Lest nicht weiter, wenn ihr schmalzige Dankesreden nicht mögt. Aber am Samstag wird der Tag kommen, an dem wir uns mal nicht über das Gesicht von Jimmy Wales ärgern oder über langsame Ladezeiten in der Vergangenheit. Auch nicht darüber, dass angeblich immer weniger Autoren mitmachen, manche mühsam verfasste Beiträge aussortiert werden und es manchmal heftige Streitigkeiten um einzelne Passagen gibt. Denn Samstag wird ein schöner Tag: Wikipedia wird zehn Jahre alt. Und das ist ein Glücksfall für das Internet, was sag ich: die Gesellschaft.
Erinnert ihr euch noch, wie es vorher war? Wollte man etwas wissen, zum Beispiel was UMTS ist, konnte man das bei Google suchen und sich so seine Informationen mühsam zusammen klauben. Man konnte in die Buchhandlung gehen und sich für viel Geld ein Buch zum Thema kaufen oder die Bibliothek aufsuchen, sofern die Heimatstadt eine hatte, und darauf hoffen, dass es ein Buch über UMTS gab und es nicht gerade ausgeliehen war. Strukturierte Informationen im Web gab es praktisch nicht. Die Wikipedia hat dafür gesorgt, dass wir nicht dumm sterben müssen. Auf der Wikipedia hatten und haben Menschen, die etwas wissen oder in Erfahrung bringen konnten, endlich die Chance, ihr Wissen weiterzugeben.
Wir müssen nicht dumm sterben
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Für Menschen, die Wissen vermitteln, ist es zum Sport und zu einem Zeichen von Ehre geworden, dies in der Wikipedia zu tun. Persönlich hat mir Wikipedia sehr dabei geholfen, meine löchrigen Geschichtskenntnisse zu vervollständigen. Und viele Sonntagnachmittage habe ich damit verbracht, mich von einem Thema zum anderen zu hangeln und einfach zu lesen. Und ich kenne viele Menschen, die genau das zum Hobby gemacht haben. Aus „Ich hab keine Ahnung“ wurde „Ich guck mal nach“. Sich kostenlos Wissen anzueignen war nie so einfach wie heute. Für viele Journalisten ist Wikipedia bei komplexen Themen ein wichtiges Nachschlagewerk geworden. Natürlich ist davon abzuraten, alles dort ungeprüft zu übernehmen, wie etwa das Beispiel Karl-Theodor „Wilhelm“ zu Guttenberg zeigt. Aber es spricht nichts dagegen, Wikipedia als Anlaufstelle zu nehmen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Und dann weiter in die Tiefe zu recherchieren.
Zeit Online hat ein interessantes Widget veröffentlicht, das Artikel anzeigt, die zurzeit bearbeitet werden. Frisch bearbeitete Beiträge, während ich diese Zeilen schreibe, sind etwa Petri-Netz, Uganda und Gesellschaft für Konsumforschung. Wir haben das Widget zur Feier des Tages auch einmal hier eingebunden:
Wikipedia hat vieles richtig gemacht. Wikipedia zelebriert Hypertext über interne Verlinkungen und Crowdsourcing über das Wissen der Massen. Wiklipedia hat die Verlage großer Nachschlagewerke zum Undenken gezwungen und deren Konkurrenzangebote praktisch überflüssig gemacht. Die englische Wikipedia verzeichnet inzwischen mehr als 3,5 Millionen Beiträge. Auf Deutsch gibt es mit 1,17 Millionen nach wie vor die zweitmeisten Beiträge, dicht gefolgt von Französisch (1,05 Millionen). Weltweit gibt es am Samstag Partys, zum Beispiel in Köln.
Zur Feier des Jubiläums suchen wir hier die interessantesten Artikel, über die ihr in der Wikipedia gestoßen seid. Ich mache mal den Anfang mit einem meiner Top-Favoriten: der Liste territorialer Scheinstaaten. Was ist euch in den letzten zehn Jahren in der Wikipedia Kurioses über den Weg gelaufen?
(Jürgen Vielmeier)