Hier wieder unsere tägliche Portion Nokia. Wir versprechen, dass wir irgendwann einmal auch noch über etwas anderes berichten werden. Aber es ist einfach zu unterhaltsam, was die Finnen gerade treiben. Nachdem Nokia eine Kooperation mit Microsoft eingegangen ist, damit Windows Phone 7 künftig auf Nokia-Handys kommt, fühlen sich alle anderen ausgebootet. Angefangen bei den Mitarbeitern im eigenen Hause, die mit der Entwicklung des bisherigen Betriebssystem Symbian beschäftigt sind. Einige dieser Mitarbeiter fühlen sich betrogen und posteten ihren Unmut in Foren und Blogs.
Man kann gegen die Entscheidung protestieren oder man kann aktiv werden, so wie eine Gruppe von Nokias Anteilseignern. Neun namentlich nicht genannte Teilhaber unter dem Synonym „Nokia Plan B“ buhlen in einem offenen Brief um die Mehrheit ihrer Initiative während der Hauptversammlung am 3. Mai. Und die Initiative sieht nichts weniger vor, als Nokia-Chef Stephen Elop zu stürzen. Sollten sie mehrheitlich in den Vorstand gewählt werden, würden sie außerdem die Lebensdauer von Symbian auf mindestens fünf Jahre verlängern und MeeGo zur dominanten Plattform erheben. Die Zusammenarbeit mit Microsoft solle sich primär auf den nordamerikanischen Markt konzentrieren, der ohnehin überbewertet wäre. Künftig solle sich Nokia wieder auf die eigentlichen Kernmärkte konzentrieren, schreiben die Rebellen.
Update: 36 Stunden nach Bekanntwerden der Initiative hat Plan B bereits die Waffen gestreckt. Das Feedback von anderen Investoren sei nicht ermutigend gewesen. Außerdem könnte ein Rumreißen des Ruders im Mai bereits zu spät sein, weil dann jeder relevante Entwickler bereits das Haus verlassen habe, schreiben die Initiatoren.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Verhandlungen mit Research in Motion
Ausgebootet fühlt sich neben vielen Nokia-Mitarbeitern aber auch Google. Man habe in der Tat intensiv darum geworben, dass die Finnen künftig auf Android statt Windows Phone 7 setzen, sagte der scheidende Google-Chef Eric Schmidt. „Uns hätte besser gefallen, wenn sie sich für Android entschieden hätten“, erklärte Schmidt. Die Tür für Nokia bleibe aber offen: die Finnen seien nach wie vor als Partner willkommen.
Nicht nur Microsoft und Google: Um die richtigen Weichen für das Betriebssystem der Zukunft zu stellen, hat Nokia offenbar auch mit dem Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) verhandelt. Das meldet Techcrunch und bezieht sich auf „gut unterrichtete Quellen“. Allerdings waren die Synergien nicht sehr groß. Anders als mit Microsoft oder Google hätte Nokia sich mit RIM einen direkten Konkurrenten auf dem Markt der Business-Handys ins Haus geholt. Und das wäre Elop dann wohl doch zu weit gegangen. Laut Engadget soll Elop übrigens nie gesagt haben, dass Nokia Milliarden von Microsoft bekomme. Es laufe eher auf ein Nullsummenspiel hinaus.
Was gegen Google sprach
Gegen Android habe gesprochen, dass Nokia nicht auf Google-Anwendungen setzen wollte, die man selbst anbietet. Das berichten die gleichen Quellen, die auch von Nokias Verhandlungen mit RIM berichten. Unter anderem ging es um Anwendungen wie Google Maps (bei Nokia: Ovi Maps) und App-Verkäufe über Googles Android Market (Ovi Store).
Nokia steht jetzt mehr denn je am Scheideweg. Die Ankündigung, erste Geräte mit Windows Phone 7 erst 2012 auf den Markt zu bringen, könnte im Fiasko enden. Den Markt für Tablets könnte Nokia unterdessen ebenfalls verpassen, solange MeeGo noch nicht marktreif ist und keine Alternative zur Verfügung steht. Andererseits kann auch eine Rückkehr zu Symbian und ein Umschwung hin zum halbfertigen MeeGo, wie von der „Plan B“-Initiative gefordert, nicht die Lösung sein. Wir hatten Ende Januar noch geschrieben, Nokia könne sich dank des hohen Marktanteils zurücklehnen – wenn man jetzt die richtigen Weichen für die Zukunft stellt. Ob die Kooperation mit Microsoft und die damit verbundene Vergrätzung der eigenen Mitarbeiter die richtigen Entscheidungen waren? Ich wage es langsam zu bezweifeln.
(Jürgen Vielmeier)