Happy Birthday, innovativer Kurznachrichtendienst! Nach Angaben des Gründers Jack Dorsey ist Twitter gestern fünf Jahre alt geworden. Am 13. März 2006 sollen Dorsey und einige seiner Mitarbeiter mit den ersten Programmierarbeiten begonnen haben. Acht Tage später veröffentlichte Dorsey den ersten Tweet mit dem simplen Inhalt „Inviting Coworkers“ (Mitarbeiter einladen). Seitdem ist viiieeel passiert. In den USA twittern inzwischen selbst Promis, Teenager und alte Menschen, sprich: praktisch jeder. In Deutschland hat der Dienst meiner Erfahrung nach noch nicht den gleichen Rückhalt, wird aber von immer mehr Menschen genutzt. Ich muss euch nicht erklären, was Twitter ist. Entweder ihr seid dabei, und die meisten von euch können dem Dienst dann größtenteils Positives abgewinnen. Oder ihr seid nicht dabei und beäugt den Dienst kritisch, habt aber zumindest schon einmal von ihm gehört. Auch das geht selbstverständlich in Ordnung. Twitter bleibt für mich aber einer der innovativsten Dienste des so genannten neuen Internets. Twitter: Uneingeschränktes Dankeschön für fünf tolle Jahre!
Und nun kommt das unvermeidliche Aber. So schön die ersten fünf Jahre waren, desto verwunderter beäuge ich Twitters Entwicklungen in den vergangenen Wochen. Denn der einst so offene Dienst verschließt sich zunehmend. Lange war Twitter für seine offenen Schnittstellen (API) bekannt. Einer der Vorteile davon war, dass man Twitter nicht nur über die Website Twitter.com benutzen konnte, sondern auch über einen der zahlreichen externen Clients wie TweetDeck, Twitterrific, Twhirl und Seesmic. Diesen Clients geht es in letzter Zeit zunehmend an den Kragen. Zuerst bekam UberMedia das zu spüren, das Unternehmen hinter Tweetdeck. Seit Twitter einen offiziellen eigenen Client hat, macht man dem Konkurrenten zunehmend das Leben schwer.
Nutzer angeblich verwirrt von den vielen verschiedenen Clients
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Neu ist jetzt, dass Twitter die Richtlinien der API verändert hat. Entwicklern wird nun davon abgeraten, neue Clients zu programmieren, die einen offiziellen Twitter-Client „nachahmen“. Der für die API zuständige Entwickler Ryan Sarver schreibt dazu: „Wir bewegen uns auf eine weniger fragmentierte Welt zu, in der jeder Nutzer Twitter auf einheitliche Art und Weise erleben kann.“ Dank organischer Entwicklung sei das auch schon geschehen: 90 Prozent nutzen laut Sarver einen offiziellen Twitter-Client, womit hauptsächlich die Web-App gemeint sein dürfte. Die Nutzer seien wegen der zahlreichen Anwendungen verwirrt, die Twitter oft anders verwendeten als vom Unternehmen vorgesehen. Sprich: In Twitters Augen solle jeder am liebsten die offizielle Twitter-App oder Twitter.com im Browser verwenden. Was früher lieb und gut war und sogar den Erfolg des Dienstes beflügelt hat, ist heute schlecht und böse und soll am liebsten verschwinden.
Alles klar? Die Entwicklungen um die API reihen sich ein in das Ereignis um die überprominent platzierte Leiste mit Top-Themen (Trending Topics) in der Twitter-App für das iPhone. Die Nutzer wüteten gegen die in „Dickbar“ umgetaufte Quick Bar, und Twitter musste zumindest ein Stück weit zurückrudern. In der Quick Bar platzierte Twitter auch die Werbeform „Sponsored Trends“. Pro Trend kann Twitter um die 100.000 US-Dollar verdienen. Die Indizienlage ist eindeutig: Twitter hat fast fünf Jahre lang keine müde Mark eingenommen. Die Investoren sind mit ihrer Geduld am Ende und wollen den beliebten Dienst jetzt möglichst schnell zur Cash Cow abrichten. Hier wird klar, wer bei Twitter in letzter Zeit das Sagen hat. Dass Twitter Geld verdienen will, ist verständlich und geht für mich in Ordnung. Aber auf so brachiale Art und Weise vergrätzt man die Nutzer. Geht das so weiter, werden die nächsten fünf Jahre wenig Spaß machen. Und die Nutzer könnten sich überlegen, ob sie nicht Facebook zu ihrer bevorzugten Plattform machen. In meinem Fall ist das schon geschehen: Ich nutze Twitter immer seltener und bin immer öfter bei Facebook, und das nicht einmal, weil ich Twitter eventuell etwas Böses wollte. Es kam ganz einfach dazu. Auch eine organische Entwicklung.
(Jürgen Vielmeier)