Dieses Bild machte heute Vormittag die Runde: Hohe Offizielle der US-Regierung verfolgen live am Bildschirm, wie eine US-Spezialeinheit Osama bin Laden liquidiert. US-Präsident Barack Obama sitzt leicht zusammen gekauert neben einem General, der in der Bildunterschrift kameradschaftlich als Brigadegeneral Marshall B. „Brad“ Webb bezeichnet wird. US-Außenministerin Hillary Clinton hält sich betroffen die Hand vor den Mund, der Rest im Raum guckt ernst. Das Bild stammt vom offiziellen Flickr-Fotostream der US-Regierung.
Im Web, auf Twitter und auch hier im Blog wird seit gestern verstärkt diskutiert, ob die Tötung von Osama bin Laden durch eine Spezialeinheit der richtige Weg war. Auge um Auge, Zahn um Zahn, statt einer fairen Gerichtsverhandlung, die man seinerzeit sogar Adolf Hitler gewährt hätte. Für den Rechtsstaat, von dem man in den USA seit dem 11. September 2001 ohnehin nicht mehr viel hält, wenn es um mutmaßliche Terroristen geht, ist das eher ein Schlag ins Gesicht.
Medienwahlkampf hat nie aufgehört
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Barack Obama selbst hat sein Wahlversprechen gebrochen, das Gefangenenlager in Guantanamo zu schließen und mutmaßliche Terroristen nicht länger ohne Anklage und Beweise festzuhalten. Für ihn hätte es am vergangenen Wochenende also gar nicht besser laufen können, um seinen guten Ruf wiederherzustellen. Zunächst inszenierte er die Präsentation seiner Geburtsurkunde medial äußerst geschickt mit einer Präsentation vor dem White House Correspondents Dinner. Sein möglicher Gegenkandidat in der kommenden Präsidentschaftswahl, Donald Trump, hatte gefordert, sie zu sehen. Und nun das Aufspüren und Töten des meist gesuchten Terroristen der Welt, was Obamas Vorgänger George W. Bush in sieben Jahren nicht geschafft hatte.
Das Bild oben ist also Teil eines ausgeklügelten Medienwahlkampfs, der für Obama nie aufgehört hat und bei Gelegenheit noch einmal intensiviert wird. Das Bild oben fällt für mich deswegen unter Propaganda. Aufgenommen von einem bezahlten Fotografen der Regierung, zeigt es selbige in einem Moment, in dem es die eigene Stärke mit dem nötigen Ernst zur Schau stellt. Danach folgen jedoch die freudige Nachricht an das eigene Volk und – für viele von uns befremdlich – jubelnde Menschen und spontane Partys auf den Straßen. Ist das Foto gestellt? Wohl nicht, aber es ist Teil einer fortwährenden Inszenierung, zu der die Politik geworden ist. Solche Bilder müssen wir also in den kommenden Monaten mit Vorsicht genießen: die nächste Präsidentschaftswahl in den USA mag zwar erst in anderthalb Jahren sein, der Wahlkampf aber hat längst begonnen.
(Jürgen Vielmeier)