Die Show beginnt. Die Zuschauer, mehrere tausend, im prall gefüllten Saal haben ihre Plätze eingenommen, das Licht wird gedimmt, Rockmusik ertönt, erst leise, dann immer lauter. Scheinwerfer werfen Disco-Licht in den Saal, die Bühne leuchtet hell, auf riesigen Leinwänden beginnt die Lichtshow. Herein treten, unter Applaus der Menge, nicht die Stones, auch nicht die Los Angeles Lakers, sondern Gary Shapiro.
Gary wer? Shapiro ist weder Rockstar noch Sportler oder Mario Barth. Shapiro ist Veranstalter der Consumer Electrics Show (CES) in Las Vegas und begrüßte am Mittwochabend bei der Eröffnungsveranstaltung Microsoft-CEO Steve Ballmer. Der Vergleich ist weit hergeholt, aber von Jetlag, müden Beinen und wahnsinnig vielseitigen Eindrücken geplagt, kann man das Szenario durchaus einmal durchspielen: Gadgets sind Musik und Manager die Rockstars von heute. Und so weit hergeholt – lasst euch einfach mal auf das Spielchen ein – ist der Vergleich vielleicht gar nicht.
Das Publikum will unterhalten werden
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Da wäre zum Beispiel Mooly Eden, General Manager der PC Client Group bei Intel. Aufgrund seines Akzents habe ich ihn im ersten Moment für einen Jamaikaner gehalten. Tatsächlich ist er Israeli und spielt mit seinem Akzent, setzt ihn sogar so gekonnt ein, dass das Publikum tost. Ein echter Entertainer, der mit Witz und Geist vorne steht und nicht die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zum Besten bringt, sondern Intels neue Prozessoren-Generation präsentiert. „Wenn ihr die einmal ausprobiert habt, werdet ihr nicht mehr zurück können“, meldet er gespielt sorgenvoll dem Publikum. Um grinsend hinzuzufügen: „Dann gehört ihr uns.“
Die Fanzines sind voll von Klatsch und Tratsch der Szene. Millionen lesen mit bei Klatschpostillen wie Engadget und Gizmodo sowie vermeintlich seriöseren Magazinen wie Techcrunch und BasicThinking… Die Überschrift „Das neue Tablet X hat jetzt auch einen HDMI-Anschluss, kommt im Januar, kostet 500 Euro“ ist in etwa gleich bedeutend mit „LeAnn Rimes hat sich ihre Brüste vergrößern lassen“. (Die Meldung habe ich mir nicht einmal ausgedacht.)
Steve Ballmer verschwindet irgendwann von der Bühne. Mit seiner Stimme tritt auf den riesigen Leinwänden plötzlich ein Avatar in Erscheinung, der ihm täuschend ähnlich sieht, der grinst und die Augenbrauen hochzieht. „Vielleicht liegt’s ja nur an mir“, sagt der oben kahlköpfige Ballmer, als er die Bühne wieder betritt. „Aber ich finde, der Typ da auf der Leinwand hat nur noch ziemlich wenig Haare gehabt.“ Gelächter im Publikum.
Mehr Besucher als ein Festival
Smartphones, Fernseher, Autokonsolen, HDMI-Stecker – sie werden nicht mehr einfach in einer langweiligen Pressekonferenz den Zeitungsjournalisten vorgestellt, sie werden in einer Show präsentiert, die nicht minder unterhaltsam ist wie die eines der alternden Künstler wenige hundert Meter weiter auf dem „Strip“. Es verirren sich natürlich auch ein paar Leute über 40 auf die Show, aber die große Masse ist jung, um die 30, trendig, mit Herz bei der Sache. In langen Schlangen warten sie vor den „Konzerten“ auf Einlass.
Wenn dann auch noch Toshiba den Zugang zum Showroom seines brillenlosen 3D-Fernsehers von Türstehern kontrollieren lässt und sich niemand darüber wundert, dann ist die Indizienlage klar: Gadget ist das neue Rock’n’Roll. Am Sonntag fahren sie wieder nach Hause in ihre New Yorks, Frankreichs, Chinas der Welt: die Fans der Show. 130.000 sind erwartet worden, realistischer dürfte die Zahl 150.000 sein. Beim ähnlich langen „Rock am Ring“ waren es im vergangenen Jahr nur 86.000.
(Jürgen Vielmeier)