Man kann ja doch nichts ändern. Und jeder für sich, ist das nicht heute Realität? Es begann mit einem Tweet. Ein Freund, Kommunikationsdesigner, regte sich über eine Stellenanzeige auf, wie es so viele von ihnen gibt. Ein Hamburger Startup sucht einen Junior Content Manager, der praktisch perfekt ausgebildet ist und dabei kaum etwas kosten darf. So die Anzeige. In einem solchen Fall hat man drei Möglichkeiten. 1. Es ist einem egal, weil es einen selbst nicht betrifft. 2. Man macht es wie die meisten, ärgert sich, aber sagt nichts. 3. Man geht der Sache nach.
Ich bin der Sache mal nachgegangen. Das war ich mir selbst schuldig. In den vergangenen Jahren war ich selbst oft auf Jobsuche und habe mir von manchen Unternehmen einiges gefallen lassen müssen, was nicht in Ordnung war. Seit Anfang Januar bin ich nun bei BasicThinking und verantworte damit immerhin eins der meist gelesenen Blogs in Deutschland. Von hier aus kann man mehr erreichen als ein Arbeitsloser, dessen Ärger auf dem Weg durch die Instanzen ungehört verhallt.
Perfekt ausgebildet, aber darf nichts kosten?
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Die Anzeige ist von der Firma Statista, ansässig im Hamburger Zentrum, wie man selbst auf der eigenen Homepage schreibt. Statista wurde 2008 zum Startup des Jahres gewählt, erhielt 2008 den Gründerpreis der Financial Times Deutschland, 2010 den Red Herring Preis. Klingt nach einem Vorzeige-Unternehmen. Derzeit sucht Statista in einer Stellenanzeige (PDF) einen „Junior Content Manager“ unter anderem mit folgendem Anforderungsprofil:
Sie verfügen über hervorragende Englischkenntnisse in Wort und Schrift, bevorzugt Muttersprachler und Absolventen anglizistischer Studiengänge. Sie sind absolut sicher in deutscher sowie englischer Rechtschreibung/Grammatik und können komplizierte Sachverhalte prägnant und verständlich formulieren.
Eine hohe Qualifikation, aber durchaus üblich unter Absolventen. Der Lohn für diese Tätigkeit laut Stellenanzeige: 900 Euro im Monat. 900 Euro? Für eine Vollzeitstelle im teuren Hamburg. Das erschien mir wenig, sehr wenig. Also tat ich, was ich mir selbst schuldig war: Ich konfrontierte Statista mit der Anzeige, schrieb in mein Anschreiben ganz offen, dass ich die Bezahlung für gering halte und was die Gründe dafür seien.
Problem schnell aufgeklärt
Noch am selben Nachmittag rief mich Statista-Mitgründer Friedrich Schwandt an und klärte die Sache auf. Die Anzeige richte sich an „Einsteiger im Medienumfeld“. 900 Euro sei das Gehalt für ein sechsmonatiges Traineeship. Danach würde das Gehalt auf 2.000 Euro brutto und bei längerer Mitarbeit „natürlich auch noch weiter steigen“. Rund 80 Prozent der Trainees würden übernommen. Derzeit beschäftige man rund 40 Mitarbeiter, von denen nur zwei Praktikanten seien. Schwandt nannte das Gehalt „üblich für die Medienbranche. Bei Gruner + Jahr verdienen Sie nicht so viel.“
Ich muss ihm da zustimmen und bin froh, dass er die Problematik so schnell aufgeklärt hat. Die Probezeit wie ein Traineeship zu betrachten und in der Zeit weniger zu zahlen, ist zwar für den Mitarbeiter nicht optimal, es ginge aber noch deutlich schlechter. Das rückt die Anzeige von Statista in ein ganz anderes Licht.
Und die Frage ist natürlich auch immer, wie viel Geld ein Unternehmen zur Verfügung hat. Dieser Frage wollen wir hier auf BasicThinking in den nächsten Wochen nachgehen. Wir wollen die schwarzen Schafe enttarnen und sie mit damit konfrontieren. Aber wir wollen damit auch mögliche Missverständnisse aufklären und die Gründe herausfinden, aus denen manche Unternehmen am Gehalt sparen wollen und vielleicht sogar müssen. Dazu brauchen wir euren Input. Schickt uns Links zu Stellenanzeigen aus der Internetbranche, über die ihr euch besonders geärgert habt! Den krassesten Fällen wollen wir hier nachgehen.
(Jürgen Vielmeier)