Beneidenswert und gleichzeitig ärgerlich: Das Kontaktnetzwerk LinkedIn hat gestern bekannt gegeben, die Zahl von 100 Millionen Mitgliedern überschritten zu haben. Das ist beachtlich, das ist eine stolze Zahl, das ist: bedauerlich. Ich mag die Idee des Netzwerks. Im Vergleich zu Xing kann ich mich damit auch mit meinen Kontakten im Ausland vernetzen, die ich nicht gleich zu Freunden erklären will. Mit welch aggressiven Methoden das Netzwerk aber neue Nutzer hinzugewinnt, darüber haben wir vor kurzem noch berichtet.
100 Millionen Mitglieder: Das sind mehr als MySpace noch hat, das ist ziemlich genau die Hälfte von Twitter, das ist ein Sechstel von Facebook. Eine Million neue Nutzer pro Woche gewinnt das Netzwerk dazu, wie LinkedIn im eigenen Blog dazu schreibt. In einer Infografik hat man noch ein paar weitere interessante Daten hinzugefügt:
- 44 Prozent der Nutzer stammen aus den USA, 56 Prozent aus dem Rest der Welt
- Vor allem in Brasilien und Mexiko wuchs das Unternehmen am stärksten: In Brasilien zählte man Ende 2010 stolze 428 Prozent mehr Nutzer als Anfang 2010, in Mexiko 178 Prozent mehr.
- Auch Frankreich ist ein starker Markt: 72 Prozent mehr Nutzer innerhalb eines Jahres. Das dürfte den Konkurrenten Xing ärgern, der in den Nachbarländern Deutschland und Spanien stark ist, nicht aber in Frankreich.
- Insgesamt nutzen die meisten Besucher LinkedIn am ehesten morgens, abends dafür umso mehr auf einem mobilen Gerät.
- Unternehmen mit den meisten Mitarbeitern bei LinkedIn sind eBay, Apple und Amazon, aber auch Suppenhersteller Campbell’s.
- 73 der Fortune-100-Unternehmen nutzen LinkedIn, um neue Mitarbeiter zu finden.
- Lehrer sind mit knapp 1 Million die meistvertretene Berufsgruppe.
Penetranter Quasi-Monopolist
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In der Meldung ist natürlich keine Rede davon, dass LinkedIn beim Start der Seite ein überdimensionales Fenster einblendet, das wie ein Login aussieht. Damit werden unvorsichtige Mitglieder hereingelegt, ihr Adressbuch durchsuchen zu lassen. Einmal eingeladen, bekommen die Kontakte aus diesem Adressbuch immer und immer wieder Erinnerungsmails – eine Funktion, die sich nur sehr umständlich abschalten lässt. LinkedIn mag das weltgrößte Kontaktnetzwerk sein, aber dürfte aber auch zu den emsigsten Mailabsendern gehören, um es so positiv wie noch möglich auszudrücken und das Wort „Spam“ nicht zu verwenden.
Weiterhin ist LinkedIn praktisch Monopolist. Das heißt: Für Geschäftskontakte führt im Augenblick kein Weg daran vorbei. Das deutlich dezentere Xing hat sich auf seine Kernmärkte Deutschland, Spanien, Türkei zurückgezogen, nachdem man etwa in China und den USA anfangs wenig erfolgreich war. Wartet man aber noch lange, wird LinkedIn davon gezogen sein. Ich kann es nicht oft genug betonen, Xing: die Leute wollen eine Alternative zu LinkedIn. Die Möglichkeit, sich zu vernetzen, boomt, wie man an Facebook und eben auch LinkedIn sieht. Jetzt wäre der beste Zeitpunkt, es noch einmal mit einer weltweiten Expansion zu versuchen. Jetzt oder nie.
(Jürgen Vielmeier)