CDs und DVDs sind mal wieder am Ende. Jede Wette, dass sie in den nächsten Tagen noch von vielen tot geschrieben werden. Warum? Weil Apple die künftige Version Lion (10.7) seines Betriebssystems Mac OS X als Download über den Mac App Store anbieten will. Nur noch als Download über den Mac App Store? Nein. Und gegen den Tod der Scheibe würde zum Beispiel sprechen, dass Amazon immerhin schon eine Verkaufsseite für Lion angelegt und dort als Medium „DVD“ angegeben hat. Und dass die neuen iMacs, die Apple in dieser Woche vorgestellt hat, weiterhin mit einem optischen Laufwerk samt Wiederherstellungs-DVD ausgeliefert werden.
Was hingegen wieder für den Tod der optischen Datenträger spricht: Spielehersteller Electronic Arts (EA) will Games in Zukunft nur noch als Download anbieten, um das Problem mit Raubkopien einzudämmen. Ein revolutionärer Plan, zumal EA sich dann womöglich auch ein neue Logo besorgen müsste, weil das aktuelle (siehe rechts oben) ja noch in Scheibenform daher kommt. Spielehändler Valve jedenfalls exerziert das Download-Modell mit seinem Online-Shop Steam bereits seit geraumer Zeit erfolgreich vor – mit Spielen von EA. Können wir uns also darauf einigen, dass Download die Zukunft ist? Ich fürchte nicht. Denn was für die einen noch Zukunftsmusik ist, ist für die anderen bereits von gestern.
Es gibt mehr als nur einen Nachfolger der DVD
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Download im klassischen Sinne bedeutet Besitz und das ist für viele ein Relikt des 20. Jahrhunderts. Für sie besser: Streaming und Display, bei denen die Daten dem Kunden nur zur Verfügung gestellt werden, ihm aber nicht gehören. In der Praxis sind das Dienste wie Simfy, Napster oder Spotify für Musik, Browsergames, wie man sie auf Bigpoint oder Facebook spielen kann, und Video-Streaming wie RTLnow oder über die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen. Das Raubkopieren verliert hier seinen Reiz: Was nützt es mir, wenn ich mir Farmville illegal kopiere, sofern das überhaupt funktioniert? Ich kann ja ohnehin immer kostenlos darauf zugreifen. Oder warum sollte ich mir die Mühe machen, mir ein neues Album über BitTorrent und Co zu besorgen, wenn ich es für relativ schmales Geld online hören kann, sooft ich will.
Was das Leben heute komplexer macht als das Leben vor 25 Jahren: dass es nicht mehr nur eine Lösung gibt. Damals war klar, dass die CD der Vinyl-Schallplatte technisch überlegen war und ihr Nachfolger werden würde. Heute gibt es gleich mehrere potenzielle Nachfolger von CD und DVD, und wir können uns nicht auf einen einigen. Blu-ray sagen die einen, SD-Karte die anderen, Download die nächsten, Streaming die übernächsten. Während die einen an der CD – oder der Vinyl-Schallplatte – festhalten, haben andere alle Tonträger längst gegen den iPod getauscht – und werden von denen belächelt, die längst ganz auf Streaming und Smartphone umgesattelt haben.
Sehen wir’s ein: Solange die Plattenindustrie noch immer in der CD den Heilsbringer sieht und Streamingdiensten das Leben schwer macht, solange wird die Scheibe noch unter uns weilen. Und solange es in Deutschland kein stets verfügbares Filmarchiv gibt, das gegen eine Monatspauschale eine bessere Bildqualität und Auswahl bietet als die eigene DVD- oder Blu-ray-Sammlung, werden die Leute den Teufel tun, die Scheiben aus ihrem Wohnzimmer zu verbannen. Der optische Datenträger wird uns noch eine ganze Weile begleiten.
(Jürgen Vielmeier)