Social Media ahoi! Die Bezahlschranke, die die „New York Times“ (NYT) gestern für ihre Online-Ausgabe angekündigt hat, wird sich auf mehreren Wegen umgehen lassen. Sie greift nicht, wenn man einen Artikel über Facebook oder Twitter ansteuert. Die Zeitung wertet damit Social-Media-Content deutlich auf und will vermutlich mehr Leser über die Netzwerke heranholen. Die Einschränkungen werden im Web derzeit eifrig diskutiert. Gestern hatte das Blatt angekündigt, die Zahl der Artikel, die jeder Leser über die Website kostenlos lesen kann, auf 20 pro Monat zu begrenzen. Ab dem 21. Artikel greift ein Abo, das je nach Endgerät unterschiedlich viel kostet. 15 US-Dollar im Monat werden etwa fällig, wenn man vom Web oder einer Smartphone-App auf die NYT-Beiträge zugreifen möchte. 20 Dollar kostet der Zugang über Web und das iPad. Print-Abonnenten zahlen nichts extra.
Seltsam ist die Grenze von fünf Beiträgen pro Tag, wenn man via Google auf einen NYT-Beitrag geleitet wird. Bei Bing oder Yahoo gibt es diese Beschränkung offenbar nicht. Frei zugänglich sollen die Startseite, die Ressort-Startseiten und Blogs wie das beliebte Bits-Blog bleiben. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, sich so viele Artikel wie man will, über einen Umweg anzeigen zu lassen: Artikel aufrufen, Überschrift kopieren, in eine Suchmaschine einfügen, suchen und dann per Link aufrufen. Und wahrscheinlich liegt daran der Casus Knacktus.
Denn viele Leser dürften einfach zu bequem sein, diesen Umweg zu gehen. Weiterhin stellt sich die Frage, wer, außer einem regelmäßigen Leser, überhaupt mehr als 5 Beiträge der Zeitung pro Tag (via Google) oder 20 im Monat aufrufen soll. Die Zeitung bleibt also per se frei verfügbar. Idee dahinter könnte sein, die regelmäßigen Leser zum Bezahlen zu animieren und iPad-Lesern die eigene App schmackhaft zu machen. Einem solchen Modell könnten andere Zeitungen folgen. Es wäre kein Drama für den Online-Journalismus, aber durchaus ein bisschen weniger Komfort für den Leser.
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Noch immer erhoffen sich die Verlage also Einnahmequellen über Tablets, insbesondere dem iPad. Anders als die iPad-Zeitung „The Daily“ kann die „New York Times“ es aber gelassen angehen. Neben den Abo-Einnahmen hat man zusätzliche Geldquellen in Form von Online-Werbung über das Web. Und alles, was über Social Media zusätzliche Leser bringen könnte, wird weiterhin begrüßt. Los gehen mit der Bezahlschranke soll es übrigens am 28. März.
(Jürgen Vielmeier)