Dem mobilen Betriebssystem webOS mutet eine gewisse Tragik an. Es war bei seiner Vorstellung im Januar 2009 zusammen mit dem Palm Pre frenetisch gefeiert worden, erblickte dann aber bis zum Herbst des gleichen Jahres nicht das Licht des Marktes. So kam Apple dem Start von Palms letztem Hoffnungsträger Pre mit dem iPhone 3GS noch zuvor. Das Pre verkaufte sich nur noch leidlich, Entwickler programmierten zu wenig Anwendungen für webOS und Palm ging schließlich das Geld aus. HP rettete den Handheld-Pionier im April vergangenen Jahres mit einer Übernahme vor dem Aus – und war vor allem an einer Weiterentwicklung von webOS interessiert.
Gestern hat HP eine neue Generation von Smartphones und ein eigenes Tablet mit webOS vorgestellt. Es dürfte die letzte Chance für das Nischen-Betriebssystem sein, und es dürfte knapp werden. Denn das niedliche Veer in allen Ehren, das bereits im Frühling kommen soll. Aber das relevantere Tablet TouchPad soll erst im Sommer erscheinen, also wieder erst Monate nach der Ankündigung. Und das, obwohl HP bereits Monate lang an dem Tablet gewerkelt hat. Bis dahin dürfte Apple bereits mit dem iPad 2 auf dem Markt sein.
WebOS also wieder als tragischer Held, diesmal mit HP in der Hauptrolle? Es könnte anders kommen. Das Interesse an HPs offizieller Vorstellung gestern und die größtenteils positive Presse zeigen, dass die Geräte TouchPad, Veer und Pre3 gut ankommen. Da sich HPs erstes Tablet TouchPad äußerlich nicht wesentlich von der Konkurrenz unterscheidet, dürfte es den Befürwortern vor allem auf das Betriebssystem ankommen. Und auf das Zusammenspiel zwischen Hardware und der speziell dafür angepassten Profi-Software wie dem Musikplayer Beats Audio, der Druckerschnittstelle ePrint für kabelloses Senden von Druckaufträgen an HP-Drucker oder der Touch-to-Share-Funktion für den Datenaustausch via Antippen zwischen zwei neuen webOS-Geräten. Robert Scoble etwa schrieb gestern Abend, HP lasse Google Android noch launischer erscheinen.
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Nokia ohne Betriebssystem gesichtslos
Und es stimmt: Mit Android statt webOS an Bord wäre das TouchPad nur ein Tablet von vielen. Die besondere Bedienung und die eigene Software aber machen HPs neue Geräte zu etwas besonderem. Und dass es auf diesen kleinen Unterschied durchaus ankommt, zeigt aktuell das Beispiel Nokia. Die Finnen trennen sich von ihrem alten System Symbian, haben es aber nicht geschafft, MeeGo rechtzeitig marktreif zu bekommen. Jetzt muss man auf ein Betriebssystem aus fremdem Hause zurückgreifen und alles deutet dabei auf Windows Phone 7 hin. Da aber auch andere Hersteller wie HTC und LG Geräte mit Windows Phone 7 anbieten und Nokia in der Hardware in nichts nachstehen, könnte Nokia langfristig in der Bedeutungslosigkeit versinken. Nokia-Chef Stephen Elop hat in seiner Brandrede gestern betont, dass der Wettbewerb ein Kampf der Systeme geworden sei, nicht mehr der Hardware.
HP hat ein gutes Betriebssystem, dazu passende Software – und Geräte, um es zum Einsatz zu bringen. So kündigte HP gestern nebenbei an, webOS in absehbarer Zeit auch auf Netbooks und PCs zum Einsatz zu bringen. Das dürfte sogar HPs mausgrauen PCs wieder Farbtupfer verleihen und zu höheren Verkaufszahlen verhelfen, die im Zuge des Hypes um Tablets nur noch wie Mauerblümchen wirken. Jetzt kommt es nur noch darauf an, die Geräte schnell auf den Markt zu bringen. Glückliches HP, armes Nokia.
(Jürgen Vielmeier)