Sony hat ein ernsthaftes Problem. Gleich zweimal wurde in die Server der Japaner in den vergangenen Tagen eingebrochen; es wurden Kundendaten gestohlen, das Unternehmen damit bloßgestellt. Am kommenden Wochenende befürchtet man einen dritten Angriff. Es dürfte ein schwacher Trost für den Unterhaltungsriesen sein, dass er nicht der einzige ist, der in den vergangenen Tagen gehackt wurde. Erwischt hat es in dieser Woche ironischerweise auch den Passwortverwalter LastPass. Mitte April waren Google Mail und WordPress-Hoster Automattic zum wiederholten Male die Opfer zweier Hacks.
Von anderer Qualität und doch mit ähnlichem Ziel sind Scams, die sich durch Nachlässigkeiten der Nutzer auf Facebook verbreiten, wie ein vermeintliches Video über die Tötung von Osama bin Laden. Fasst man die wahrscheinlichen Absichten der Hacker zusammen, lässt sich ein Muster erkennen. Es traf jeweils Netzwerke, auf denen sich etliche Millionen Menschen tummeln: Das soziale Netzwerk Facebook (600 Millionen Mitglieder) ebenso wie das beliebte Blognetzwerk WordPress.com (20 Millionen Blogs, 300 Millionen Besucher), den Webmailer Google Mail (200 Millionen Nutzer) und Sonys PlayStation Network zusammen mit Qriocity und Sony Online Entertainment (mehr als 100 Millionen betroffene Kunden). Es ging den Missetätern mit Sicherheit darum, größtmögliche Aufmerksamkeit zu erregen, Sicherheitslücken zu offenbaren und verhassten Konzernen eins auszuwischen. Und doch bleibt eine weitere Botschaft zurück, die da lautet: Überlasst den Großkonzernen nicht eure Daten.
Ob beabsichtigt oder nicht: Viele unbescholtene Bürger dürften mittlerweile ins Grübeln gekommen sein, ob es zwingend notwendig ist, dass Sony Kreditkartendaten von Millionen Kunden offenbar unverschlüsselt in Datenbanken ablegt. Ob es nicht auch andere Wege gäbe, als seine Daten freiwillig einem Unternehmen wie Facebook oder Automattic zu überlassen. Und ob es sinnvoll ist, der Datenkrake Google, die eh schon alles über uns weiß, auch noch Einblick in private E-Mails zu gestatten.
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Sind Serverfarmen wirklich der nächste logische Schritt?
Es ist kein Grund in Hysterie auszubrechen. Aber es klingt wie eine ernst gemeinte Warnung vor Cloud Computing, einem Sammelbegriff verschiedener Anwendungen, die uns als der nächste logische Schritt verkauft werden. Anbieter wie Apple, Google, Amazon, Microsoft, Facebook und Sony sind aber daran interessiert, Geld mit unseren privaten Dingen zu verdienen, etwas was sie eigentlich nichts angeht. Viele Cloud-Dienste sind praktisch, die technisch einzige mögliche Lösung sind sie aber nicht. So kann ich etwa meine Favoriten und Browser-Tabs mit Firefox Sync synchronisieren, um Zuhause und auf der Arbeit auf dem gleichen Stand zu sein. Diese, meine Daten legt Firefox-Anbieter Mozilla auf seinen Servern ab. Technisch notwendig wäre das nicht, es ist nur für mich die bequemere Lösung. Es wäre technisch doch auch möglich, dass ich mir meinen eigenen Server konfiguriere und die Daten darüber synchronisiere.
Dahin sollte der Trend gehen: Weg von Großkonzernen und der massenhaften Datenspeicherung an zentraler Stelle, hin zum Dezentralen, zu einem sensibleren Umgang mit den eigenen Daten und mehr Privatsphäre. Dann müsste auch Sony in Zukunft weniger Reue zeigen. Warum kaum ein Webnutzer von Selbsthosting Gebrauch macht? Weil es der anstrengendere Weg ist und weil es offenbar noch keine Lösung gibt, die so einfach für jeden zu bedienen ist, dass sie ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt wäre. Und weil die Großkonzerne mit ihren enormen Marketingbudgets natürlich weiter für die Cloud trommeln. Für ein Hypethema, das immer ein Sicherheitsrisiko darstellen wird und deswegen eigentlich nicht die Zukunft sein sollte.
(Jürgen Vielmeier, Foto: Rob Boudon)