In dem – übrigens grandiosen – Spielfilm „Pirates of Silicon Valley“ („Die Silicon Valley Story“) gibt es eine witzige Szene, in der der junge Bill Gates den Wagen seines Geschäftspartners Paul Allen zu Schrott fährt. Als der sich darüber entsprechend aufregt, versteht Gates das Problem nicht. Was hier filmisch interpretiert wurde, dürfte ein Hinweis darauf gewesen sein, wie es in den jungen Jahren bei Microsoft zuging. Allen, der das heutige Multimilliardenunternehmen mitgründete, tritt jetzt in einem Buch (Auszüge hier) gegen seine damaligen Partner Bill Gates und Steve Ballmer nach. Gates und Ballmer hätten „Söldnermentalitäten an den Tag gelegt, schlicht und einfach“.
In dem Buch, das am 17. April erscheinen soll und den Titel „Idea Man: A Memoir by the Co-founder of Microsoft“ trägt, geht Allen wenig zimperlich mit Gates um. Er beschreibt den Mann, der später zum Aushängeschild der Firma wurde, als nerdigen Tyrannen, der etwa am Wochenende den Firmenparkplatz überwachte, um zu sehen, welche Mitarbeiter mehr als andere leisteten. So weit, so bekannt. Aber während Allen es um die Freundschaft gegangen sei, habe Gates versucht, ihm immer weitere Anteile an Microsoft abzunehmen; auch noch, als Allen schwer krank wurde. Gates startete den Versuch, die Anteile seines Partners zu verwässern. Als Allen das herausfand und ihn bat, das rückgängig zu machen, blockte Gates ihn ab. „An dem Tag ist etwas in mir gestorben“, bekennt Allen in seinem Buch.
Allen war vom Tag der Gründung im Jahr 1975 an bis 1983 bei Microsoft. Er schied als Vorstand aus, als bei ihm ein Lymphtumor diagnostiziert wurde. Nach der erfolgreichen Behandlung kehrte er nicht auf seinen Posten zurück, blieb aber bis zum Jahr 2000 im Aufsichtsrat und Microsoft darüber hinaus als Berater erhalten. Sein Privatvermögen aus Microsoft-Anteilen wird auf 13 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er wäre laut der aktuellen Forbes-Liste damit auf Platz 57 der reichsten Männer der Welt.
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So fragen sich viele frühere Mitarbeiter bei Microsoft derzeit unweigerlich, warum Allen nun derart nachtritt. Ums Geld kann es ihm jedenfalls nicht gehen. Und Gates ist heute nicht mehr derselbe, der er noch vor 30 Jahren war. Vom operativen Geschäft bei Microsoft hat er sich zurück gezogen. Sein Vermögen hat er zu sehr großen Teilen in die Bill & Melinda Gates Foundation gesteckt, die die Forschung an Medikamenten für Krankheiten wie AIDS und Malaria fördert. In einer Stellungnahme zu Allens Vorwürfen schreibt Gates, er sehe viele Dinge anders als Allen sie in seinem Buch schreibt. Er betont aber die Freundschaft und Allens Verdienste an der Entwicklung der Technik.
Vielleicht muss man Tyrann sein, um reich zu werden – um später mit dem Geld Buße zu tun. Die Loyalität einmal betrogener Partner aber kann man damit nicht zurück kaufen.
(Jürgen Vielmeier)