Eine etwas andere Statistik, die Price Waterhouse Coopers (PwC) vergangene Woche vorgestellt hat: Die Marktforscher wollten von insgesamt 202 Filmpiraten wissen, ob sie unter Umständen bereit wären, etwas für die den Download oder das Streaming von legalem Filmangebot zu zahlen. Die interessante Antwort ist: die meisten würden. Das sagten 76 Prozent der Befragten. Es käme nur auf den Preis und eine schnelle Verfügbarkeit an. Für den Download oder das Streaming eines Films würden sie bis zu 3 US-Dollar zahlen, für eine Serienfolge bis zu 1 Dollar. Für den Download wären die meisten demnach bereit mehr zu zahlen, wenn sie damit das Recht erwerben, den Film zu besitzen. Allerdings: 81 Prozent sagten, sie würden mit Filesharing oder Streaming weitermachen, wenn sie die Filme und Serien, die sie suchen nicht schnell und zu einem für sie angemessenen Preis bekämen.
Dazu passt eine Studie der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), die der „Focus“ in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht. Demnach hat sich das Angebot streambarer Videos innerhalb eines Jahres mehr als vervierfacht. Gut 515.000 Titel zählte die GVU auf Streamingportalen Ende 2010 im Vergleich zu 124.000 Ende 2009. Im gleichen Zeitraum habe man zwar die Anzahl der verfügbaren Streamingportale dezimiert, die verbliebenen aber boomen mehr denn je.
Eine schnelle Webveröffentlichung kann nicht den gleichen Umsatz bringen
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Wie die Ergebnisse der PwC-Befragung vermuten lassen, ist es stets der Weg des geringsten Widerstands. Die Mehrheit der Filmpiraten sagten, sie hätten kein Interesse daran, den Filmstudios finanziell zu schaden. Auf der anderen Seite ist es ihnen auch egal, wenn durch ihr Verhalten genau das passiert. Der Filesharer an sich scheint einfach gleichgültig zu sein. Die Mehrheit sieht keinen Grund darin, sich Filme auf einem physischen Datenträger zu kaufen, wenn sie den Film ohne diesen Umweg im Netz bekommen kann. 83 Prozent der Filmpiraten würde auf einen illegalen Download verzichten, wenn sie den Streifen bis zu einem Monat nach der Veröffentlichung im Kino auch legal erwerben könnte.
Darin dürfte für die Filmstudios der Kasus Knaktus liegen. Kann man es riskieren, Filme nahezu zeitgleich zum Kinostart ins Netz zu stellen? Wer würde dann noch ins Kino gehen und dort einen vergleichsweise hohen Preis zahlen, um den Film zu sehen? Und wer würde dann noch Geld für eine viel teurere DVD oder Blu-ray ausgeben? Es wären weniger Kunden als bisher und die Filmstudios würden weniger Umsatz machen als bisher. Die Frage ist, ob es für immer so weiter gehen kann. Bei Serien ist es längst so weit, dass die Folgen direkt nach der TV-Austrahlung auch legal und zum Teil sogar kostenlos (weil werbefinanziert) im Netz erhältlich sind. Wollten die Studios mit Spielfilmen im Web die gleichen Einspielergebnisse erzielen wie an den Kinokassen oder mit DVD-/Blu-ray-Verkäufen, ginge das nicht mit 2 oder 3 Euro pro Film.
Deswegen bin ich mir ziemlich sicher, dass sich am Status Quo auf absehbare Zeit nicht viel ändern wird. Die Filmstudios werden ihre Filme höchstens etwas schneller nach dem Kinostart auf DVD, Blu-ray und im Netz anbieten, aber bis auf Ausnahmen nicht zeitgleich mit dem Kinostart. Man wird Filesharing weiterhin vehement bekämpfen und gleichzeitig damit leben müssen, dass man das Phänomen nie wird ganz eindämmen können.
(Jürgen Vielmeier)