Es ist schon paradox: Da findet in Las Vegas eine Hightech-Messe mit 140.000 Besuchern statt. Hauptthema ist, wie technische Geräte aller Bauart kabellos mit dem Internet versorgt werden können. Und dann kommt nur ein Bruchteil der Messebesucher überhaupt ins Internet. Die wenigen LAN-Arbeitsplätze im Pressebereich sind die meiste Zeit über besetzt, daran, sich in ein WLAN einzuwählen, ist überhaupt nicht zu denken, und selbst der Zugang über das Mobilfunknetz ist chronisch überlastet.
Wenn WLAN bei derart großen auch auch bei deutlich kleineren Konferenzen derart unbrauchbar wird, stellt sich die Frage nach einer Alternative. LTE oder WiMax? Wohl auch nur bedingt, weil die Kapazitäten einer Funkzelle bei großen Konferenzen ähnlich überlastet sind. Ziel muss es sein, die höchstmögliche Bandbreite aufzubauen und sie unter möglichst vielen Nutzern zu verteilen. Es kommt also nicht auf höchste Reichweiten an wie bei WiMax, auch nicht auf hohe Bandbreiten wie bei LTE oder WLAN. Wer auf Konferenzen ins Web geht, ist meistens weg von Zuhause und dem Arbeitsplatz, will also seine Mails checken, Statusupdates verschicken oder Nachrichten-Websites aufsuchen. Dafür braucht es nicht mehrere Mbit/s.
Es muss was Neues her
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200 kbit/s pro Nutzer dürften schon ausreichen, also EDGE-Geschwindigkeit. Die Veranstalter könnten das Freemium-Modell hierauf übertragen: bis 200 kbit/s kostenlos, wer mehr will, um etwa Videos zu streamen, soll dafür bezahlen – und dann aber auch eine Mindestgeschwindigkeit garantiert bekommen. Wichtiger ist es für das Netz, möglichst viele Teilnehmer zuverlässig zu versorgen.
Spielen wir das einmal durch, etwa mit der Re:publica in Berlin, bei der in diesem Jahr 2.700 Gäste erwartet werden. Es ist davon auszugehen, dass davon jeder mindestens ein WLAN-fähiges Gerät vor Ort dauerhaft benutzen wird. Gehen wir von 3.000 Geräten aus, die jeweils mit 200 kbit/s angebunden sind, benötigten wir bei einfacher Rechnung eine Bandbreite in Höhe von 600.000 kbit/s, also – die 1024er-Rechnung hier der Einfachheit halber einmal außer Acht gelassen – 600 Mbit/s. Mit einer intelligenten Software ließe sich die Zahl der Teilnehmer erhöhen, etwa wenn das System herausfinden kann, wer seinen Zugang dauerhaft voll ausreizt und wer seine 200 kbit/s nur zeitweilig braucht.
WLAN nicht für große Konferenzen geeignet
600 Mbit/s jedenfalls ließen sich theoretisch schon mit einigen SDSL-Anschlüssen und Access-Points realisieren. Andere Anwendungen wie Live-Streaming der Konferenz und Zugang für die Vortragenden und die Presse sollten idealerweise über ein separates Netz realisiert werden. Wenn auf der CES 140.000 Besucher zugegen sind und alle gleichzeitig ins Internet wollen, erhöht sich der Aufwand natürlich enorm. Einmal wegen der deutlich höheren Nutzerzahl, aber auch wegen der viel größeren Fläche, die abgedeckt werden muss. Als Bandbreite müssten dann bei gleicher Berechnung wie oben insgesamt 28 GBit/s zur Verfügung stehen.
Ist WLAN überhaupt die richtige Technik dafür? Eher nicht. Ein Klasse-C-Netz ist auf maximal 253 Nutzer beschränkt. In der Praxis aber dürfte ein Netz schon mit mehreren dutzend Teilnehmern an seine Grenzen stoßen. Geht man nun noch davon aus, dass man ja eigentlich hin will zur Komplettvernetzung der Gesellschaft, also dass möglichst jeder künftig mit Laptop, Tablet, Smartphone, Armbanduhr, etc. ins Netz will, reicht WLAN auf gar keinen Fall mehr. Dann muss etwas Neues her. Eine Zwischenlösung aus WLAN und LTE, ein mobiles Micro-WAN, das die oben genannten Anforderungen erfüllt oder gerne noch übertrifft. Und ich vermute, das muss erst noch erfunden werden. Wer da eine Idee hat: immer her damit!
(Jürgen Vielmeier, Bild: Trendnet)