Es klingt abenteuerlich, was Eldar Murtazin da gebloggt hat (Google-Übersetzung): Microsoft will angeblich Nokia kaufen. Der russische Analyst soll schon früher mit einigen Prognosen ins Schwarze getroffen haben, wie mit der Kooperation zwischen den beiden Branchenschwergewichten. Die wurde schließlich im Februar bekannt gegeben. Diesmal soll es mehr werden: Laut Murtazin will Nokia kommende Woche Verkaufsverhandlungen mit Microsoft beginnen. Da beide in großer Eile seien, solle der Deal noch vor Ende 2011 über die Bühne gehen.
Wir reden hier nicht von einem kleinen Startup: Nokia hat einen Marktwert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar. Würde Microsoft wirklich den leck geschlagenen Kahn wieder flott machen wollen? Oder eher: versuchen flott zu machen, denn dass das gelänge, dagegen sprechen die Tatsachen des sinkenden Marktanteils und dass Nokias erstes Smartphone mit Windows Phone 7 erst Ende des Jahres erwartet wird.
30 Milliarden – so viel Cash hat selbst Microsoft nicht auf der hohen Kante liegen. Außerdem ist Microsoft bereits sehr gut bei Nokia positioniert. Der Deal mit Nokia bringt vor allem dem Softwarekonzern einen guten Ruf für bislang wenig Geld. Wir hatten seinerzeit Steve Ballmer ein wenig scherzhaft als den neuen starken Mann bei Nokia vorgestellt. Nokia-Chef Stephen Elop ist außerdem ein ehemaliger Microsoft-Manager und seinem früheren Arbeitgeber weiterhin positiv gesinnt. Warum also viel Geld ausgeben, wenn man Nokia auch für deutlich weniger Geld beeinflussen kann?
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Übernahme hätte sich nach 150 Millionen verkauften Geräten amortisiert
Man könnte die höhere Marge als Argument ins Rennen werfen, mit der Microsoft durch die Verkäufe der Komplettsysteme arbeiten könnte. Wären das pro Gerät 200 Dollar, müsste man 150 Millionen Stück verkaufen, um einen möglichen Nokia-Kauf zum heutigen Marktpreis zu refinanzieren. Nokia selbst hatte angekündigt, noch 150 Millionen Symbian-Handys verkaufen zu wollen. Beeilt man sich und macht daraus 150 Millionen Smartphones mit Windows Phone 7, käme Microsoft auf einen grünen Zweig. Wenn nicht, sieht es schlecht aus.
Allerdings hat Microsoft bereits kräftig in Nokia investiert. Die Kooperation soll man den Finnen mit vermutlich 2 Milliarden Dollar schmackhaft gemacht haben. Und vergesst nicht, dass wir in abenteuerlichen Zeiten leben. Geld ist billig, zumindest wenn es um Firmenbewertungen geht. Facebook wird auf über 60 Milliarden Dollar geschätzt, Groupon will an der Börse in Kürze 25 Milliarden Dollar erzielen. Den verhältnismäßig kleinen Internet-Telefonieanbieter Skype hat Microsoft vergangene Woche für stolze 8,5 Milliarden US-Dollar gekauft. Wer dafür Geld hat, der bringt vielleicht auch viermal so viel auf, um einen der weltgrößten Mobilgerätehersteller aufzukaufen.
Und doch klingt es nach einem hohen Risiko. Nicht zuletzt: Warum sollte Microsoft von allen Anbietern ausgerechnet Nokia übernehmen? Warum nicht die Handy-Sparte von LG oder Dell oder den Blackberry-Hersteller RIM? Wir leben in absurden Zeiten. Auszuschließen ist praktisch gar nichts.
(Jürgen Vielmeier)