Lasst das nicht meine Chefs lesen, sonst kann ich mir meine Brötchen demnächst wieder zu Hause schmieren: Aber da habe ich wohl einen Fehler gemacht. Eigentlich mache ich andauernd Fehler, um ehrlich zu sein. Aber da nicht jeder alle meine Beiträge liest, fallen sie vielleicht nicht jedem auf oder ihr seid meistens so gut, sie mir zu verzeihen. Fakt ist jedenfalls: Zwei Startups, die heute viel Geld kassiert haben, haben vor einiger Zeit bei uns angefragt, ob wir etwas über sie berichten könnten – und ich habe abgelehnt.
Hinterher ärgert man sich und heute hat’s mir schier die Schuhe ausgezogen: Die Unterkunftsbörse Airbnb, gestern noch auf über eine Milliarde US-Dollar bewertet, hat sein deutsches Pendant Accoleo übernommen. Mit den Jungs von eben diesem Accoleo habe ich noch im März eine Weile hin- und hergemailt. (Ja, zumindest das kann ich beweisen.) Am Schluss des ganzen habe ich mich dazu entschieden, keinen Beitrag darüber zu schreiben, wollte ihnen aber zumindest mit einem Tweet ein wenig helfen. Das Problem, was ich damals sah: die Jungs hatten sich meiner Meinung nach zu klein aufgestellt. Leider kein Einzelfall hier auf Basic Thinking.
In unseren damaligen Mails schrieb mir Benno Heidger von Accoleo unter anderem:
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„Das ganze ist wohl weder Hobbyprojekt noch unsere hauptberufliche Tätigkeit. Wir sind inzwischen ein Team von sieben Leuten, davon fünf Studenten und zwei Doktoranden. (…) Da es sich von der Nähe her anbietet und die Betten hier knapp werden, soll das ganze jetzt über die Bundesgartenschau anlaufen.“
Ich schaute mich auf der Website um und fand Angebote für den Raum Koblenz. Alles klar, also ein regionales Portal. Inspirieren lassen habe man sich vor allem vom Erfolg des US-Startups Airbnb, schrieb Heidger noch dazu – jetzt ist man von eben diesem Unternehmen übernommen worden. Technisch gesehen scheint das nicht notwendig gewesen zu sein. Airbnb bietet bereits zahlreiche kommerzielle Übernachtungsmöglichkeiten für Deutschland und ist auch auf deutsch verfügbar. Es dürfte bei der Übernahme vor allem darum gegangen sein, mögliche Konkurrenz im Keim zu ersticken oder in die Köpfe dahinter zu investieren. Finanzielle Details wurden allerdings nicht bekanntgegeben.
Das zweite Startup, über das ich (Idiot) damals nicht berichtete, ist 6Wunderkinder. Robert Kock schrieb mich im vergangenen November an. Dass er seine Mail mit „Hallo liebes dingens Team“ begann, fand ich eher lustig als peinlich. Ich antwortete ihm, dass ich allerdings trotzdem nicht über sein Task-Management Wunderlist schreiben könne, weil es einfach schon zu viele davon gäbe und was an seinem denn nun anders sei. Bis auf eine Entschuldigung für die „serienbriefartige Anrede“ hörte ich nie wieder etwas von ihm – bis ich wenige Wochen später las, dass der Hightech-Gründerfonds mit 500.000 Euro in das Projekt eingestiegen war.
Einfach mal machen
TheNextWeb und Lifehacker und später auch TechCrunch EU und Mashable hatten sehr wohl darüber berichtet. Ende März verzeichnete Wunderlist, die kostenlose App für iOS, Android, PC und Mac über 500.000 Downloads. Netzwertig schrieb im Februar vom „steilen Aufstieg eines Taskmanagers„. Und gestern ist auch T-Ventures bei den Wunderkindern aus Berlin eingestiegen, die inzwischen über 650.000 Nutzer haben sollen.
Notiz an mich selbst: Beim nächsten Mal einfach mal machen. Und die Quintessenz für euer Startup: Wenn ihr uns so weit bringt, dass wir mit euch über die Vor- und Nachteile eures Projekt per Mail austauschen wollen, ist das ein gutes Zeichen. Und wenn wir dann nicht über euch berichten, ist das offenbar umso besser für euch… Trotzdem werden wir da jetzt ein Auge drauf haben: Deutsche Startups sind endlich begehrt, und beim nächsten Mal wollen wir nicht mehr diejenigen sein, die den Trend nicht erkannt hätten.
(Jürgen Vielmeier)