Verbissen: Die ohnehin seit Jahren konkurrierenden Konzerne Google und Microsoft haben einen neuen Spielplatz gefunden, um dessen Schaukel man sich zanken kann. Es geht um Suchmaschinen, Bing und die Google-Suche. Google hatte die Vermutung, dass Microsoft Algorithmen der Google-Suche kopiere und stellte dem Konkurrenten eine Falle. Und der tappte offenbar mittenrein. Es ging um Tippfehler in der Suchmaske. Google bietet in diesem Falle ähnliche Wörter an, selbst wenn nur schwer erkennbar ist, welche das sind. Google demonstriert das anhand des orthografisch falschen Suchbegriffs „torsoraphy“. Der Suchmaschinen-Marktführer schlägt in diesem Fall tarsorrhaphy vor, einen chirurgischen Vorgang. „Torsoraphy“ und noch weit kryptischere Falschschreibungen anderer Begriffe hatte sich Google selbst ausgedacht. Die Suche nach „mbzrxpgjys“ etwa lieferte bei Tests sowohl in der Google-Suche als auch auf Bing als erstes Suchergebnis die Website des Blackberry-Herstellers RIM.
Deswegen ging Google auf die Barrikaden: Google-Mitarbeiter Amit Singhal ging in einem Blogpost im Google-Blog auf den Bericht ein und stellte Microsofts Praxis offiziell an den Pranger. Zusammenfassend schreibt er: „Um es anders auszudrücken: einige Suchergebnisse von Bing sehen wie eine fehlerhafte, abgestandene Version von Google-Suchergebnissen aus – eine billige Kopie.“ Und man hätte gerne, dass Microsoft derartige Praktiken künftig unterlasse. In dem Posting stellt Singhal klar, dass man Microsoft bereits seit vergangenen Oktober im Verdacht und deswegen in eine Falle gelockt habe.
„Einfach nur beleidigend“
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Microsoft hat den Vorwurf des Kopierens zunächst nicht dementiert. Stefan Weitz, Chef des Bing-Suchmaschinen-Teams schrieb Danny Sullivan vom Blog SearchEngineLand eine E-Mail im Marketing-Jargon, mit dem sich Microsoft eher noch weiter ins Schlamassel ritt:
„Wie Sie sich vorstellen können, verfolgen wir verschiedene Ansätze, wenn wir über Ranking nachdenken. Aber wie alle Anbieter in diesem Geschäftsfeld gehen wir nicht zu sehr in Tiefe und Detail darüber, wie wir das tun. Natürlich ist das übergeordnete Ziel, die Absicht einer Suche besser zu erkennen, damit wir auf eine Suchanfrage die beste und relevanteste Antwort geben können.“
Erst später dementierte Microsoft auf Anfrage von ZDnet deutlich: „Wir kopieren keine Google-Ergebnisse.“ Doch da war das Kind schon in den Brunnen gefallen, Google tobte. Aber Microsoft ließ mit einer deutlichen Antwort nicht lange auf sich warten. Yusuf Mehdi, Senior Vice President der Online Services Division bei Microsoft dementierte Googles Vorwürfe in einem Blog-Beitrag und beschuldigte den Konkurrenten der Spionage: „Wir kopieren keine Suchergebnisse irgendeines unserer Mitbewerber. Punkt.“ Man habe einige der hellsten Köpfe der Welt, die sich mit Suchqualität und -relevanz befassten, und wenn ein Bewerber komme und diesen Menschen so etwas unterstelle, dann sei das einfach nur beleidigend.
„Google hat in Wirklichkeit von uns abgekupfert“
Tiefer als die Beleidigung sitzt bei Microsoft offenbar der Spionage-Angriff, den Google durchgeführt haben soll, um Microsoft an den Pranger zu stellen. Mehdi schreibt weiter: „Google hat einen Honeypot-Angriff auf uns losgelassen, um Bing eine Falle zu stellen. Einfacher ausgedrückt: Googles ‚Experiment‘ zielte darauf ab, Bings Suchergebnisse durch eine Art von Angriff zu manipulieren, der gemeinhin als Klickbetrug bekannt ist.“ Der Grund für Googles Angriff sei demnach erfolgt, weil Bing im Oktober seine Suchalgorithmen verbessert und Google deswegen Angst bekommen habe. Harry Shum, Corporate Vice President bei Bing, dreht die Sachlage gar um und argumentiert, dass Google in Wirklichkeit von Bing abgekupfert habe, nicht umgekehrt.
Die Argumentation von Microsoft klingt schwächer. Zunächst nicht zu dementieren, dann entschieden „nein“ zu sagen und dann erst den Spieß umzudrehen, klingt nicht sehr glaubwürdig. Angesichts des Vorwurfs von Shum riecht es danach, dass die Schlammschlacht noch nicht vorbei ist. Jetzt ist Google wieder am Zug.
(Jürgen Vielmeier)