Einen Schritt schneller als Facebook, einen langsamer als Qype: Der Checkin-Dienst Foursquare hat heute eine neue Version vorgestellt, die dem Benutzer empfiehlt, wo in der Umgebung er einchecken sollte. Empfehlungen bietet die völlig neu überarbeitete Funktion „Erkunden“, die zwischen Geschäften, Kultur, Nachtleben, Essen und Kaffee unterteilt. In Unterkategorien kann man noch einmal genauer unterscheiden, etwa zwischen Café und Teehaus, und in den Einstellungen einen Radius bis 10 Kilometern frei einstellen, in dem Foursquare suchen soll. Einmal gefunden, zeigt die App Empfehlungen von Menschen an, die schon einmal in der Lokalität eingecheckt haben.
Foursquare empfiehlt einem also Lokalitäten, die häufig besucht werden, für die es schriftliche Empfehlungen gibt und die mit dem Dienst kooperieren. Was Foursquare aber natürlich nicht weiß, ist, ob die Nutzer positive oder negative Bewertungen schreiben. Die wichtigste Währung ist die Anzahl der Ckeckins in eine Lokalität. Eine Bewertungsmatrix wie der Empfehlungsdienst Qype bietet Foursquare also nicht. Beim Nutzwert sehe ich den deutschen Nebenbuhler also weiter vorne, auch wenn ich dessen App umständlicher zu bedienen finde.
In einem Jahr von 500.000 auf 7,5 Millionen Nutzer
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Doch auch sonst hat sich Foursquare mit der neuen App mächtig ins Zeug gelegt. Es beginnt bei einem neuen 7-Tage-Barometer, das den eigenen Punktestand innerhalb einer Woche Highscore-artig mit denen der Freunde vergleicht. Und es geht über liebenswürdige Details wie die niedliche Animation einer Fabrikarbeiterin (Bild rechts), die dafür sorgt, dass die Daten von der Rohrpost in den Prozessor gelangen. Die Animation erscheint, während die App lädt, statt dass Foursquare den Nutzer einfach warten lässt. Bei Angeboten hat man sich an Facebook Deals orientiert: Lokalitäten können jetzt Preise nicht mehr nur für die Bürgermeister (Mayors) ausgebeben, sondern auch für Neulinge, Gruppen, Massen (swarms), regelmäßige Besucher oder einfach für jeden.
Facebook sperrt Konkurrenten nicht aus
Auch die harten Fakten sprechen für Foursquare: Die Zahl der Nutzer stieg von Ende 2009 bis Ende 2010 von 500.000 auf 7,5 Millionen. Das ist eine Verfünfzehnfachung der Nutzerzahlen. Im gleichen Zeitraum hat es laut Foursquare 500 Millionen Checkins gegeben. Interessanter Nebeneffekt: Seit Facebook mit dem Geo-Dienst „Places“ im vergangenen Sommer einen Foursquare-Konkurrenten aus der Taufe gehoben hat, ist Foursquares Nutzerzahl nicht etwa gesunken, sondern hat sich mehr als verdoppelt. Hier hat die Konkurrenz offenbar das Geschäft belebt. Möglich war das auch, weil Facebook Foursquare und andere Mitbewerber nicht ausgesperrt hat, sondern sie weiterhin integriert. So können Foursquare-Nutzer Eincheck-Nachrichten auf ihrer Facebook-Pinnwand crossposten.
Dass Foursquare etwas tat, war notwendig. Mehr noch: Man ist praktisch dazu gezwungen, dem viel mächtigeren Facebook immer einen Schritt voraus zu sein. Nur technische Überlegenheit und gute Geschäfte mit Partnern können die Nutzer überhaupt dazu bringen, Foursquare zu benutzen und nicht aus Bequemlichkeit Facebook Places. Gründer Dennis Crowley zeigte sich in einem Interview mit der Wirtschaftswoche im Februar noch stark genug, um gegen Facebook zu bestehen. Man werde definitiv Geld verdienen. Ganz arm ist seine Firma im Übrigen auch nicht. Investitionsrunden bewerteten Foursquare im vergangenen Sommer immerhin auf 100 Millionen US-Dollar. Das sollte noch für viele technische Innovationen reichen.
(Jürgen Vielmeier)