Update: Die meisten von euch haben’s enttarnt: Die Geschichte ist natürlich ein Aprilscherz. Aber kein so ganz flacher, oder? Zumindest bekommt man den Eindruck, wenn man eure Kommentare dazu liest…
Revolution im Wasserglas: Facebook hat gestern Nacht eine Erweiterung für seine Geolocation- und Eincheckdienste „Places“ und „Deals“ veröffentlicht, die es erst auf den zweiten Blick in sich hat: „Facebook Clubs“ gibt Nutzern des sozialen Netzwerks die Möglichkeit, schon vor dem Besuch in Lokalitäten einzuchecken und den Eintritt mit Facebook Credits im Voraus zu bezahlen. Auch spezielle Pakete einer Kneipe, einer Discothek oder eines Restaurants, wie Freigetränke-Badges oder Verzehrgutscheine, können die Nutzer direkt am Rechner erwerben. Dass sie bezahlt haben, beweisen sie, indem sie dem Kassenpersonal eine Bestätigungsnachricht auf ihrem Smartphone vorzeigen. Es ist Facebooks Antwort auf Mobile Payment: Partygänger können von nun an ihr Portemonnaie getrost zuhause lassen – zumindest wenn sie planen, nur eine Lokalität am Abend aufzusuchen.
Kara Swisher vom US-Techblog AllthingsD nennt es eine Vorstufe zum kontaktlosen Bezahlen mit Near Field Communication (NFC): „Bald werden wir überall via Facebook Clubs zahlen können. In der U-Bahn genauso wie im Taxi, im Restaurant oder im Reisebüro. Bargeld hat dann endgültig ausgedient.“ Facebook will „Clubs“ nach und nach weltweit ausrollen. Zunächst steht der Service allerdings erst einmal nur US-Kunden zur Verfügung. Es gibt Pilotprojekte in San Francisco und New York, die offenbar bereits seit Anfang März laufen. Das Bits-Blog der „New York Times“ findet allerdings bislang auch kritische Stimmen von Datenschützern wie Nutzern, die auf eine gravierende Schwäche des Dienstes aufmerksam machen: Diskotheken könnten ihn nutzen, um Türstehern die Arbeit zu erleichtern.
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Nerd-T-Shirt darf nicht rein
Denn im Frontend für Facebook Clubs erhalten die Gastronomen drei Einstellungsmöglichkeiten: „Frei für alle“, „Frei für eine selbst bestimmte Gästeliste“ und „Frei für einen personalisierten Nutzerkreis“. Es ist vor allem letzte Einstellungsmöglichkeit, die Nutzern übel aufstößt: Eine Diskothek kann damit bestimmen, anhand welcher Persönlichkeitsmerkmale Gäste eingelassen werden. Dazu überprüft Facebook Daten, Interessen und das Profilfoto einer Person. Und stimmen diese Merkmale nicht mit denen überein, die der Wirt vorgibt, bleibt der Gast draußen. Das Bits-Blog nennt als Beispiel die New Yorker Szenebar „51st State„. Neulich auf einer „Sex and the City“ Party waren nur weibliche Gäste zugelassen, auf dem „Bachelors‘ Ball“ nur Männer mit dem Beziehungsstatus „Single“. Am Eingang muss nun nicht einmal mehr überprüft werden, ob der Gast die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt hat – das hat Facebook längst für ihn übernommen.
Das ganze scheint bislang noch seine Tücken zu haben. Das Bits-Blog zitiert den Studenten Martin Miers der Universität Berkeley, dem neulich in einem Club der Eintritt verwehrt wurde: „Ich hatte mich für den Abend herausgeputzt, vorher keinen Alkohol getrunken und doch lässt mich der Türsteher nicht rein – alle meine Freunde aber schon. Es war ein furchtbarer Abend.“ Erst im Nachhinein fand Miers heraus, was wohl das Problem war. In seinem Facebook-Profilfoto trägt er ein Spaß-T-Shirt mit der simplen Aufschrift „N.E.R.D.“. „Beweise habe ich keine und ich weiß nicht, wie Facebook das gemacht hat“, sagte Miers. „Aber es kann eigentlich nur daran gelegen haben. Facebook führt eine Art digitale Gesichtskontrolle durch.“
Wo ist die Verhältnismäßigkeit?
Das bestätigten zuletzt auch einige Nutzer in New York. Die junge Bankangestellte Stancy O’Neil berichtet von einem geplanten Kneipenbesuch: „Meine Freundin durfte rein, meinen Eintritt hat Facebook im Vorfeld abgelehnt. Warum weiß ich nicht. Vielleicht weil ich nicht blond bin? Ich hab das zuerst für einen Fehler gehalten, als keine Bestätigung kam.“ An der Kasse aber bestätigte man ihr, dass es mit einem Eintritt in der Kneipe weder an dem Abend noch künftig etwas werden würde.
Facebook bewirbt sein Programm damit, dass Gaststätten damit unliebsame Gäste und potenzielle Krawallmacher im Vorfeld ausschließen können. Eine Bar in Manhatten habe bereits die Zahl seiner Türsteher um die Hälfte reduziert: Viele Gäste, die ohnehin nicht reingelassen worden wären, aber vor der Tür noch Krawall machten, bleiben nun zuhause oder gehen woanders hin. Ich halte das alles für sehr bedenklich. Die Kriterien sind bislang noch völlig unklar. Und soll Facebook etwa künftig bestimmen, wo ich ein- und auszukehren habe? Die Eincheck-Erweiterung ist eine geniale Idee, aber alles darüber hinaus, was Facebook Clubs ausmacht, scheint mir zu arg in Richtung digitaler Gesichtskontrolle zu gehen.
(Jürgen Vielmeier)