Nach dem GAU mit dem KIN gab man sich bei Microsoft ganz zuversichtlich, schnell wieder in die Spur zu finden und mit Windows Phone 7 schon bald erste Erfolge feiern zu können. Man wolle aus den Fehlern lernen, die mit dem Social Phone gemacht wurden, sich stärker fokussieren und darum bemühen, ein Gerät herzustellen, das die Leute haben wollen, so Steve Ballmer. Neben einer überzeugenden Optik sollte dem Microsoft-Chef zufolge auch die zeitsparende „glance and go“-Experience des Phones dazu beitragen, die ja in den ersten Werbe-Spots so stark in den Vordergrund gerückt wurde. Meine Einschätzung lautete seinerzeit: „Was aber auf der Messe schon fehlte und heute immer noch fehlt, um vor allem mit Apple und Google auf Augenhöhe um die Vorherrschaft auf dem Mobilfunk-Markt kämpfen zu können, ist ein ausreichend großes Portfolio an Apps. Microsoft wird sich bemühen müssen, möglichst schnell möglichst viele Entwickler davon zu überzeugen, Anwendungen für Windows Phone 7 zu programmieren.“ Das ist offenbar geschehen.
Wie ihr der oberen Grafik entnehmen könnt, liegt die Zahl der im Marketplace verfügbaren Apps aktuell bei 4.557. Der Seite WP7 Applist zufolge, die alle erdenklichen Statistiken zu Microsofts App-Angebot zur Verfügung stellt, wurden allein in den vergangenen 24 Stunden 74 neue Anwendungen hinzugefügt. Das sind durchaus beeindruckende Zahlen, sowohl für sich betrachtet als auch im Vergleich mit der Konkurrenz. Ebenfalls in der erwähnten Grafik eingezeichnet (rot markierte Kurve) ist nämlich das Angebot des Apple App Store. Es ist leicht zu erkennen, dass dessen großer Vorsprung seit dem Launch des Redmonder Pendants geschmolzen ist und die beiden Kurven sich nun deutlich angenähert haben, wenngleich Apples Kurve eine stärkere Tendenz nach oben aufweist.
Die sehr positive Entwicklung des Microsoft Marketplace beeindruckt auch die Kritiker. „Dass der Windows Phone 7 Marketplace bereits zwei Monate nach seinem Launch über die Zahl von 4.000 Apps verfügt, muss als einer der stärksten Ramp-Ups der letzten Zeit angesehen werden, so IDC-Analyst Al Hilwa, dessen Haus zuletzt mit der Prognose auf sich aufmerksam gemacht hatte, im Jahr 2014 würden knapp 80 Milliarden Apps für 35 Milliarden US-Dollar Umsatz sorgen. Und er fügt hinzu, dass Microsoft dieses Ziel schneller erreicht hätte, als Google mit dem Android Market, „bei dem es von Oktober 2008 bis März 2009 dauerte, um auf das gleiche Level zu gelangen.“
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Beeindruckt von dieser Leistung und dem Umstand, dass Microsoft mittlerweile zehn verschiedene Smartphone-Modelle in 30 Ländern anbietet, äußert sich Hilwa sehr zuversichtlich über die Zukunft des Marketplace: „Ich wäre nicht überrascht, wenn Microsoft Mitte des nächsten Jahres das drittgrößte App-Portfolio der Branche aufwiese“.
Bis dahin ist es aber sicherlich noch ein langer Weg für die Redmonder und einiges an Überzeugungskraft nötig, um die Zahl der derzeit knapp 15.000 Entwickler an Bord weiter zu steigern. Ich bin gespannt, ob es weiterhin vor allem die Spiele-Entwickler sein werden, die Microsoft für sich gewinnen kann. Laut WP Applist machen Games nämlich aktuell 22 Prozent der Apps aus, die für das Windows Phone 7 verfügbar sind, deutlich mehr als beispielsweise Entertainment oder Lifestyle (siehe Grafik). Das ist nicht erstaunlich, besteht ein Hauptfeature des Geräts doch in der Verquickung mit Xbox Live. Die Frage ist halt nur, ob Microsoft das Smartphone als „Spielzeug“ etablieren kann. Bricht nämlich dieser Teil der Entwickler-Community weg, könnte der rasante Aufwärtstrend des Marketplace stark abgebremst werden.
(Marek Hoffmann / Grafik)