Schaut mal, was da aus der Tiefe kommt: Uboot.com ist wieder da – oder noch immer? Die Seite ist eins der ersten Social Networks, die ich noch aus Dial-Up-Modem-Zeiten kenne. Angeblich gab es Uboot all die Jahre ohne dass man es vermisst hätte; jetzt ist laut den neuen Betreibern auf jeden Fall ein Relaunch erfolgt. Das Stahlross scheint allerdings arg verrostet zu sein, während sich optisch zumindest wenig verbessert hat. Fast möchte man sagen: Wärt ihr doch lieber für immer in der Tiefsee geblieben.
Das ist hart, aber Uboot macht auf diese Weise wenig Spaß. Das Webdesign erinnert an die späten 90er, die wenigsten Mitglieder der Community haben ein Foto eingestellt und der Link zu den AGB lief bei meinem Test ins Leere. Letzteres kann ein kleiner Fehler sein, den ich nicht überbewerten will. Es offenbart aber, dass der Relaunch ein wenig aus der Hüfte geschossen ist. Wichtigstes neues Element scheint die Integration mit Twitter und Facebook zu sein, was die eigene Daseinsberechtigung auf erstaunlich transparente Weise in Frage stellt. Interessant und abschreckend zugleich: Es erscheinen Statusmeldungen für alle offen auf der Startseite. Man kann sie – wie bei Facebook – mit Bildern und Fotos versehen. Zumindest offiziell. Denn bei meinem Test ließ mich Uboot meine Meldung nicht abschicken.
Statusupdate ließ sich im Test nicht abschicken.
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Die Statusupdates, die samt Kommentaren auf der Startseite erscheinen, sind an Trivialität und Infantilität kaum zu überbieten, Befürworter würden es beschönigend „Jugendlichkeit“ nennen. Dafür kann Uboot natürlich nur indirekt etwas: man lässt das ganze zu. Lesen kann man zwar alles, nur kommentieren nicht. Man stellt sich die Frage, was das ganze dann soll. Belangloses zu lesen und das dann nicht einmal zersägen zu können, gehört in Facebook-Zeiten nicht mehr zur Natur des Menschen.
Laut der offiziellen Pressemeldung zur Rückkehr von Uboot.com kann sich jeder Nutzer verschiedene Persönlichkeitsprofile anlegen, damit nicht alles öffentlich wird. Das scheinen die Nutzer nicht verstanden zu haben, Uboot.com hat es schlecht vermittelt oder die Zielgruppe freut sich gar über die Möglichkeit, sich selbst darzustellen. Ich kann die Unkenrufe schon hören: „Twitter ist ja auch nichts anderes.“ Doch. Dort bleiben einem zumindest die Kommentare erspart und kaum jemand liest die Public Timeline, sondern nur die Nachrichten ausgesuchter Verfasser.
Mit heißer Nadel gestrickt: Der Link zu den AGB lief beim Test ins Leere.
Die gleiche Pressemeldung schwärmt von der Erfahrung der neuen Führungsmannschaft, nennt Ross und Reiter. Es tut mir leid, ich muss es – aus oben genannten Beweggründen – auch tun:
„Anfang 2010 wurde uboot.com mit einer neuen Vision und einem Rettungsplan von einem Konsortium rund um Stefan Unterberg übernommen, der 10 Jahre lang Onlineportale für das Vorarlberger Medienhaus (Eugen Russ) verantwortete. Mit an Bord sind Stefan Schmertzing, Kommunikationsexperte & Partner der Wunderknaben, Jürgen Schmidt mit seiner Entwicklungsfirma Strg.at und die neue uboot.com Geschäftsführerin und Girl Geek Marlis Rumler.“
In der Form jedenfalls macht Uboot keinen Spaß. Bedient gerne eure Zielgruppe in der Nische der jugendlichen Selbstdarsteller und taucht zehn weitere Jahre mit ihnen ab. Ich bin dafür zu alt oder habe zu lange bei Facebook reingeschaut.
(Jürgen Vielmeier)