Es gab mal eine Zeit, in der sich die Hersteller von Plattformen extrem offen zeigten. Sie waren praktisch froh über jeden, der eine Anwendung für sie schrieb. Womit man dann bei Neuankündigungen werben konnte. Bald 500.000 Apps für iOS, 250.000 Apps für Android, über 17.000 Apps für Windows Phone 7. Solche Zahlen werden in Zukunft nur noch herangezogen werden, um Entwickler zu instrumentalisieren. Dass andere damit Geld verdienen, gefällt den Plattform-Anbietern nicht. Sie wollen immer größere Stücke vom Kuchen für sich selbst.
Die Vermutung kam mir zum ersten Mal, als Microsoft sein Mango-Update für Windows Phone 7 vorstellte. Apps werden darin immer mehr von Clustern ersetzt. Microsoft will Themenspektren wie Musik zunehmend durch eigene Entwicklungen ersetzen. Eine Funktion in der mobilen Bing-Suche ersetzt künftig die Musikerkennung Shazam. Als ich Microsofts „Tech Evangelist“ Frank Prengel darauf ansprach, reagierte er fast ein wenig gereizt. Warum sollte man nicht etwas Besseres anbieten als bestehende Lösungen? Gutes Recht ist das für Microsoft auf jeden Fall, etwas undankbar aber auch. Entwickler müssen sich darauf einstellen, dass ihre Ideen künftig nicht von anderen App-Entwicklern schonungslos kopiert werden, sondern von den Großkonzernen. Zwei weitere Beispiele dafür sind Apple und Twitter.
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Enno Park hat einmal zusammengestellt, welchen iOS-Apps es künftig an den Kragen geht, weil Apple sie durch Eigenentwicklungen ersetzt. Betroffen sind namhafte Anwendungen wie WhatsApp (ersetzt durch iMessage), Echofon (Twitter-Integration in iOS 5), Wunderlist (To-Do-Management), BoxCar, Remember the Milk (Notifications, Reminders), Readability und Read It Later (Safari-Erweiterung), Photoshop Express (Photos App). Hinzuzufügen wäre noch Dropbox, das zumindest auf Mac-Systemen durch iCloud ersetzt wird. Die alten Apps werden weder aus dem App Store ausgeschlossen noch aktiv vom Markt gedrängt. Sie werden einfach nur durch eine leichter zugängliche Lösung ersetzt. Und weil der Mensch von Natur aus bequem ist…
Ähnlich verhält sich Twitter. Das Kurznachrichtensystem, das durch Drittanwendungen erst groß geworden ist, ersetzt diese zunehmend durch eigene Lösungen. Linkverkürzer wie Bit.ly und Ow.ly gibt es in den offiziellen Twitter-Apps nicht mehr. Twitter kürzt Links dort inzwischen automatisch. Bildhoster wie Twitpic und Yfrog werden künftig durch Twitters neuen Bilderdienst ersetzt. Mehr Glück hatten die Entwickler der Clients Tweetie und Tweetdeck. Sie wurden von Twitter aufgekauft.
Und das wird in Zukunft das Los der Entwickler sein: Was sich schwer umsetzen lässt, kaufen die Plattformanbieter oder sie kooperieren damit. Was sich zu Geld machen lässt und billiger selbst produziert werden kann, wird einfach ersetzt. Wenn ihr selber Apps entwickelt, rechnet also damit, dass man eure Ideen schamlos ausnutzen wird und ihr keinen Cent dafür seht. Die goldenen Zeiten für App-Entwickler haben nur wenige Jahre gedauert, für viele haben sich die Erwartungen ohnehin nicht erfüllt, und jetzt geht die Goldgräberstimmung langsam zu Ende.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Apple)