Mein erster Gedanke war: Du lieber Himmel! Ist es mittlerweile so schlecht um die deutsche Filmförderung bestellt? Die beiden deutschen Produktionsfirmen Teamworx und von Fiessbach Film wollen ihren neuen geplanten Spielfilm „Hotel Desire“ crowdfunden lassen und allein mit Spenden über das Internet die notwendigen 170.000 Euro einsammeln. Das verwundert, denn 170.000 Euro sind sehr wenig für einen Film mit vielen keinesfalls unbekannten Darstellern. Anna-Maria Mühe ist dabei, Herbert Knaup oder Jan-Gregor Kremp. Die Hauptrollen spielen Saralisa Volm und Clemens Schick. Sergej Moya, von dem auch das Drehbuch stammt, führt Regie.
Die Produktionsfirmen beschreiben den Film selbst als „porNEOgrafischen Film“, bei dem es eher in Richtung Erotik als Pornografie gehen soll. Das Projekt hat bislang gut 600 Euro eingesammelt – wobei man aber fairerweise sagen muss, dass die Aktion erst heute offiziell begonnen hat. Warum gab es dafür kein Geld von einer Filmförderung? Klare Antwort: Kann noch kommen.
Film soll als erstes im Internet zu sehen sein
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Anja Käumle, die Leiterin Public Relations bei Teamworx, sagte mir dazu, der Ansatz sei hier ein anderer. Dass man das Projekt über das Internet finanzieren wolle, bedeute auch, dass es ihn im Internet zu sehen geben werde. Dass der Film auch ins Kino kommt, ist bislang nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. Käumle dazu: „Wir wollen erst einmal versuchen, das Geld über das Internet einzusammeln, und dann sehen wir weiter.“ Es sei nicht unüblich, dass ein Filmverleih mit weiterer Finanzierung erst später zustande komme.
Sollte man bis August den gewünschten Betrag nicht zusammen bekommen, wird das Geld dem Filmnachwuchspreis „First Steps“ gespendet. Ich bin aber eigentlich ganz zuversichtlich, dass das gelingen wird, denn für Spenden erhalten die Geldgeber ordentliche Gegenwerte: Ab 5 Euro etwa das Recht, den Film zu streamen, ab 100 Euro ein handsigniertes Drehbuch, ab 500 Euro eine Komparsenrolle, ab 10.000 Euro eine direkte Gewinnbeteiligung. Cleverer Nebeneffekt: Werden bestimmte Betragsstufen erreicht, gehen auf der Website zum Film weitere Kapitel des Drehbuchs online.
Keineswegs also ein absehbarer Flop, sondern eine ganz kluge Marketingstrategie, die ganz nebenbei das Modell Crowdfunding in Deutschland bekannter macht. Vielleicht wird daraus ja sogar das neue „Was nützt die Liebe in Gedanken„.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Teamworx, von Fiessbach Film)