Das war AOL selbst zu dreist: Gestern hatte die Chefredakteurin des Blogs Moviefone, Patricia Chui, alle ihre frei schreibenden Autoren gefeuert. Indem Chui sie gleichzeitig bat, weiterhin kostenlos für das Magazin zu schreiben, erntete sie massive Kritik. Sie habe wohl missverstanden, dass Freelancing nicht „free“ im Sinne von kostenlos bedeute, spottete etwa das Magazin „The Wrap“ gestern.
Ironie der Geschichte: Chui ist jetzt selbst gefeuert worden. John Montorio, ein Ressortleiter der Huffington Post Media und Adjutant von Arianna Huffington, warf sie hinaus. Eine Entschuldigung von Chui kam zu spät. Sie schickte noch eine E-Mail hinterher, dass es keinesfalls so gemeint gewesen wäre, dass alle freien Autoren nun künftig unbezahlt arbeiten sollten. Vielmehr würden einige Freischreiber fest angestellt, fügte Redakteur Peter Goodman hinzu. Doch die Entschuldigung war nicht ausreichend und kam zu spät.
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Ariana Huffington war nach der Übernahme der „HuffPo“ durch AOL zur Herrscherin über den Content geworden, was vielen missfällt. Huffington hat den Erfolg ihres Vorzeigeblogs mit einer Mehrheit von kostenlos schreibenden Autoren und Bürgerjournalisten erkauft. AOL-Chef Tim Armstrong hatte sie deswegen an Bord geholt und mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet.
Seitdem ordnet AOL seine Content-Sparte verstärkt neu. Einige Seiten wie Going.com wurden und werden geschlossen, auch die Wirtschafts- und Finanzblogs haben ihr Fett weg bekommen. 900 AOL-Mitarbeiter mussten bereits gehen. Einige Redakteure, etwa acht des beliebten Techblogs Engadget, wollten nicht die nächsten sein, die es trifft. Sie kündigten und wollen im Herbst ein Konkurrenzblog starten.
Chui ist das Bauernopfer
So ging Chuis Mail zwar zu weit, aber der Fisch stinkt eindeutig vom Kopf her. Armstrong und Huffington hätten sich die Hände gerieben, wenn Moviefone seine Autoren dazu bekommen hätte, künftig kostenlos zu arbeiten. Lediglich die plumpe Art und Weise, auf die Chui dies versucht hatte, ging den Verantwortlichen offenbar zu weit. So ist Chui jetzt das Bauernopfer, das gehen muss, um einen PR-Gau abzuwenden. Aber die Prinzipien bleiben die gleichen und noch viele AOL-Schreiberlinge werden gehen müssen.
Chui hatte sich in einer E-Mail an die freien Moviefone-Blogger gewandt, in der sie unter anderem schrieb:
„Sehr geehrte Autoren von Moviefone/Cinematical, (…)
Irgendwann in Kürze – ich gehe davon aus, in dieser Woche – werden viele von Ihnen eine E-Mail erhalten, die Sie darüber informiert, dass Ihre Dienste als Freelancer nicht länger benötigt werden. Sie werden dazu eingeladen, zu einem Teil unseres unbezahlten Bloggersystems beizutragen; und obwohl ich weiß, dass das für viele von Ihnen keine finanzielle Option ist, möchte ich sie nachdrücklich dazu ermutigen zu erwägen, weiterhin für uns zu schreiben, weil wir all ihre Meinungen und Beiträge schätzen.“
(Jürgen Vielmeier)
Genial. Freue mich schon sehr auf den Konkurrenzblog – gibt AOL saures!
Hoppla die hopp… aber irgendwie kommt einem Freelancer diese Vorgehensweise doch bekannt vor….
Öhm, wahnsinn… mehr fällt mir da nicht zu ein…
Tja, mal sehen, wie weit AOL das noch treiben kann. So lange Angebot und Nachfrage stimmen, werden sie es sicherlich versuchen weiter auszureizen.
Ich warte noch auf „Premiumblogger“, die monatlich dafür zahlen, dass sie für große Portale schreiben dürfen…
Der feine Unterschied zwischen schätzen und wertschätzen…