird Nokia einen einmaligen Betrag und darüber hinaus weitere Lizenz- und Nutzungsgebühren zahlen.
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Nach Apple-Zahlung Gewinnprognose bei Nokia
Nokia-Chef Stephen Elop verliert in der Pressemitteilung noch ein paar lobende Worte über Nokias führendes Patentportfolio und weist auf die rund 43 Milliarden Euro hin, die man in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Forschung und Entwicklung dafür investiert habe. Nokias Patentbibliothek soll demnach mittlerweile 10.000 Patentfamilien umfassen. Beide Seiten sagten, sie seien froh, dass der Streit jetzt beigelegt sei. Wie viel genau gezahlt wurde, wollten sie nicht verraten; darüber sei Stillschweigen vereinbart worden.
Was noch viel überraschender ist als die Einigung: Dass Apple offenbar ein hübsches Sümmchen dafür zahlen muss. Laut Nokias Meldung habe die Zahlung positive Effekte auf das Ergebnis des zweiten Geschäftsquartals. Jetzt könne im operativen Geschäft der Sparte Devices & Services die Gewinnschwelle erreicht werden.
Erst in den vergangenen Wochen hatte „Wer verklagt wen“ mit amüsanten Folgen neue Zuschauer hinzugewonnen. Apple hatte in einer Art Vaterschaftsklage von seinem Ex-Partner Samsung erwirkt, den neuen Nachwuchs (Tablets und Smartphones) noch vor der Geburt in Augenschein nehmen zu dürfen. Da seien eigene Gene mit im Spiel. Samsung ging ebenfalls vor Gericht und forderte von Apple das gleiche. Nokias neuer Freund Microsoft verdient mehr Geld mit Patenterlösen von Herstellern des verfeindeten Betriebssystems Google Android als mit dem eigenen mobilen Betriebssystem. Und in der nächsten Woche seht ihr dann bestimmt, wie Google Nokia verklagt. Warum? Warum nicht!
(Jürgen Vielmeier, Bild: Nokia)