Wer technisch rückständig ist, macht sich verdächtig: Wie findet man den Top-Terroristen der Welt in Zeiten von Handyüberwachung, Eincheckdiensten und Google Streetview? Anders als die meisten von euch vermuten würden, und doch mit Hilfe eines technischen Details, das diskussionswürdig ist: Osama bin Ladens Unterschlupf fiel auf, weil er keinen Telefon- oder Internetanschluss hatte. Der Terrorfürst residierte in keinen afghanischen Höhlen, wurde in keinem Bergdorf gefunden und auch nicht, wie der ebenfalls jahrelang gejagte Saddam Hussein, in einem Erdloch aufgespürt. Bin Laden residierte jahrelang in einer pompösen Villa in einem Ort nicht weit von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt.
Und das Versteck war offenbar so auffällig, dass es schon wieder unauffällig war. Villen sind in Abbottabad nichts Besonderes. Die Villa, in der sich Osama bin Laden versteckte, war dem Bekunden nach sogar achtmal so groß wie die in der Nachbarschaft und befand sich in der Nähe eines Stützpunktes der pakistanischen Armee und einer Polizeistation. Aber selbst das erregte bei Anwohnern, Behörden und die CIA offenbar nicht genügend Aufmerksamkeit. Es waren entscheidende Details, die die Ermittler auf die richtige Spur brachten.
Barack Obamas Sympathiewerte steigen
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Die Villa gehörte demnach einem Bruder eines Kuriers von bin Laden. Strafgefangene hatten auf ihn verwiesen. Als sie begannen ihn zu überwachen, waren die US-Ermittler bald auf die Villa gestoßen. Und die hatte definitiv etwas zu verbergen, waren sich die Behörden schnell sicher: So sei das Anwesen wie eine Festung gesichert gewesen, hatte kaum Fenster und bestand aus extra hohen Wänden. Trotz des Reichtums waren kein Telefonanschluss oder eine Internetleitung vermerkt. Warum sollten die Eigentümer bei all dem Reichtum ausgerechnet darauf verzichten? Weiter fiel komisch auf, dass die Bewohner des Hauses ihren Müll verbrannten, statt ihn wie die Nachbarn abholen zu lassen.
Einmal genauer inspiziert, wurde schließlich auch Osama bin Laden auf dem Anwesen erkannt. Fast zehn Jahre lang seit den Anschlägen vom 11. September 2001 war bin Laden nicht gefasst worden. Wie lange er sich in dem Versteck des Kuriers und seines Bruder aufhielt, die bei dem Angriff heute Vormittag ebenfalls getötet wurden, ist unklar. Zu Tode kamen außerdem ein Sohn bin Ladens und eine bislang nicht identifizierte Frau. Die Villa geriet im August 2010 ins Visier der Behörden. Überwachung und Vorbereitungen des Einsatzes dauerten bis jetzt. Unklar ist, ob US-Präsident Barack Obama den Tag des Zugriffs hinausgezögert hat, um im beginnenden Vorwahlkampf der Wahlen zur Präsidentschaft im kommenden Jahr Sympathiepunkte zu sammeln. Wenn ja, dann war die Aktion bisher erfolgreich.
Und die Moral von der Geschicht? Wenn ihr euch vor der Welt verstecken wollt, versüßt euch die Zeit auf jeden Fall mit einem Internetanschluss!
(Jürgen Vielmeier)