Von Google abgestrafte Contentfarm Wisegeek: Kein Verlust
Zwei Meldungen zum Thema Qualität in Suchergebnissen wären uns beim hektischen CeBIT-Aufenthalt fast durchgerutscht. Wenn wir das einmal mit einer Prise Eigeninterpretation nachholen dürfen: Google hat vergangene Woche seinen Suchalgorithmus verändert und Contentfarmen dabei abgestraft. Erste Ergebnisse zeigen: Die Maßnahme wirkt. Das Bonner Statistik-Tool Sistrix, auch benutzt von SearchEngineLand, hat herausgefunden, dass Seiten wie suite101 massiv an Sichtbarkeit verloren haben. Größter Verlierer ist dem Sistrix-Ranking nach Wisegeek.com.
Nach einem kurzen Blick auf besagtes Wisegeek hält sich meine Trauer in Grenzen. Contentfarmen in dem Stil bieten weder Nutzern noch Autoren einen Vorteil. Gut, dass es damit zuende geht! Allerdings weist Techblogger Robert Scoble auf ein anderes Problem hin: Nicht nur Contentfarmen seien auf dem Google-Index gelandet, sondern auch kleine Blogger. Scoble fand seinen bisher prominent gelisteten Beitrag über das Motorola Xoom in den Suchergebnissen nicht wieder. Dafür tauche nun ein Beitrag vom „Business Insider“ zum selben Thema weit oben auf. Letzteres ist ein hoch finanziertes Techblog mit viel Werbeumsatz. Einige Kommentatoren unter Scobles Beitrag vermuten, dass dies der Grund für eine mögliche Herabstufung „einfacher“ Blogs sein könnte. Quintessenz von Scoble ist aber, dass Google die Reichen reicher und die Armen ärmer mache. Und das kann nicht der Sinn eines Suchupdates sein.
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Facebooks Like-Button wird zum Share-Button
Aber vielleicht wandern Blogger ohnehin Richtung Facebook. Und vor dem Hintergrund passt es auch zum Thema, dass Facebook gestern das Linkteilen über den Gefällt-Mir-Button vereinfacht hat. Künftig erscheinen Beiträge in freier Wildbahn, die einem gefallen, ohne weitere Bestätigung in der eigenen Timeline. Der Like-Button wird damit zum Share-Button. Mein geschätzter Vorvorgänger André Vatter formuliert das treffenderweise so: „Die Frage ‚Was machst du gerade?‘ nimmt einen noch radikaleren Schwenk Richtung ‚Was schaust du dir gerade im Internet an?‘ – die Publisher wird es freuen.“
Online-Magazine könnte das in der Tat freuen, Facebook natürlich auch. Sorgen macht sich allerdings Christiane Schulzki-Haddouti im Zeit-Blog. Facebook baue sich damit eine neue Bewertungswelt auf, die für Link-Suchmaschinen nicht einsehbar sei. Der Informationsaustausch als Grundgedanke des World Wide Webs wäre damit korrumpiert.
Das dürfte in der Tat der Nachteil der ganzen Sache sein. Das Netz ist durch diese Änderung wieder ein Stück weiter in Richtung Facebookianisierung gewandert. Es ist ein deutlicher Komfortgewinn für Facebook-Nutzer und Inhalteanbieter, doch Suchmaschinen könnten in der Tat an Qualität verlieren, weil sie ähnliche Bewertungsmatriken nicht haben. Die großen Gewinner der Content-Offensiven der vergangenen Tage sind also Facebook-Nutzer, nicht Google-Nutzer. Und gegen Facebook könnte Google langfristig als Schaufenster guter Inhalte verlieren. Das ist schade. Für das Web von Vorteil wäre es, wenn Facebook und Google in der Sache zusammenarbeiteten. Aber da sich beide Unternehmen zusehends in die Quere kommen, ist damit erst einmal nicht zu rechnen.
(Jürgen Vielmeier)