Seit der Trennung von Time Warner Ende 2009 bewegt sich bei AOL wieder etwas. Der Internet-Veteran hat sich von Geschäftseinheiten wie ICQ getrennt und dafür massiv in Content investiert. Neu ist jetzt eine Partnerschaft mit Model und TV-Produzentin Heidi Klum. Klum und die Produktionsfirma Full Picture Entertainment werden Video-Beiträge, Artikel, Blogs und Bildergalerien zur Verfügung stellen. Themen sollen Mode, Schönheit, junge Familien, Kunst, Partnerschaft und Lifestyle sein. Losgehen soll es in wenigen Monaten.
Jetzt werdet ihr die nicht ganz unberechtigte Frage stellen, was – um alles in der Welt – das euch als männliche Singles interessiert, die ihr die Hauptleserschaft dieses Blogs darstellt. Nun, ihr sollt wissen, wohin es mit AOL geht. AOL-Chef Tim Armstrong hat nämlich nichts weniger vor, als AOL zur ersten Anlaufstelle für Frauen im Web zu machen. Eine Kampfansage an das Mode- und Entertainmentnetzwerk Glam. Und auch nur der Teil einer ausgeklügelten Strategie. Die kürzlich bekannt gegebene Kooperation mit Endemol geht in eine ähnliche Richtung.
Andere Angebote von AOL richten sich hingegen vornehmlich an Männer. Die beiden zentralen Blogs für Technik, Engadget und Techcrunch gehören inzwischen ebenso zu AOL. Als drittes Standbein neben Special Interest für Frauen und Männer setzt AOL zunehmend auf Service. So hat Armstrong Millionen in Patch investiert, ein Portal für Bürgerjournalismus. Übernommen wurden außerdem die Startups Thing Labs mit dem Dienst Brizzly und 5min Media. Letzere ist eine Plattform für Do-it-yourself-Videos. Insgesamt hat AOL im zweiten Halbjahr 2010 nach eigenen Angaben Partnerschaften mit mehr als 20 Content-Anbietern geschlossen, darunter auch Video-Angebote.
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Die Investitionen sind riskant. So sind gute Inhalte im Netz zwar begehert, aber nur dann lukrativ, wenn man gute Werbedeals aushandelt und viele Nutzer auf sich vereidigen kann. Das kann mit Werbe-Ikonen wie Heidi Klum gelingen. Fährt AOL die Strategie weiter, dürfte man damit zumindest lange verlorene Sympathien zurückgewinnen. AOL wird dann nicht mehr als einst größter CD-Lieferant in die Geschichte eingehen, sondern auch als Anbieter frei verfügbarer Premium-Inhalte. Und ein Teil des Umsatzes kommt nach wie vor von unerwartet großzügiger Seite: alte Kunden, die ihre Abonnements nicht kündigen.
(Jürgen Vielmeier)